Wer heutzutage wirklich gute Kunst ansehen möchte, fährt entweder nach Amsterdam ins Stedelijk oder ins Museum Barberini in Potsdam – aber nicht auf die Documenta. Wer sich näher mit der Geschichte der Documenta beschäftigen will, empfehle ich das Buch: Der Kunstkrieg von Heiner Müllmann. Darin wird geschildert, wie die CIA-MoMA Connection die Kunst als Waffe im Kalten Krieg einsetzte. Die amerikanischen Maler, Rothko oder Pollock, wurden besonders von der CIA gefördert. Jetzt sind sie zusammen mit anderen Künstlern in der großartigen Ausstellung über internationale Abstraktion nach 1945 im Barberini in Potsdam zu sehen.
Es ist eine außergewöhnliche Schau. Die Hängung der riesigen Tableaux ist fantastisch gelungen. Sie vermittelt dem Besucher die Weite der amerikanischen Landschaft. Selten hängen mehrere Kunstwerke an einer Wand. Mit Raum wird großzügig umgegangen. Jedes Gemälde ist anders und doch ist ihnen eins gemeinsam: sie bilden nicht die Wirklichkeit der 1940er Jahre ab. Die künstlerische Avantgarde drückte mit Farbklecksen, Feldschlieren, großen Farbflächen oder nur “Schwarz auf Schwarz“ (Ad Reinhardt) ihre Gefühle aus. Sie verstanden ihren Malstil als Ausdruck ihrer künstlerischen Freiheit. Neben den bekannten Künstlern wie Jackson Pollock, Mark Rothko, Barnett Newman oder Willem de Kooning als Vertreter des amerikanischen Expressionismus, gab es einige Neuentdeckungen für mich, die dazu führten, dass ich mehrmals das Barberini besuchte.
Wenn ich mal hier für die Listenliebhaber eine Aufstellung meiner five faves machen darf:
1. Winfried Gaul
2. Maria Helena Viera da Silva
3. Hans Hartung
4. Jean Degottex
5. Iaroslav Serpan
An meiner Liste lässt sich leicht erkennen, dass die amerikanischen Expressionisten nicht zu meinen ganz großen Lieblingen gehören. Tatsächlich interessierten mich stets mehr die Maler des Informel. Ihre Formen waren auch sehr frei, der Umgang mit Farbe manchmal über den Bildraum hinaus. Wirklich schade ist, dass meine Fotos der großen Color Field Paintings nur einen schwachen Ein /Abdruck geben können. In Helen Frankenthaler’s BLAUE BLASE versinkt man vollkommen, ebenso bei Lee Krasner: DURCH BLAU.
Für mich ein Rätsel- oder Geheimnisbild ist in dieser Ausstellung das Werk N.Y.#7 von Hedda Sterne. In diesem Kunstwerk habe ich mich vollkommen verloren. Ein Gefühl wie es Neil Young besingt: in the desert you don’t remember your name.