„The Horse“ is a musically branching, adventurous journey through, well, horse worlds and human worlds. Whether you have a lifetime of experience with mustangs, remember the aching buttocks of your first riding lessons, or have come close to these magnificent animals, especially in films and series, from Fury to The Horse Whisperer, it doesn’t matter.
Matthew Herbert had new instruments built from horse bones in advance, enriching the traditional instrumentarium of electronica, jazz, field recordings, chamber music, ans all the in-between spaces – the music can easily lift you out of the saddle. Amazing what comes out on Modern Recordings, from Daniel Lanois‘ magical piano album to Rickie Lee Jones‘ existential (!) trip through the American Songbook.
01. Fire! Orchestra: Echoes (1) 9.5
02. Matthew Herbert: The Horse (2) 9.4
03. Califone: Villagers (-) 9.0
04. Paul St. Hilaire: Tikiman Vol. 1 (11) 8.6
05. Natural Information Society: Since Time Is Gravity (5) 8.5
06. Craven Vaults: Standers (-) 8.3
07. The Necks: Travel (4) 8.3
08. Rickie Lee Jones: Pieces of Treasure (-) 8.3
09. Lankum: False Lankum (9) 8.3
10. Seb Rochford & Kit Downes: A Short Diary (10) 8.2
11. Josephine Foster: Domestic Sphere (-) 8.2
12. Tinariwen: Amatssou (-) 8.1
Eine kleine Zusatzbemerkung: es ist interessant zu sehen, wie sich eigene Favoriten wandeln oder sich unter den ersten 12 behaupten. Ein Wechselspiel von aufflammender Begeisterung, vorübergehender Beruhigung, „growers & sinkers“, etc. – zuweilen erweisen sich nicht mal Tiefenwirkung und Oberflächentaumel als trennscharf (durchaus eine Parallele zur Liebe auf den ersten Blick). Platten, die erst mal aus der Parade herausgefallen sind, können durchaus im Laufe des Jahres wieder auftauchen – die nächste „hot list“ Ende Juni.
Die Musik von STANDERS ist verblüffend ohne Ende, mit all ihren Echos und Eigenheiten. „Meers & Hushes“ hat die melancholische Anmut einer liebeskranken Folk-Ballade, während die hüpfende Basslinie von „Severals“ fast luftig ist. Fügt man der aufsteigenden Euphorie von „Sun Vein Strings“ einen stampfenden Beat hinzu, könnte man sich vorstellen, dass die Leute in der Morgendämmerung auf einem Feld dazu tanzen. Ich zitiere Sam Richards aus UNCUT, übersetzt und leicht remixt:
„Die Ikonographie von Craven Faults widersetzt sich der üblichen Darstellung von Synthesizer-Musik als futuristisch, spacig oder psychedelisch. Und das aus gutem Grund – diese Tracks fühlen sich erdig und urwüchsig an, als wären sie von unten ausgegraben und nicht aus dem Kosmos heruntergebeamt worden. Die Präsentation ist ein kluger Schachzug, der die Fantasie anregt, während sich diese monolithischen Stücke entfalten. Aber es ist nicht wie bei einer konzeptionellen Kunstausstellung, bei der man die Erläuterungen in der Galerie braucht, um den Sinn der Ausstellung zu verstehen. Trotz der asketischen Atmosphäre handelt es sich hier um viszerale, emotionale Musik, die eher in der weißen Hitze des Rock’n’Roll und Post-Punk als in der akademischen Avantgarde geschmiedet wurde.“
(Und, wenn möglich, besorgt euch die Doppel-Vinylausgabe in Dunkelgrün. Nasses Moosgrün. Bei JPC fliegen noch ein paar rum.)
„Faults selbst verweist auf „Tomorrow Never Knows“, „Radioactivity“ und „Sister Ray“ sowie auf Charles Ives‘ „The Unanswered Question“, ein eindringliches Stück zutiefst existentieller Musik für Streicher, Flöten und Trompete, das 1946 uraufgeführt wurde. Stellt man sich auf die richtige Frequenz ein, hört man alle möglichen anderen – vermutlich unterbewussten – Resonanzen: das Hauptriff, das „Sun Vein Strings“ einläutet und wie eine synthetisierte Version von „TV Eye“ klingt; die flüchtige Ähnlichkeit von „Odda Delf“ mit Radioheads „Street Spirit“; das schräge „Pling“ in „Hurrocstanes“, das einen plötzlich an „Superfly“ denken lässt.
Aber das Schöne an Standers ist,
dass es dazu einlädt, diese Blitze der Transzendenz des 20. Jahrhunderts
in einem viel längeren Kontinuum zu betrachten,
das sich bis in den Nebel der Zeit zurück erstreckt.
Stellt man den Ton wieder ab,
hört man nur noch das leise, langsame Knirschen
der Verwerfungssysteme, die unendlich unter unseren Füßen knirschen.“