Wie Alex war ich am 24.10. bei dem Konzert von Brian Eno mit dem Baltic Sea Philharmonic in der Philharmonie, Berlin. Ich kann einerseits seinem Post kaum etwas hinzufügen, andererseits habe ich doch einiges anders gehört, deswegen hier noch einmal eigenständig… los ging es schon einmal magisch: angeführt von den Querflöten, denen auch die ersten tastenden Töne gehörten, kamen die Musiker des Kammerorchesters leise auf die Bühne. Während des ganzen Konzerts bewegten sie sich dort scheinbar frei und wurden von dem ‚Dirigenten‘ (auch auf mich wirkte er wie ein Animateur) Kristjan Järvi in unterschiedliche Konstellationen zusammengeführt. Eno, der als letzter sehr unauffällig die Bühne betrat, stand neben einigen anderen Musikern (Percussionisten, Sänger, Gitarrist, Laptop,…) auf einer zweiten Ebene.
Die ersten Hälfte des Konzerts gehörte The Ship, einem Werk das mir weitgehend unbekannt war, ich hatte es bei Erscheinen nur einmal gestreamt – zwar für gut befunden, aber mein Geld dann für andere Alben ausgegeben. Die 45 Minuten gingen schnell vorbei. Schroffe Klanglandschaften, von idyllischen Lichtungen unterbrochen wurden, um dann zu verwirbeln; immer wieder fanden neue Instrumente in neue Konstellation zueinander, die aber immer nur kurz zusammen blieben. Wave After Wave After Wave… Die Flüchtigkeit war aber immer spannend, nie beliebig; eine große improvisatorische Anstrengung der Musiker und sicher eine besondere Leistung des Dirigenten.
Für mich waren die Songs der zweiten Hälfte der Höhepunkt, also ab I‘m Set Free. Eno war zwar etwas erkältet und dadurch nicht im Vollbesitz seiner Stimme, aber das tat der Magie keinen Abbruch. Die Art und Weise wie das Orchester bei den Pop Stücken – zwei von Another Day On Earth, zwei von Forevernomore,dazu By This River – eingesetzt wurde, hatte nichts zuckriges, kleberisch-kleisterhaftes – kein elegischer Hustensaft für Enos heisere Stimme. Die Musiker schufen kleine Partikel, Töne, die atmosphärisch durch die Stücke schwebten, eine zusätzliche Klangquelle, um neue Räume zu erschließen. Apropos: der Klangraum eines Konzertsaals ist etwas ganz besonderes, auch wenn ich für perfekten Raumklang etwas zu weit seitlich saß. Die Freude der Musiker war jedenfalls ansteckend, die stehenden Ovationen am Ende mehr als verdient.