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2021 23 Aug

Chicken Run

von: Olaf Westfeld Filed under: Blog | TB | 4 Comments

Leider mussten wir am Samstagabend nach dem 6. Kapitel von Lupin – der Meisterdieb wurde verhaftet, ein Auto ging in Flammen auf – eine Zwangspause einlegen: wir waren um 21:00 verabredet, zwei geschenkte Hühner abzuholen. Diese Tiere sind nach Einbruch der Dunkelheit in einer Art Starre und leicht einzufangen. Ich ahnte noch nicht, wie sehr ich mir in den nächsten 24 Stunden diese Trägheit herbeiwünschen würde. Wir sind also zum Teilauto, fuhren durch leere, dunkle Straßen ins Nachbardorf, nahmen bei nettem Smalltalk ein kleines, zwitscherndes Paket entgegen, stellten zu Hause den geöffneten Karton zu den anderen Federviechern in den Stall und schauten endlich Lupin zu Ende.

Am nächsten Morgen wackelten die zwei weißen Neulinge weit entfernt von den drei alteingesessen Viechern herum, fremd in der neuen Umgebung. Wir freuten uns wie einfach es ist, Hühner zu halten… nur ein bisschen zu früh: insgesamt klingelte es am Sonntag viermal an unserer Tür. Immer wurde gefragt, ob unsere Hühner da auf der Straße rumlaufen. Die drei Zwerghühner können nicht über den Gartenzaun flattern, die beiden neuen Hühner schon. Und sie waren tagsüber nicht mehr starr und träge, sondern flink, wendig und schwer zu fangen. Nachdem wir also am Sonntag sicher drei Stunden damit verbrachten, zwei Hühner über Kopfsteinpflaster und durch Vorgärten zu jagen, stutzte meine patente Frau ihnen abends die Flügel und heute sind die beiden zum Glück im Garten geblieben.

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4 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Man wacht ja aus einem Traum auf, wenn einem die Flügel gestutzt werden. Hier wars dann tatsächlich ausdieMaus mit dem Traum vom Fliegen.

    Lupin hat Spass gemacht, und berührt. Hier lief zuletzt ein starkes Stück Serienpsychothriller, sechs Folgen und grosses „Kino“, mit Kidman, Grant und Sutherland, dem Älteren. „The Undoing“.

  2. Martina Weber:

    Ich schätze, mehr als mal über einen Zaun oder bis zum nächsten Körnertopf können Hühner gar nicht fliegen.

    Meine Großmutter hatte auch Hühner. Es war eine ganze Gruppe. Und es ging nicht immer alles friedlich zu in diesem Stall, den es inzwischen nicht mehr gibt.

    Habe mir übrigens den verstörenden Graphic Novel Band von Daniel Clowes, den du erwähnt hast, Olaf, in eine Bibliothek bestellt.

  3. Olaf Westfeld:

    Es ist wirklich seltsam, Lebewesen die Flügel zu stutzen, … aber in diesem Fall sicherlich besser für die Hühner, keine Ahnung, wie es denen in der Kleinstatdtwelt hier ergehen würde…

    Ich fand es damals, Mitte der 90er, irgendwie hip, mir die Comichefte, in denen „Like A Velvet Glove“ (von Clowes) als Fortsetzungsgeschichte erschien, einzeln zu kaufen und nicht einfach den Sammelband. Nun habe ich keine Ahnung, wo die gelandet und ob die Geschichte noch vollständig wäre. In meiner Erinnerung hatte das ganze so eine David Lynch Atmosphäre – ich bin mir aber nicht sicher, ob das wirklich hinkommt.

  4. Martina Weber:

    (Wieder zurück von einer völlig verregneten Reise in die Berge.)

    Das ist doch heute noch auch hip, die Storys einzeln zu kaufen. Der Spaßfaktor ist größer, und das Engagement. Ich werde erst nächste Woche in den Band von Clowes hineinsehen. In Rezensionen, über die ich drübergelesen habe, wurde die David Lynch Atmosphäre erwähnt. Bin gespannt. Übrigens, Olaf, eine andere Graphic Novel, die ich sehr empfehlen kann, heißt „Asterios Polyp“, habe hier darüber geschrieben …


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