Manafonistas

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2022 1 Juni

Af Ursin: Trois Memoires Discrètes

von: Manafonistas Filed under: Blog | TB | Comments off

Auf diese unfassbare und unfassbar verführerische Schallplatte kam ich durch „Mr. Stunning“ von „45rpm audiophile“. Es finden sich nur wenige Echos darauf im Netz, ein Werk  aus dem Jahre 2012, das die Grenzen von Musik, Nicht-Musik, und Stille auslotet – und dabei durchweg fasziniert. Eines dieser wundervollen Stücke Musik, die unter dem Radar des Angrsagten ihr ganz besonderes Niemandsland erkunden. Klanghorizonte pur. Oder sowas wie „Obscure Records No. 11“.  (m.e.)

 

Timo van Luijk, ein Spezialist für ruhige Töne, legt zum 10-jährigen Jubiläum eine Neuauflage seines introspektiven, kammermusikalischen Meisterwerks „Trois Mémoires Discrètes“ vor. Die halb beleuchteten Nocturnes, gespielt von Flöte, Blechbläsern, Orgel und kaum wahrnehmbaren Concrète-Bearbeitungen, gehören zu den mühelosesten Stücken in seinem geschätzten Katalog. Dies ist ein ganz besonderes Album. In eine Art Nebel gehüllt, gelingt es Van Luijk im Laufe der 40 Minuten, ein Gefühl von verlorener Weite zu erwecken, das die Augenlider auf Halbmast stellt. Wenn man es zum ersten Mal seit Jahren wieder anhört, fühlt es sich an, als würde man in einen halb vergessenen Traum zurückkehren, mit einer Mischung aus instrumentaler Haptik (Englischhorn, Flöte, Schlagzeug, Kontrabass, Hammond-Orgel) und elektroakustischer Zauberei, die die Lichtverhältnisse im Hörraum wie in  barometrischer Alchemie neu austariert.  Aufgeführt, abgemischt und aufgenommen zwischen 2010 und 2012, befindet sich das Album mit seiner exquisiten Ausgewogenheit an dem Punkt, an dem klassische und zeitgenössische Kreise in ihre eigene Form einfließen. Vielleicht ist es die schlichte Einfachheit der Aufnahme – das umwerfende, natürlich hallende Englischhorn im 18-minütigen Opener „Sylphide“ zum Beispiel oder die nackte Flöte, die „Taciturne“ prägt -, die mit gerade genug Umgebungsdruck behandelt wird, um das Geschehen mit einem tiefen Gefühl der Unsicherheit zu durchdringen. Wo-bin-ich-Musik. Die Kompositionen sind eindringliche Szenen für sich, geschickt durchdrungen von einer Schauer der Materialität. Die rauchigen Hörner und das lyrische Organ haben uns – wenn auch nur für einen Moment – in einen Raum geistiger Stille versetzt, wie wir ihn schon lange nicht mehr erlebt haben.

(Boomkat HQ)

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