Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2019 31 Aug

Desert LA

von: Martina Weber Filed under: Blog | TB | 4 Comments

 
 

Ein Buch, eine Landkarte, das Smartphone. Und natürlich die Fotos. So beginnt eine Reise. Es ist nicht irgendein netter Roman. Es ist eine Geschichte, in der du dich findest, eine, in der du vorkommst. Nur eine Person hat dein Leben auf diese Weise gekannt. So führt der Weg auf dem Highway im Death Valley ins Dunkel. Die Sonne blendet, das Licht: eine Verschwendung. Es ist der 13. August 2019, 14 Uhr 15. Die Furnace Creek Wetterstation meldet eine Lufttemperatur von 58,3 Grad Celsius im Autoradio. Der Titel des Buches heißt „Desert LA“. Wer erzählt die Geschichte? Der Titel des Buches heißt „A Thought of Ecstasy“. Ich bin nicht abgelenkt. Der Titel des Filmes heißt “A Thought of Ecstasy”, Regie führt RP Kahl, der auch eine der Hauptfiguren spielt. Frank, der Deutsche, der auf dem Highway im Death Valley unterwegs ist und einen Film dreht. Genau genommen, mehrere. Oder ist er es, über den ein Film gedreht wird? Totally nude Entertainment. Upper class, juristisch abgesichert. Mit einigen Kürzungsmöglichkeiten. Der Weg führt auf dem Highway ins Dunkel. Frank trägt ein einfaches weißes T-Shirt. Die Frau wird ein einfaches weißes T-Shirt tragen. Sie wird immer Anfang 30 sein. Das Buch ist ihr Tagebuch. Das Buch ist das Drehbuch. Das Buch gibt es nicht. Amerika gibt es nicht. Frank gibt es nicht. Persönlichkeit ist eine Illusion.

 
 

 

This entry was posted on Samstag, 31. August 2019 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

4 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Der unfassbar gute neue Song von Neil Young and Crazy Horse hätte auch in die Atmosphären von A THOUGHT OF ECSTASY gepasst. Ich habe mit dem Regisseur bei der Premiere in Düsseldorf u.a. über den erotischen französischen Song gesprochen, der sowas wie Serge Gainsbourg-Flair einfliessen lässt. Herrlich widerständiges Kino, das grosse mythische Orte vorbeirauschen lässt. Verstörung garantiert.

  2. Michael Engelbrecht:

    Älterer Text über den Film aus unserem Blog:

    Es gibt gute Gründe, RP Kahls Film „A Touch of Ecstasy“ im Kino auf sich wirken zu lassen. Ein Mann macht sich an der amerikanischen West Coast auf die Suche nach seiner vor Ewigkeiten abgetauchten grossen Liebe.

    Wer sich an so ein Projekt wagt, streift unweigerlich alte Filme von Wenders und Antonioni. Gibt es im „Death Valley“ noch ungesehene Bilder?

    Was ein filmischer Essay werden sollte, erzählt eine von dunklen Sehnsüchten befeuerte Geschichte, in denen die Protagonisten wie Geister durch Niemandszonen streifen. Der Soundtrack aus ganz und gar disparaten Quellen fesselt – und kreiert jenen „thrill“, der den Traumfiguren nur zueigen ist, wenn sie nach Momenten der Ekstase streben. Fesselung, Dominanz, Unterwerfung. „My Beautiful“ von „MyPark“ ist der heimliche Ohrwurm dieses Kopfkinos, das bei allen Sinnen ankommt, und dabei landläufige Identifikationsmuster bricht.

    Als DVD und BLU RAY erhältlich, meines Wissens.

  3. Martina Weber:

    Wow, du warst bei der Premiere dabei. Dass auf dem Blog schon darüber geschrieben wurde, habe ich überlesen. Der Film war eine Zufallsentdeckung in der Rubrik Neuerscheinungen in der Videothek meines Vertrauens. Ich habe den Film nach fünf Tagen Ausleihe zurückgebracht und ihn dann als DVD bestellt.

    Weißt du noch, ob der Film bei der Premiere ausschließlich auf deutsch lief? Ich hatte „englische Sprache“ eingegeben und da gab es teilweise deutsche, und teilweise englische Passagen. Ich empfand das als sehr passend.
    (Es passt auch, den Film an einem heißen Sommertag zu schauen.)

    Ja, Verstörung war da, auch bei mir. Ich hatte das Zuschauen beim ersten Durchgang sogar abgebrochen.

    Es gibt einen alles enthüllenden und alle cineastischen und theoretischen Anspielungen erklärenden Audiokommenar, ein Gespräch zwischen RP Kahl und Thorsten Neumann, die einander jungsmäßig die Bälle zuspielen. Thorsten Neumann spielte mehr den Part des analysierenden Perfektionisten, RP Kahl ist ganz der Enthusiast.

    Die Fußstapfen von Wenders und Antonioni (Zabriskie Point). Die wichtigsten filmische Anspielungen sind die zu Hitchcocks VERTICO und Radley Metzgers THE IMAGE.

    Theoretische Bezugspunkte sind die philosophisch denkenden Soziologen George Bataille (Verschwendungstheorie) und Jean Baudrillards Simulationstheorie. RP Kahl nannte als Inspiration das Buch „Amerika“ von Baudrillard, das ich kenne und sehr faszinierend finde.

    Und einfach tolle, vielfältige Musik. Die Performance zu „My Beautiful“ ist grandios. Die Schauspielerin hat sich die Nummer selbst überlegt.

  4. Michael Engelbrecht:

    Haha, ich bin nicht premierengeil, das war ein schöner Zufall, RP Kahl ist auch ein sehr netter Typ. Es war ein kleines feines Kino.


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz