Manafonistas

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2023 26 Mrz

Ein unglaublich schlechter „Klassiker“

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 3 Comments

The cruelest of comedies, ‚After Hours‘ makes me laugh so hard I can barely breathe. Not everybody has that reaction, though. (Sean Burns, serious film critic)

Es ist leicht, einen blöden Film zu verreissen. Einmal in den letzten Tagen zappte ich rum, und landete bei einem Kinostreifen mit dem jungen Johnny Depp. Und meine Kritik von dem, was ich dann sah, bis ich den Quatsch ins Nirvana beförderte, hätte so begonnen. „Houston, we have a problem: The Astronaut‘s Wife“. Der superdoofe Film ist auch bei Rotten Tomatoes im grossen Stil durchgefallen. Nun nenne ich euch einen Film, der viel gefeiert wurde und wird, auch bei Rotten Tomatoes, und der bald bei Criterion eine edle Neuausgabe erhält. Viel Spass.

 

 

Der Film wurde als „little gem“ hochgejazzt, als „masterpiece of its own kind“, auch für sein angeblich furioses Ende – und eine Frage, die heute gelegentlich mal aufkommt, ist, ob er gut gealtert sei. Auch auf diese Frage habe ich eine klare Antwort. Nein! Ich  sah ihn damals, 1985 (?), als er, vielgefeiert als schwarze Komödie des Meisters, in die Kinos kam, und fand ihn nicht so dolle. Hatte das aber weitgehend vergessen – gab ihm also eine neue Chance. Da fielen mir die berühmten Schuppen von den Augen: der Film war damals schon grottenschlecht, Herr Ballhaus an der Kamera konnte da auch nichts ändern. Der Regisseur sah in dem Film eine Art Jungbrunnen, der ihm bewiesen habe, dass er es noch drauf habe. Gottogott.

After Hours – Die Zeit nach Mitternacht“ scheint mir nicht weniger superdoof als der erwähnte Astronautenhirnfick. Angeblich hat dieser „kafkaeske Alptraum“ auch Scorseses Abneigung gegen die Kunstszene zum Thema – soso. Ich habe selten einen bescheuerten Film gesehen, der so viel Beifall erhalten hat.  Jede Figur ist karikaturenhaft dargestellt, alles ist komplett überzogen und albern, keinen Moment kommt so etwas wie ein Hauch von einem Anflug von „suspense“ auf.  Die Dialoge sind an den Haaren herbeigezogen, und dann klappt das mit den Songs aus der Jukebox eben auch nicht.  Obwohl Peggy Lees „Is That All There Is?“ pure Magie ist (und genau die Frage, die man diesem depperten Film stellen muss).

Das vielgelobte Finale ist leider auch nur klamottig. Aber komplett ohne den Witz und Charme von Laurel & Hardy. Übrigens habe ich nicht einmal gelacht, mich kolossal gelangweilt, und nur einen kurzen Moment mal geschmunzelt, ganz zu Anfang, bei der Sache mit Henry Miller und Rosanna Arquette im Diner. Immerhin. Und wenn mir einer erzählt, ich hätte den doppelten, auch mythologischen, Boden nicht mitbekommen, dann ist schlussendlich doch mal ein Anlass gefunden für eine zwerchfellerschütternde Lachattacke. Ja, klar, die Unterwelt! 😂 Jedenfalls ist dieses Opus  nun Teil meiner Liste der „zehn schlechtesten Filme aller Zeiten unter den vielgelobten“. In bester Gesellschaft von „Der letzte Tango von Paris“, „Das grosse Fressen“, „Händler der vier Jahreszeiten“,  und anderen „Knallern“.

This entry was posted on Sonntag, 26. März 2023 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

3 Comments

  1. Ursula Mayr:

    Hä? Mythologischer Boden bei after hours?

  2. Michael Engelbrecht:

    Ja, habe ich gelesen Hades und so.

  3. Michael Engelbrecht:

    Heute in der ARD und dann in der Mediathek:

    DER WEISSE KOBOLD

    Marvin Krens verrückter Nacht-Trip durch Wien: In „Der weiße Kobold“ (ORF, BR – Lotus-Film) erlebt ein deutscher Speditions-Disponent (Frederick Lau) ein surreales Abenteuer an der Seite einer furcht- und ruhelosen Künstleragentin (Maya Unger). Die Thriller-Komödie ist eine Wiener Reminiszenz an den New-York-Klassiker „Die Zeit nach Mitternacht“ (OT: „After Hours“) von Martin Scorsese – ein visuelles und musikalisches Vergnügen unter reger Beteiligung von Krens Freunden und Familie, gedacht auch als freimütige Promotion für den Wiener Künstler Martin Grandits. Der Humor ist speziell: selbstreferenziell, albern, absurd. Und die wienerischen Dialoge sind für deutsche Ohren bisweilen eine Herausforderung.

    Zitat Tittelbach

    🤣🤣🤣

    Ich gucks bestimmt nicht, entdeckte es nur zufällig. Ich sag ja, der Film hat Fans.


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