Ich war lange nicht mehr abends ausgegangen, die 20er Jahre boten dafür ja auch eher wenig Gelegenheit. Ohne je dort gewesen zu sein, war der Ort mir seltsam vertraut: niedrige Decken im Keller einer ehemaligen Grundschule, ausrangierte Sofas und Sessel, ein zu einer Bar umfunktionierter Konditoreitresen, ein kleines DJ Pult in einer Ecke, gegenüber einer winzigen Bühne. Der LSD Barde begann um halb zehn (als Michael gerade mitten in den JazzFacts war) gemeinsam mit seinen drei Musikern zu spielen. Die Musik war lässig, die Songs wurden nur notbedürftig an den Fugen zusammen gehalten, das Saxophon steckte im Mundwinkel, die Bassistin kauerte auf ihrem Verstärker. Geboten wurde eine beglückende Mischung aus Mantren und DIY Jazz, mit Alabaster DePlume als überaus sympathischen, kommunikativen und humorvollen Frontmann. Sein ohnehin schon gutes Album macht seit dem Konzert noch mehr Spaß. (geschrieben von Olaf Westfeld, irgendwann 2022)
Die Basis der allermeisten Songs hier ist von einem ebenmässigen Schleichtempo, die Gesänge von Alabaster trauen sich was, und wir könnten freiweg von einem herzfrischenden Update des „spirituellen Jazz“ reden, wenn man so frei ist, jenseitige und andere religiöse Wallungen beiseite zu lassen, und den hier wirksamen Humanismus als tiefe Klangmassage in sich eindringen zu lassen. Tatächlich sind die „vibes“ näher an Dadwah und Nyabingji dran als an Pharoah Sanders „Karma“. Schlurfen vor der Erleuchtung! Es ist ein Doppelalbum wie geschaffen für die gute alte Tante Doppel-Lp. In vier Einheiten zu verkosten, nicht am Stück. Let‘s sing and whisper of love, with a twist. (hingehuscht von M. E. an einem der letzten heissen Sommernachnittage, und gewiss eines der drei Alben meines Jazzjahresrückblicks im DLF)