„I engage with an amateur´s enthusiasm.”
(David Sylvian)
Man muss heutzutage kein Beach Boy oder Girl mehr sein, um die Kunst des Surfens zu beherrschen – jeder kann das, denn es gibt das Internet. Wirklich surfen konnte unsereins nie, doch gerne erinnert man sich an echte Taucherfahrungen (diving-experiences) an der Adria und anderswo, kein Tiefseetauchen, aber immerhin, mit Schnorchel und sogar Harpune (with the instincts of a hunter).
Nun habe ich aber seit längerem schon einen gleichwertigen Ersatz gefunden: ich setze den Kopfhörer auf, nehme die Gitarre (my tuned harp-une), setze mich vor den PC und widme mich einem Song meiner Wahl. Wenn ein Musikstück mich catcht, tauche ich quasi darin ein und schwelge dann wie in einem Schwarm bzw Korallenriff aus Melodielinien, Rhythmen und Akkordstrukturen umher, versuche nachzuahmen, was ich höre – dabei durchaus die Freuden des Amateurs und Dilettanten mit Bekannteren teilend.
In Tuchfühlung sein mit etwas Neuem – denn was man eh schon kann, muss man nicht ewig wiederholen. Der Anreiz, über den eigenen Tellerrand zu schauen und zu hören; Selbstbegrenzungen zu überschreiten, das ist der Garant für weitere Entwicklungen. Ideen, Phrasierungen und Nuancen der Anderen nachahmen – das kann sehr genußvoll und zudem lehrreich sein: Musik rezipieren, indem man kopiert und antizipiert.
Deep Song heißt ein Album von Kurt Rosenwinkel, der die Gitarre spielt, als sei´s Gesang. Und Arto Lindsay (an ambitious lover) sang einst: “Copy me!” Klaue, was das Zeug hält, pfeife auf Originalität! – so würde ich´s hier übersetzen. Der gecoverte Song im Zeitalter seiner Kopierbarkeit, das ist die Devise mit der höchsten Dividende. Songdiving, Tiefsongtauchen, deep and like a thief – und ohne Ende …