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2020 5 Sep

Transparente Schritte

von: Jochen Siemer Filed under: Blog | TB | 12 Comments

 

„Mehr Transparenz!“ wird allerorts gefordert – wobei ja diese Durchsichtigkeit auch schnell ins Negative kippen kann: Entzauberung und Überwachung wären dann die Folge. Darüber schrieb ja auch der koreanische Philosoph Byung-Chul Han in einem Buch mit dem Titel „Transparenzgesellschaft“, das zu jenen zählt, die ich immer wieder lese: denn gute Gedanken und Formulierungen haben kein Verfallsdatum, lesen sich auch nicht zur Neige, so wie man eine Schachtel Zigaretten „aufraucht“.

Gestern verfolgte man beeindruckt ein Live-Konzert in Kristiansand, mit dabei die Herren Bang und Aarset. „Ja, was kommt denn nun von wem?“ war die bange Frage. Eine Handbewegung des Gitarristen Eivind verriet es: ah, dieser Basslauf kommt aus seinem Instrument! Was ein Zauberer und Zubereiter namens Jan da zelebriert, bleibt geheime Alchemistenküche. Sein empathischer Körperausdruck jedenfalls ist eine Show. Auch der dargebotene Sound: vom Feinsten. Waren die Bild-Projektionen zufällig oder Punkt-genauestens zur Musik plaziert?

 

 

Summa summarum jedenfalls bekam unsereins beim Hören dieser Klänge sofort Lust, selbst Musik zu machen, was ich heute dann auch tat. Eine zuweilen zeitraubende Angelegenheit, bei der man vom Hundertsten ins Tausendste kommt, von Sirenensounds betört die Richtung verliert, wie das einst schon Odysseus drohte. Immerhin, kleine Erkenntnisse und noch ein kurzes „Mikado-Spiel“ zum Abschluss der Tages-Session: eine erste Spur wird hingeworfen, dann direkt die zweite Spur dazu gespielt. Ein bisschen Schnitt noch, fertig sind die transparenten Schritte.

 

This entry was posted on Samstag, 5. September 2020 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

12 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Und heute abend im Theater, noch mehr Alchemie und Transparenz:

    20:15 Eivind Aarset / Jan Bang «Snow Catches on her Eyelashes»

    21:00 Live Remix: Nils Petter Molvær / Kristian Isachsen / Audun Kleive

    22:00 Finity

    22:45 Live Remix: Tone Åse / Veslemøy Narvesey

  2. Lajla:

    Thank you Michael and Dave, who just send me the links so I could watch Jan Bang live on stage …

  3. Lajla:

    Was für eine Spielfreude im Finity.

    Ohne Jochen‘s Transparenzschubs ;) hätte ich das Festival verpasst.

    Dave hat mir alle Links seit Donnerstagabend geschickt. Wer sie haben will, gerne …

  4. Michael:

    Noch einmal der Hinweis, dass man bis zum 11. September all diese Konzerte mit den links ansehen / anhören kann, so oft man möchte.

    Ich finde es nach all den Jahren fabelhaft, wie diese Musiker um Jan, Arve, Eivind Erik und Co. auch in vertrauten Kombinationen die Musik lebendig halten, und nicht in Schemen erstarren.

    Ein Gespräch mit Jan Bang zu dem aktuellen Album mit Eivind Aarset …

  5. Marzellus Weinmann:

    Hallo Lajla, kannst Du mir bitte mit den Links zu Punkt helfen? Gerne würde ich die Konzerte ansehen und anhören. Lieben Dank. Marzellus

  6. Lajla:

    Wie ist denn deine E-Mail Adresse?

  7. Jan Reetze:

    Danke auch für den Hinweis, dass die Links noch ein paar Tage zur Verfügung stehen, denn ich habe die Übertragung nicht live verfolgen können. Ich werde das nachholen!

  8. Michael Engelbrecht:

    Marzellus got them.

  9. Marzellus Weinmann:

    Hallo Lajla und Michael, ich danke und freue mich sehr.

    Grüße Marzellus

  10. Michael Engelbrecht:

    Schön, dass es so gut geklappt, nachdem anfangs noch einige Gremlins im System waren. Und dass man nun noch einige Tage die Konzerte und Live-Remixe weiter hören oder nachhören kann. So viele Jahre berichtete ich aus Kristiansand, und Harald Rehmann kaufte die aus unserer Sicht spannendsten Konzerte für den DLF, die ich dann in jeweils einstündigen Sendungen vorstellte.

    Die Idee war ja immer, dass auch mal der eine oder andere Mana ausser mir mal dort hinreist, aber nun gibt es so einen tollen Einblick in das Festival. Ich mochte zudem stets die visuelle Unterstützung, die nicht einfach verdoppelte, oder illustrierte, sondern eigene Perspektiven und Atmosphären öffnete.

  11. Michael Engelbrecht:

    „Das Instrument, das ich benutze, ist ein alter Sampler, der auf floppy-discs läuft, er stammt aus dem Jahre 1996. Weil das Gerät nur in Verbindung mit einer floppy disc funktioniert, werden die meisten Klangdaten, die ich sammle, hinterher sofort entfernt. Nur sehr selten speichere ich Klänge. Sound ist für mich etwas, das einfach vorüberzieht, diese Flüchtigkeit der Töne ist Teil der Faszination. Ich verwandle die Sounds beim Sampeln nach meinen Vorstellungen. Wenn ich zum Beispiel mit Jon Hassell und seinem Trompetenspiel arbeite, dann sample ich etwas, das mir gefällt. Und ich mache aus seinem Sound meinen eigenen. Im Ton des anderen meinen eigenen zu finden, das ist mein Interesse. Ich halte Ausschau nach den passenden Tonhöhen; welche Akkorde kann ich entstehen lassen, welche Verfremdungen – das alles hat einen starken emotionalen Anteil! Denn diese Verwandlungsarbeit geschieht in wenigen Sekunden. Alles passiert im Nu und instinktiv, das entspricht der Natur meines Instruments, und der Art, wie ich arbeite.“

    (Jan Bang, aus einem ein paar Jahre alten Interview)

  12. Olaf Westfeld:

    Mats Eilertsen, Haltli & Apneseth (mit diesem intensiven „Vorprogramm“), Aarset und Bang habe ich gehört und gesehen. Sehr intensive, konzentrierte Klänge, die Bilder perfekt abgestimmt. Großes Kino.


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