Der erste Entwurf für den Film Paris, Texas basierte auf einer Sammlung unzusammenhängender Prosatexte von Sam Shepard, Motel Chronicles, 1982 erschienen. Die Storys, manchmal nur Skizzen, sind in einem Westen der USA angesiedelt, der nach schrankenloser Selbstbestimmung schreit. Was sich beim Lesen überträgt, ist das, was die Protagonisten am dringendsten zum Überleben brauchen: Instinkt und ein Gespür für Magie. Der erste Text wirkt wie eine autobiographische Erinnerung. Der Icherzähler ist als Kind in einer Winternacht in South Dakota mit seinen Eltern in deren Plymouth unterwegs. Sie halten an einer Stelle in der Prärie, in der es nichts andere gibt als ein paar riesige Dinosaurier aus Gips, die von unten angestrahlt werden. Die Mutter summt eine Melodie, die Augen der Dinosaurier bestehen aus kleinen blauen Lämpchen. Seine Umarbeitung des Shephard-Buches zu einem Drehbuch hat Wim Wenders verworfen. Ein Element des ersten Textes aus der Motel Chronicles-Sammlung taucht jedoch in Paris, Texas auf, in Minute 119. Der siebenjährige Hunter hat in einer Telefonzelle eine wichtige Lektion von seinem Vater gelernt. Wenn man nicht mehr weiß, was man sagen soll, und wenn´s brenzlig wird, hängt man den Hörer auf. Eben noch befanden wir uns in der Abenddämmerung an einer Raststätte, alle Parkplätze waren besetzt. Nach dem kurzen Telefonat ist der Himmel tiefschwarz. Alle Autos sind verschwunden. Am Horizont steht neben einem roten Totempfahl (Rot ist die Leitfarbe des Films) ein Dinosaurier, der ein bisschen blass geraten ist. Wir betreten jetzt eine Welt, in der ein Kontakt zur Urzeit möglich ist.