Manafonistas

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2018 6 Apr.

An einem Nachmittag auf Schloss Elmau

von: Lajla Nizinski Filed under: Blog | TB | Comments off

 

 
 
 

Hearst a nit wia die Zeit vergeht singen die Alpinkatzen.

 
 

Der G Punkt Gipfel ist längst vorbei, geblieben ist das seltsam solitäre Schloss in der Elmau. Man erreicht es von Garmisch-Partenkirchen aus mit einer viertelstündigen Regionalbahnfahrt und einer anschließenden eineinhalbstündigen Wanderung. An der angemessenen Auffahrt zum Schloss will man augenblicklich den Rückweg antreten, so ausladend sind die Schilder: „Eintritt in das Luxushotel nur für Hotelgäste.“

Ich habe mich selten von Sperrungen oder Verboten beeindrucken lassen. Wir leben in der Moderne, wo das Subjekt gelernt hat, in sich hineinzuhören! Ich betrete das 5-Sterne Retreat und gehe gelassen an den beiden Empfangsdesken vorbei, steuere auf eine Tür mit dem Namen Liperello zu, trete ein und setze mich an den noch einzigen freien Tisch. Aha, hier sind sie also, die „Unentbehrlichen“ (Ilija Trojanow).

Der livrierte Kellner bittet mich um meine Zimmernummer, ich bitte um einen Kaffee, der Trainierte fragt noch einmal, mein Blick fällt auf einen Herrn mir gegenüber, ja ist das nicht, doch doch, da sitzt Roland Spiegel, Jazz Redakteur beim BR, ich sage geistesgegenwärtig: „Ich wohne nicht in diesem Hotel. Ich habe hier eine Verabredung mit einem Herrn vom Deutschlandfunk.“ Der ausgezeichnete Schümli kostet 5 Euro inklusive Babygeschrei vom Nachbartisch. Hier wird Edutainment angeboten für die Kleinsten der Nichtüberflüssigen. Es findet ein Schachturnier für Sechsjährige statt. Kleine Mädchen schleppen Schachbretter wie Schutzschilde vor sich her.

Ich verlasse diese seltsame Lounge. Mein Ziel ist der renommierte Konzertsaal, wo schon so viele Götter und Göttchen gespielt haben. Im März erst trat Brad Mehldau dort auf. Der Konzertraum ist erstaunlich klein. Schwere dunkelrote Sessel stehen unter goldverkleideten Stehlampen in einem Halbrund zur Bühne. Auf einem Louis 14 Tischchen liegt ein Programm für 2018. Ich sehe unter „Jazz“ folgende Künstlernamen:

 
 

Nils Wülker

Jukka Perko (kenne und mag ich)

Sebastian Gürtler

Joo Kraus

Cleo

Trilok Guru (Neuentdeckung für mich, coole indische Rhythmen)

Kinga Glyk Trio (habe mir paar Stücke angehört, die polnische Bassistin gefällt mir)

Kristjan Randalu Trio (habe mir ABSENCE angehört, na, wenn das nichts für Michael ist)

 
 

Ansonsten kommt natürlich die Luxustruppe aus dem FAZ Feuilleton angereist: Felicitas von Lovenberg trifft auf Grütters. Wie cool wäre das denn, wenn sie mal ein bisschen Schwung in die lahme Runde brächten und den hyper zeitgenössischen Text von Mick Jagger diskutierten: „GIMME SHELTER“. Und dann muss ich doch schmunzeln. Heinz Bude darf vorlesen aus Adorno für Ruinenkinder. Herrlich, das passt. Gestern habe ich das Championspiel Bayern München gegen Sevilla in einem oberbayrischen Gasthof angesehen. Er war überfüllt bis auf einen freien Tisch, an dem ein Neger alleine saß. Ich bin ein Kind von Fassbinder (Angst essen Seele auf). Ich setzte mich zu ihm. Wir sprachen nicht miteinander.

Als ich heute auf der Zugspitze stand, fragte ich mich, was ich aus dieser schönen Welt mitnehmen würde in eine mir unbekannte. Neben mir stand Effi mit dem DFB Pokal in der Hand für Werbeaufnahmen. Stinkefinger würde ich nicht mitnehmen. Vielleicht etwas aus der Kunst?  Ja klar, eine TÜTE LUFT (Duchamp).

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