1. Jon Hassell: Vernal Equinox
2. Various Artists: From Brussels with Love
3. Brian Eno: Film Music 1976-2020
4. Neil Young: Homegrown
Damals, 1980, war das, was das Label Crepuscule, und überhaupt in Brüssel ans Tageslicht gelockt wurde, ganz und gar erstaunlich. Ob wir der Stimme von Jeanne Moreau lauschten, Brian Enos verzweigtem Monolog in elektronischem Ambiente, oder Pionieren der Factory-Szene Manchesters: stets fand sich noch eine weitere Abzweigung, ein anderes Gewebe aus europäischem Minimalismus, Wo-bin-ich-Musik, und der Radikalkunst, die unter unförmigen Etiketten wie Post-Punk oder New Wave schubladisiert wurde. Macht nichts, sagten sich Macher, Zeitzeugen, und Archäologen, und setzten nun diesem einmaligen Dokument ein definitives Statement, in dem sie einfach weiter gruben, weiter horchten, weiter den Staub alter Kassetten abschüttelten, und das opus magnum aus Brüssel mit neuen, alten, unerhörten Klängen anreicherten. Und einem tollen Büchlein.
Back then, in 1980, what the Crepuscule label, and Brussels’ uplifting underground, brought to light was absolutely amazing. Whether we listened to Jeanne Moreau’s voice, Brian Eno’s ramified monologue in an electronic ambience, or pioneers of Manchester’s factory scene, there was always another branch, another fabric of European minimalism, where-am-i-music, and radical art pigeonholed under shapeless labels like post-punk or new wave. Never mind, said the makers, contemporary witnesses and archaeologists, and now they made a definitive statement to this unique document, in which they simply continued to dig, continued to listen, continued to shake off the dust of old tapes, and enriched the opus magnum from Brussels with new, old, outrageous sounds. And a great booklet.
Bisher schrieb ich nur eine „preview“ zu dieser Compilation, gestern hörte ich sie zum ersten Mal, warf absichtlich keinen Blick auf die „tracklist“ – und siehe da, die Kunst eines genialen „sequencing“: es machte gar nichts, das mir einige Eno-Stücke so urvertraut waren, andere seltsam unbekannt. Diese Mischung ist so perfekt geraten, dass man Altes mit neuen Ohren und Neues mit alten Ohren hören kann. Herrlich heterogen, und doch eine einzige Handschrift, erzählt diese „Filmmusik“ einen vollkommen neuen Film. Einen jener „Filme“, bei denen nicht mal Bilder im Kopf entstehen müssen, und deren Narrativ sich vorwiegend sprachlos entfaltet. Film Music: 1076 – 2020 is a wonderful album, and a great example of how good a compilation album can be when care is taken and thought is given to the collection.
Kaum jemand ausser Neil Young und David Briggs wird dieses Album gekannt haben, als es in der Mitte der Siebziger Jahre als „zu privat“ abgelegt wurde. Jetzt tauchte es auf einmal auf, aus seinem immensen Archiv. „This is folkie Neil on the way to the ditch, sharing the introspective qualities of On The Beach with the vérité nakedness of Tonight’s The Night.“ Bei der einen und anderen social distancing Party, zwischen den Lockdowns, hängte ich zwei kleine Boom-Boxen in den grossen Apfelbaum hier, und dann wollten es alle noch einmal hören, und noch einmal. Irgendwie „homegrown“.