Leider mussten wir am Samstagabend nach dem 6. Kapitel von Lupin – der Meisterdieb wurde verhaftet, ein Auto ging in Flammen auf – eine Zwangspause einlegen: wir waren um 21:00 verabredet, zwei geschenkte Hühner abzuholen. Diese Tiere sind nach Einbruch der Dunkelheit in einer Art Starre und leicht einzufangen. Ich ahnte noch nicht, wie sehr ich mir in den nächsten 24 Stunden diese Trägheit herbeiwünschen würde. Wir sind also zum Teilauto, fuhren durch leere, dunkle Straßen ins Nachbardorf, nahmen bei nettem Smalltalk ein kleines, zwitscherndes Paket entgegen, stellten zu Hause den geöffneten Karton zu den anderen Federviechern in den Stall und schauten endlich Lupin zu Ende.
Am nächsten Morgen wackelten die zwei weißen Neulinge weit entfernt von den drei alteingesessen Viechern herum, fremd in der neuen Umgebung. Wir freuten uns wie einfach es ist, Hühner zu halten… nur ein bisschen zu früh: insgesamt klingelte es am Sonntag viermal an unserer Tür. Immer wurde gefragt, ob unsere Hühner da auf der Straße rumlaufen. Die drei Zwerghühner können nicht über den Gartenzaun flattern, die beiden neuen Hühner schon. Und sie waren tagsüber nicht mehr starr und träge, sondern flink, wendig und schwer zu fangen. Nachdem wir also am Sonntag sicher drei Stunden damit verbrachten, zwei Hühner über Kopfsteinpflaster und durch Vorgärten zu jagen, stutzte meine patente Frau ihnen abends die Flügel und heute sind die beiden zum Glück im Garten geblieben.