Allzu sympathische Typen hat er nicht immer gespielt, aber er zählte stets zu meinem knappen Dutzend geschätzter und gern gesehener Schauspieler aus Amiland, neben Willem Dafoe, Kevin Costner, Billy Bob Thornton, Clint Eastwood, Jeff Bridges, John und William Hurt, solchen Kalibern. Was für eine Freude, jüngst den alternden Kevin Costner in den ersten zwei Staffeln von „Yellowstone“ zu erleben! Und nun also „The Sinner, season 4“. Die gute Nachricht, man kann diese Staffel unabhängig von den vorhergehenden sehen – hier und da ein Flashback zur dritten (der einzigen leicht enttäuschenden) Staffel, der aber nur eins verdeutlicht – Bill Pullman aka Harry Ambrose schleppt einige Traumata mit sich herum – und ob es klug war, sich aus seinen Antidepressiva rauszuschleichen, vor der Urlaubsreise an die Küste mit seiner neuen Liebesgefährtin (einer Malerin, die bereits manche Düsternis mit Harry teilte), sei dahingestellt. Aber ein „alter Hut“, von Maigret über Sherlock Holmes bis hin zu Detektiven der Moderne – ein Reich der Schatten öffnet sich auch da, wo man am liebsten nur Seelenfrieden erleben möchte. Es gibt eine Szene ganz zu Anfang: Harry spricht small talk mit seiner Freundin und einer Frau aus dem Inselkaff in einem Restaurant – auf einmal packt Harry eine innere Unruhe, und er hastet ans Meer. Als er dort mit einer jungen, leicht verloren wirkenden Frau, ins Gespräch kommt, ahnen wir nichts Gutes. Und es kommt, wie es kommen muss. Die bleiche Weltverlorene scheint sich vor Harrys Augen (selbst der Zuschaeur darf sich nicht sicher sein, ob das hier real ist oder Traumgespinst) vom Leben zu verabschieden. Die alten Dämonen seiner Schlaflosigkeit kehren zurück – was nun? Der unlängst in der Rente angekommene Harry helfen, diesen Fall zu lösen (die Dorfpolizisten sind tatsächlich nicht die hellsten Kerzen auf der Torte) – oder nur tiefer in eigene Abgründe geraten. Es steht zu befürchten, dass beides passieren wird. Auf jeden Fall lohnt es sich, Bill Pullman auf seinen Wegen und Irrwegen zu folgen – ein meisterliches Minenspiel, ein Blick, der in Sekundenbruchteilen von Seelenruhe in Panik wechseln kann, suspense in jeder noch so stillen Szene. Die schockierenden Momente werden uns umso kälter erwischen. Mutmasse ich mal. (🎩🎩🎩🎩)
2014 31 Dez
Bill Pullman und die erste Folge der vierten Staffel von „The Sinner“ auf Netflix
von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | Tags: Pilotfolgentests, TV Serien | 24 Comments
24 Comments
-
Chrissie:
Ich kenne Pullman nur aus „Independence Day“ als Präsidenten, eine Rolle die ihm wahrlich nichts abverlangte. Der Film dagegen war visionär, die Szene beim Angriff auf das Empire State Building ähnelte sehr stark dem was 5 Jahre später passierte. So mancher der unvorbereitet am 9.11.2001 nach Hause zum laufenden Fernseher kam wunderte sich erst einmal warum das jeweilige Familienmitglied mitten am Tage „Independence Day“ guckte.
-
Michael Engelbrecht:
Statt Sterne:
🎩🎩🎩🎩🎩
🎩🎩🎩🎩
🎩🎩🎩
🎩🎩
🎩Mit halben Hüten natürlich auch, z.B.:
🎩🎩🎩1/2 -
Michael Engelbrecht:
Guter Film mit Bill:
THE LAST SEDUCTION
„An efficient film noir with a clever plot and an extremely diabolical femme fatale played by a very inspired Linda Fiorentino. Also deserving praise is Bill Pullman, who is surprisingly funny as the furious husband trying to catch her in this witty cat-and-mouse game.“
Yep.
-
Michael Engelbrecht:
Folge 1: 🎩🎩🎩🎩
Folge 2: 🎩🎩🎩
Folge 3: 🎩🎩🎩1/2
Folge 4: 🎩🎩🎩1/2
Folge 5: 🎩🎩🎩🎩
Folge 6: 🎩🎩🎩🎩1/2
Folge 7: 🎩🎩🎩🎩
Folge 8: -
Jochen:
Bin gerade im Alpenraum unterwegs, serientechnisch. High class TV.
Musste The Undoing unterbrechen, gut, aber nicht sensationell. 3 Hüte.
Where ever you go, always keep your hats on ;)
-
Michael Engelbrecht:
Wie? Was? Alpenraum? Real life, oder Luis Trenka-Doku?
Sag bloss nicht, du bist auf der Zugspitze?! Oder Der Bergdoktor, Staffel 5?Oder meintest du Alptraum?
The Undoing, die Serie, finde ich etwas besser als du, 🎩🎩🎩1/2 Hüte.
Yellowstone, season 1 🎩🎩🎩🎩
Yellowstone, season 2 🎩🎩🎩🎩Undercover, season 1 🎩🎩🎩🎩1/2
Undercover, season 2 🎩🎩🎩🎩 -
Chrissie:
Bergdoktor? You can leave your hat on!
Wenn schon dann Bergretter. Aber nur wegen des Hauptdarstellers … -
Jochen:
Ist wohl nicht ernst gemeint mit Bergdoktor, oder?
-
Michael Engelbrecht:
Also, ich glaube, ich bin meistens dead serious, ausser an Tagen, an denen ich einen Clown gefrühstückt habe.
-
Jochen Siemer:
Na denn.
-
Norbert Ennen:
Für mich war Kevin Costner immer ein Schauspieler mit beschränktem schauspielerischem Talent, der auch vor Vokuhila-Frisuren nicht zurückschreckte. Legendär die Szene, als er versuchte, backstage Madonna in den A…. .. ……..
-
Michael Engelbrecht:
@ Norbert: ich mochte ihn in dem meisten Rollen. Sogar in Waterworld und Postman … zwei Filme, die meist verrissen wurden. Das mit Madonna (keine Ahnung, was da war oder nicht war, interessiert mich auch nicht).
Es sind ja viele Faktoren, die so eine Sympathie beeinflussen. Ich mag ja auch Bruce Willis sehr. Und Robert de Niro überhaupt nicht (letzterer ist bestimmt ein guter Schauspieler). Und Al Pacino sehr. Und Leonardo di Caprio gar nicht.
-
Anonymous:
DeNiro war meiner Meinung nach in mindestens zwei Rollen genial. Taxi Driver und Raging Bull. Von Komödien hätte er die Finger lassen sollen.
„Yellowstone“ schaue ich mir auf jeden Fall an. Sollte Costner wirklich so gut sein, dann gehört er wohl auch zu den männlichen Schauspielern, die erst spät richtig gut wurden (Pullman, Murray, Bridges, LeeJones, Daniels…etc.
-
Anonymous 2:
„Undercover“, St.3 3,5 Sterne
„Ferry“ (Film) 3 Sterne(sehr) gute Komödien mit Robert DeNiro:
Brazil
Midnight Run
Wag the Dog
Kind of Comedy
Analyze This (Reine Nervensache) -
Norbert Ennen:
King Of Comedy habe ich tatsächlich vor ein paar Wochen gesehen und trotzdem vergessen.
Sehr guter Film.
-
Chrissie:
Gilt als einer der schlechtesten Filme Scorseses.
-
Norbert Ennen:
Mir fallen spontan fünf schlechtere ein: Color Of Money, Cape Fear, Gangs Of New York, Aviator, Shutter Island…..
-
Michael Engelbrecht:
Mhmmm…
Also. Meine Wertschätzung für Schauspieler ist ein Mix, in der in unsicheren Anteilen mein Eindruck ihrer Klasse als Darsteller, pure Sympathie- und Antipathiewerte, zuweilen auch Dinge, sie sie öffentlich von sich geben, einfliessen.
Also, here‘s another favourite: George Clooney🙆🏻
Shutter Island fand ich sowieso als Film doof. Auch als Roman. Den hätte kein Akteur retten können.
-
Chrissie:
Zumindest ist der spannend, aber als klinische Studie auch nur beschränkt brauchbar – bedient eben Psycho-Mythen abseits psychiatrischer Realität. Aber Aviator ist echt zum Gähnen.
-
Michael Engelbrecht:
Ich fand Shutter Island überhaupt nicht spannend, wegen der völlig überdrehten, überzogenen Bildersprache.
Aviator: schnarch.
-
Michael Engelbrecht:
Einen habe ich noch, einen ganz hervorragenden Film von Michael Mann:
HEAT mit Al Pacino und Robert De Niro.
Beide in Hochform.
(Great tracks from Rypdal, Darling, Garbarek and Eno part of the soundtrack.)
-
ijb:
Great tracks from Rypdal, Darling, Garbarek and Eno part of the soundtrack.
Und Einstürzende Neubauten. Und einer der besten Songs von Moby (mit deutlichem Einfluss von Eno und Phillip Glass!) über den Abspann.
___„King of Comedy“ wurde Anfang der 80er falsch vermarktet, von einigen dann total missverstanden und deshalb vollkommen zu Unrecht als „schlechter“ Film verbucht. Dies ist aber seit langem ausgemerzt, der Film von so ziemlichen allen Filmfreunden, -kritikern, -wissenschaftlern und -machern mittlerweile als einer von Scorseses Meisterwerken rehabilitiert, als einer der herausragenden Filme der 1980er anerkannt. Wurde unlängst sogar von nachfolgenden (preisgekrönten) Autorenfilmern aufgegriffen, sehr groß (medial) wahrgenommen z.B. bei Todd Phillips‘ „Joker“, der im wesentlichen eine Hommage an und eine Art zeitgenössisches Update von „Kind of Comedy“ ist. Deshalb spielt auch DeNiro in einer Nebenrolle mit.
Mir fallen spontan fünf schlechtere ein: Color Of Money, Cape Fear, Gangs Of New York, Aviator, Shutter Island…..
An Color of Money kann ich mich kaum erinnern; ich glaube aber, der ist nicht so schlecht. Tom Cruise wurde damit ja zum Nachwuchsstar. Und hat nicht sogar Paul Newman einen Oscar dafür bekommen? Ich glaube, der ist gut. „Gangs of New York“ fand ich allerdings auch totlangweilig, leider, trotz hervorragenden Schauspielern und spektakulären Bildern. Unfreiwillig komisch und total peinlich allerdings: „The Last Temptation of Christ“. Bibelbilder-Malen-Nach-Zahlen, völlig schablonenhaft. Von „Shutter Island“ bin ich auch kein Freund; es gibt ein paar starke Momente, aber als gesamter Film ziemlich aufgeblasener Käse und recht langweilig anzuschauen. „Aviator“ ist von allen Scorsese-Filmen wohl der austauschbarste und unpersönlichste.
-
Olaf Westfeld:
Hugo Cabret war auch nicht wirklich ein guter Film, wobei meine Kinder den mochten, glaube ich. Shutter Island und Cape Fear… spannend fand ich beide, aber nicht wirklich gut.
Heat ist großartig. -
Olaf Westfeld:
Cape Fear, Remake, hat mich irgendwann mal verkatert in einer leeren WG Wohnung gepackt… kurz nach Ende des Films kam auf einmal unerwartet eine Mitbewohnerin rein und hat mich sehr erschreckt. Das Original kenne ich nicht.