Es ist noch nicht zu spät, in eine meiner absoluten Lieblingsserien einzusteigen. Auch wenn die erste Staffel noch ein paar kleine Schwächen hatte, wie eine zu aufdringliche Musik. Spätestens ab Staffel zwei gerät man leicht in jenen Sog, der uns hinter die Leinwand transportiert, als wären wir dabei, und, mon dieu, wie oft wird einem hier, innerhalb der acht Staffeln von „Spiral“, das Herz gebrochen! Viele haben versucht herauszufinden, warum sie das so fesselnd finden sollten, diese untertitelte Buddy-Buddy-Buddy-Flic-Flic-Serie, die im Großen und Ganzen auf der schmuddeligen Seite der Peripherie spielt, einem Paris fernab von Champagner, Kellnern und Touristenkram, einem Paris, das hauptsächlich von brennenden Reifen, billigen, stinkenden Schmuggelzigaretten und rüpelhaftem, düsterem Humor geprägt ist.
Der französische Titel lautet „Engrenages“, was wörtlich übersetzt so etwas wie „Räder in Rädchen“ und „Rädergetriebe“ bedeutet, was etwas passender ist: In jeder Folge wirbeln die Geschichten, kollidieren, greifen ineinander oder sprühen Funken, und man bleibt mit einem bewundernden, kopfschüttelnden, erschüttertem Empfinden zurück. Es gibt nichts als nahtlos gutes Schauspiel, sei es das Hauptdreieck der Polizisten – Laure, Gilou, Tintin – oder die Juristen, die den Richter François Roban (Philippe Duclos) und die flammenhaarige Anwältin Joséphine Karlsson (Audrey Fleurot) untersuchen. Caroline Proust als Laure Berthaud hält sie alle zusammen. So gut wie immer getrieben, ernst, unter Strom, doch wenn sie mal lächelt, dann ist das einer dieser Momente, in denen man weiss, dass es sich zuweilen lohnt, bis ans Ende der Nacht zu reisen.