Sie hüpfte über die Mofetten wie ein junges Mädchen. Meredith Monk Zöpfe mochte sie sich aber nicht flechten, sie trug einen Pferdeschwanz wie Sandra Bullock. Überhaupt wäre sie gerne für ein paar Stunden die „Black Magic Woman“ von Deep Purple gewesen. Ihr war bei aller Beschwingtheit das Warnschild nicht entgangen. Sie würde sich jetzt konzentrieren müssen. „Akute Einsturzgefahr“ hatte sie gelesen. Verbote interessierten sie nicht. Sie würde auf jeden Fall in den Bimsstollen hineintreten. Sie hatte schliesslich einen 14km langen Fussmarsch hinter sich, allein, um dieses vulkanische Wunder zu bestaunen. Ausserdem hatte sie gelesen, dass hier eine Studentin den wunderschönen Edelstein Haüyn entdeckt hatte. Vielleicht hatte sie Glück … Für den Fall, dass sie von der Bimsschicht verschluckt werden sollte, hatte sie auf ihrem Smartphone ein paar Sprachfakten für die Nachwelt hinterlassen:
Heute ist der 12.6.2020. Die Temperatur beträgt 23 Grad, windstill, ein paar Quellwolken. Ich befinde mich in einer Bimshöhle an der Vulkanroute L3, Höhe Mending. Die ganze Welt ist von einem Virus namens Corona befallen. Die meisten Menschen fürchten sich und vergessen oder wissen einfach nicht, dass wir von vielen Viren umgeben sind, einige helfen uns sogar, weiterzuleben. Leider wurde John Prine, einfach der beste Songschreiber der Welt, von dem tödlichen Virus erwischt. Er lebt jetzt nicht mehr in Muhlenberg County, aber singt noch down by the green river, where paradise lay. Dorthin möchte ich jetzt noch nicht, ich will nach Möglichkeit noch zu den Lavafetzen und Spindelbomben und durch die Basaltdörfer wandern. When I get there, trinke ich einen Devon-S Riesling.