Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2021 3 Dez

Wundersphären

von: Jochen Siemer Filed under: Blog | TB | Tags:  | Comments off


 
 

Thomas Strønen – Bayou. Portico Quartet – Terrain. Big Red Machine – How Long Do You Think It’s Gonna Last? Monder / Malaby / Rainey – Live at the 55 Bar. John Mayer – Sob Rock. Kristjan Randalu & Ben Monder – Equilibrium. James Mainwaring – Mycorrhiza. Linda Frederiksson – Juniper. Crump / Davis / McPherson – Wandersphere. Vijay Iyer – Uneasy. Dave Holland – Another Land. Jakob Bro – Uma Elmo. Sting – The Bridge. Shae Maestro – Human. Chris Potter – Sunrise Reprise. Grete Skarpeid – Beyond other Stories. Alex Sipiagin – Upstream. 

 

Aus guten Gründen habe ich in diesem Jahr viel mehr Musikalben gehört als in den Jahren zuvor. „Deep Listening Sessions“ waren oft Teil einer Übung zur Entspannung einer cervikalen Malaise, die auch einen leichten Tinnitus übertönen sollte: auf dem Rücken liegend, den Kopf auf eine weiche Unterlage ruhend, von meinen Lieblingskopfhörern umschmeichelt. Eine Art Yoga mit einem Kuss von Koss. Die Musik entfaltete sich voluminös und intim, in einem körperlichen und sehr materiellen Sinn. Gemäß dem Titel des Albums Wandersphere des Borderline Trios – mit der New Yorker Pianistin Kris Davis (höre ich in ihrem Spiel Reminiszenzen an Alexander von Schlippenbach?) – begannen Reisen in akustisch unbegangene Landschaften, oft gewürzt durch überraschende Wendungen. Der neue Sting klingt übrigens auch erstaunlich gut und Gitarrist Dominic Miller, sein stets treuer Weggefährte, ist bekanntermassen ein Juwel. Abmischung und Aufnahme der ausgereiften Songs sind feinsinnig und transparent. The Bridge verbindet kunstvoll die Ufer des Rock, Jazz, Fusion, Irish & British Folk. Jedoch benötigen solche mitunter kurzlebigen sweets immer auch ein komplexeres Gegenstück, und sei es alleine deshalb, um die Ohrwürmer wieder loszuwerden, die sich einschleichen könnten mit dem Komfortablen und Gefälligen: den Swifts und Mayers stehen dann ausgleichend die Monders, Zorns, Torns, Bernes und andere Mitstreiter freierer Formen der Musik hilfreich zur Verfügung. Von den rough roots bis über erhabene Baumwipfel hinaus gibt es noch ein spezielle Genre, zu dem auch die junge japanische Pianistin Ayumi Tanaka gehört: LehrmeisterInnen in der Kunst der Stille. Zusammen mit dem Schlagzeuger Thomas Strønen, zudem der Klarinettistin, Sängerin und Perkussionistin Marthe Lea hat sie ein dichtes und intensives Werk geschaffen: feinste Improvisationen umrahmt von einem norwegischen Volkslied. Bayou, mein Album des Jahres.

 

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