„For as long as there have been people, there have been storytellers. The philosopher Paul Ricoeur attributed it to the human desire for meaning, which naturally spills over to the human search for narrative. We desperately want to believe that our lives are building up to something, that all this makes Chekhovian sense, even as the world reminds us every day of its absurdity and randomness. We tell ourselves stories in order to live, because otherwise, we’d have no urge for going. We are all storytellers, because we cannot fathom existing otherwise.“
Deany Cheng beginnt so eine meiner liebsten Filmbesprechungen der letzten Jahre. Etwas Profundes beiläufig zu erzählen, gelingt ihm bezaubernd, während er die Filme Lady Bird und Call Me By Your Name Revue passieren lässt. Sein Text zündete, obwohl ich Lady Bird einfach nur sehenswert fand, aber sicher nicht, wie so viele, hingerissen war. Den anderen habe ich bis heute nicht angeguckt. Aber Deanys Text habe ich gleich mehrere Male mit Genuss gelesen, so unabhängig haben sie sich vom Gegenstand der Betrachtung gemacht. Gleichzeitig sind die beiden „Coming-of-age“-Filme auf meiner nicht wirklich existenten watch-list ganz oben in der Kategorie „so um Weihnachten rum, und mit Feuerzangenbowle“. (Bei der letzten Feuerzangenbowle stand Ananas-Express auf dem Programm 😂😂😂). Am liebsten würde ich ein Buch von ihm lesen, und das habe ich ihm auch gesagt, mit dreiunddreissig Kapiteln über dreiunddreissig die Stationen seines bisherigen Lebens begleitenden Filmerlebnisse, wobei er nichts googeln und recherchieren dürfte – die Erinnerung an die Filme würde also grob lückenhaft sein, Irrtümer aufweisen, die aber allesamt unerheblich und sogar reizvoll wären, weil die natürlich auch fehlerhaften Erinnerungen seiner privaten Stories den Aspekt der blitzgescheiten Filmkritikfragmente auf paradoxe Weise aushebeln und kompensieren würden. Und das wäre der Clou eines fantastischen Filmbuches: an die Stelle des klugen Filmnarren mit literarischem Knowhow träte der gleich mal im doppelten Sinne unverlässliche Erzähler. Italo Calvino hätte daraus einen Klassiker der trickreichen Avantgarde machen können! Also, Deany, hau rein! Sonst schreibe ich das Buch, und dann würde es mit einem Kinobesuch in Dortmund-Hombruch beginnen, anno 1967 oder 68: „Man nannte ihn Hombre“. Ein Western, basierend auf einer Story von einem gewissen Elmore Leonard.