Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

 

Der Flaneur streift durch den Park der Melodien, sein Hund ihm immer ein paar Schritte voraus. In einem Weidenkorb hat er ein Arsenal bunter Flaschen und alter Dosen, die er mit allerlei Fundstücken füllt: Tautropfen, Streicherklänge, Steine, lange Echos, Blumen und Gräser, Klarinetten und Stimmen, Spinnweben, weiche Klaviertöne, Sternenstaub. Seine Schritte lenken ihn durch Heckengänge, am Strand entlang, vorbei am Skelett der alten Dorfkirche, über Wiesen und Felder zu der uralten Anlage mit dem großen Seelenstein, an dessen Öffnung immer ein Melodiefragment auf ihn wartet. Die Randbezirke der Anlage sind karg, dort findet er nur einzelne Töne, Klangfetzen, körnigen Sand. Zu Hause in seinem Kotten angekommen, macht er sich eine Tasse Tee mit Honig, bringt die Fundstücke in das Studio, stellt sie einander vor und beobachtet ihr Zusammentreffen, während der Hund es sich in dem mit Lammfell ausgelegtem Korb gemütlich macht. 

 

This entry was posted on Mittwoch, 4. Oktober 2023 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

5 Comments

  1. Olaf Westfeld:

    https://youtu.be/T626DHzd-mM?si=KUicx6Ol4wfK9mGI

  2. Michael Engelbrecht:

    Was für ein wunderbares Album kommt da am 13. Oktober bei der DGG heraus! THE SKIES THEY SHIFT LIKE CHORDS. Das Interview zur Lp / Cd lässt einem den Menschen Roger Eno etwas näher kommen. Ohne Brimborium.

    Man ahnt leicht seinen guten britischen Humor, und sicher auch einen melancholischen Zug (da spricht die Musik dieser Platte sowieso Bände!). Aber, wer sie hört, braucht nicht den Nachsatz von der „erhebenden“ statt der erstarrten Melancholie.

    Roger Eno kennt jeden Küstenstrich seiner Heimat Suffolk, und es war spannend, noch im alten Jahrhundert eines der schönsten „travel books ever“ zu lesen, das in eben in die Räume dieser Grafschaft vordringt, „Die Ringe des Saturn“, von W.G. Sebald.

    Wie überrascht war ich damals, überhaupt zu erfahren, dass es einen Roger gibt, als er erstmals auftauchte, mit seinem Soloalbum VOICES (mit Brian und Daniel an seiner Seite) und, sowieso, dem „Ambient-Klassiker“ APOLLO, dem die Drei mehr als drei Jahrzehnte später ein nahezu ebenbürtiges Werk an die Seite stellten. Das erste übrigensm wenn mqn so will, analog, das zweite digital (man schickte sich files, statt sich in die Augen zu sehen beim Spielen – geht doch:) )

    Bei meinem ersten Interview erzählte er mir, wie sehr er Vaughn Williams‘ LARK ASCENDING liebt. So lernte ich die englische (Neo)-Romantik kennen. Naturklanginspirationen finden sich allemal auch hier, auf der neuen Platte.

    Mir kommt es vor, als würde ich mit jedem Hören etwas tiefer in diese nahe ferne Welt rund um Woodbridge gelockt. (Ein anderes, famoses Album des Herumstrieifens in englischen Gefilden heisst COMMON ONE, von Van Morrison.

    Always the same coasts, always something to discover. Simple as that, profound as this.

    Und es dauert eine ganze Zeit, auf Seite 1 von THE SKIES THEY SHIFT LIKE CHORDS, bis man den ersten guten alten Klavierton vernimmt. (Das hat doch was, wie er in dem kleinen Filmchen von seinem Klavierlehrer erzählt!)

  3. Michael Engelbrecht:

    Nachklapp:

    Die DGG schickte mir vorab zweimal Vinyl von Rogers Opus, und eines davon übergab ich Olaf im legendären Restauranf Robert am Rheinufer.

    Vorhin mailte er mir, und ich traue mich mal daraus zu zitieren:

    „The skies they drift like chords – wirklich schönes album! Immer bevor es zu schön wird, gibt es ein gutes Geräusch, einen Bruch… I like it! Top Ten 2023 (wobei: keine Ahnung, wie viel Musik ich aus 2023 gehört habe, das meiste waren ja Second Hand Käufe oder Reissues).“

    So ähnlich empfinde ich es auch. I like the darkness in it as well. Ich sage: Top Twenty😉

  4. Olaf Westfeld:

    Insgesamt eine sympathische Erscheinung, Roger Eno, kam auch schon in dem Mitschnitt vom Konzert bei der Akropolis durch.

    https://www.arte.tv/de/videos/104857-000-A/brian-eno-roger-eno/

    Und stimmt: Common One driftet auch… aber ein anderes Terrain, zwar auch very British und auch eher countryside, aber… ach, noch mal nachhören.

  5. Michael Engelbrecht:

    Bei diesem Konzert wäre ich auch zu gerne gewesen:

    https://www.manafonistas.de/2023/04/17/this-floating-world/


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