Anders als Fiona Talkington, Rosato oder Eno, gerate ich extrem selten in Verzückung, wenn ich einen Chorgesang erlebe. Fiona spielt in ihrer Radiosendung in der BBC so oft Chöre wie ich Brians Musik auflege. Und letzterer outete sich ja, all seinem Atheismus zum Trotz, als grosser Gospelfan („the aspect of togetherness“). Ich besorgte mir die eine oder andere Scheibe der von ihm so anrührend erlebten Gospelprediger (er teilt diese Liebe mit dem gläubigen Paul, also Paul Simon, der ihm zum Auftakt ihrer Zusammenarbeit ein riesiges Paket voller Gospelmusik schenkte, dass ich schon lange bei Ebay vertickt hätte) – Gospelmusik packt mich einfach so gut wie nie. Allerdings, so wie es Daniel Lanois auf seiner jüngsten Platte anrichtete, ja, das ging mir dann doch nah! Aber dann wieder Gregors einst gepriesener Lutherchor auf Act Records: gruselig. „Würde ich nicht mit der Kneifzange anfassen, die CD“, schrieb ich damals, als er über meinen Humor noch lachen konnte. Bei Rosato weiss ich gar nicht, bei welchen Chören er in die Kniee geht, vielleicht gar bei den Regensburger Domspatzen*innen. Mhmm. Ich mag die Backgroundsängerinnen auf Leonard Cohen-Platten, aber die gehen kaum als Chor durch. Ich spürte auch mal dem Geheimnis bulgarischer Frauenstimmen nach, und ich glaube, jene berühmte Platte zündete tatsächlich bei mir ein kleines Feuer der Ergriffenheit. Aber sonst!? Bis gestern. Da erlebte ich den schönsten Chorgesang der Welt. Und das ist keine Übertreibung, und ich muss ja wohl nicht hinzufügen, oder doch – den schönsten Chorgesang in meiner Welt. Die vor Leben sprühende Lehrerin machte ein wenig patati patata mit ihren jungen Schulklasse, dann ging es raus auf den Pausenhof, wo Eltern und Lehrer den Anfang der Ferien gar nicht schnell genug erwarten konnten. Und die Kids sangen nun, im Chor, während die wunderbare Lehrerin das Keyboard bediente, ein Lied, das mich umhaute. Textlich gesehen, hätten einige der Kleinen hinterher wohl einen Trauma-Therapeuten aufsuchen müssen, aber die gesammelten Einsamkeiten und Sehnsüchte des Songs fingen sie mit exaltierter Pantomime auf. Nun nahm das Lied, das ich nie zuvor gehört habe, noch etliche kühne Wendungen – ich war hin und weg, aber was erzähle ich hier?! Machen sie sich selbst ein Bild, und sehen sie sich auf Amazon Prime (oder DVD/BluRay) die französische Tragikomödie „Mein Liebhaber, der Esel, und ich“ an. Herr*fraulich! Und es passiert eher selten, dass ich bei vermeintlich leichter Ware aus Frankreich so oft schallend lache, und mich so wunderbar klug unterhalten fühle!