Fortsetzung des Blogeintrages „At The Marquee“ (1) vom 26. Februar.
Ja, lieber Michael, alter Freund, gerne steuere ich eine kleine Erinnerung von meinen Marquee Besuchen bei.
Es war ebenfalls 1970, ich hatte gerade mein Abi gemacht und gönnte mir einen London Trip zur Belohnung. Ich war am Vortag in London angekommen mit Ruckdack und Schlafsack und war mit meinem Schulfreund Peter am Trafalgar Square verabredet. Wir wollten uns ein paar Tage in London herumtreiben, aber ich habe umsonst gewartet. Später habe ich dann erfahren, dass er eine Woche zuvor einen Autounfall in Katalonien hatte und in einem Krankenhaus lag.
Abends bin ich dann nach Soho in den Marquee gegangen um Blodwyn Pig zu hören. Bereits ein Jahr zuvor hatte ich dort Yes gehört, ein tolles Konzert. Der Marquee war damals das Sprungbrett für die angesagten Newcomer Bands auf dem Weg zur Karriere. Nun, es war nicht das erhoffte Highlight, unerträglich laut und unerträglich eng, gefühlt 1000 Leute in dem überschaubar großen Marquee Club. Ich muss gestehen, dass ich zur Hälfte des Konzerts die Segel gestrichen habe und das Weite gesucht habe. Zuviel Stress für einen Schwarzwälder Bub. Nach Fish und Chips, zu mehr reichte das Budget nicht, habe ich mir dann eine Platz zum Schlafen gesucht und ihn in einem der Parks, ich glaube im Regents Park, gefunden. Alle Parks waren damals voll mit Hippies. Eine unbeschreibliche Atmosphäre!
Ich war gerade dabei meinen Schlafsack auszurollen, als sich eine sehr junge Frau zu mir gesellte. Sie war sehr gut bürgerlich gekleidet, und sie hatte einen übergroßen Rucksack dabei, darauf noch eine riesigen Schlafsack. Wie sie mir erzählte, hatte sie zwei Tage zuvor geheiratet und – dummerweise danach – kalte Füße bekommen und wollte einfach nur weg. Ich hab sie dann mit meinem Schulenglisch getröstet und ihre Stimmung hellte sich zunehmend auf. Zweimal wurden wir in dieser Nacht von der Polizei vertrieben, nur um uns dann 100 Meter weiter wieder hinzulegen. Sie hat mich dann gefragt, ob ich sie mit nach Deutschland nehmen würde. Meine Antwort muss dann doch etwas zögerlich ausgefallen sein. Wir sind dann nebeneinander in unseren Schlafsäcken eingeschlafen, keine weitere Störung durch die Polizei. Als ich am Morgen aufwachte, war sie weg und ich hatte ein schlechtes Gewissen. Seltsam, diese Geschichte hat mich eigentlich nie richtig losgelassen.
Lieber Micha, das ist nun kein Report über ein Konzert im Marquee geworden. Ich habe dann zwar im Marquee auch noch King Crimson erlebt, ebenfalls laut und eng, aber auch faszinierend schön. Aber das ist eine andere Geschichte.