Sie betreten die Bühne in bequemer Freizeitkleidung. Fröhlich. Nichts besonderes, ausser den paar obligatorischen Lampen keine Show. Wozu auch. Sie nehmen Platz, der Vater am Flügel, der Sohn auf einem Stuhl und ergreift die Gitarre. Der Vater beginnt eine kleine, fast barock anmutende Figur auf dem Flügel zu spielen, die bald beginnt ganz unscheinbar vor sich wegzulaufen und der Sohn steigt vorsichtig ein. Was war da abgesprochen, was wird improvisiert? Auf einmal sind sie da, zusammen, unglaublich schlicht und intensiv zugleich. Und alles hebt ab, der dunkle Konzertsaal des Mousontums in Frankfurt wird zur Nebensache, denn das, was nun folgt spielt sich im Augenblick ab. Vielleicht auch in der Innenwelt des Zuhörers, vielleicht sogar nur dort. Noch gibt es Momente eines Versuchs das Geschehen auf der Bühne zu reflektieren, die bald im Sog einer tiefen Intimität verloren gehen. Der Beobachter ist das Beobachtete. Vater und Sohn sind eine Einheit, die sich entspannt in einem Lachen findet und sich wieder verliert, ohne dass das dem Fluß der Musik auch nur einen Augenblick schaden würde. Über 60 Jahre Musikgeschichte laufen gleich einer skizzenhaften, verspielten Werkschau durch die Zeitlosigkeit. Da sind wieder die hypnotischen Orgelklänge und der Gesang, die die Lehrzeit bei Pandit Pran Nath erkennen lassen, die aber ganz beiläufig in eine balinesische Gamelanphantasie übergehen, um alsbald mit einer Clavecinfigur weiterzuziehen. Und die E-Gitarre hüpft, trägt, spielt mal Echo und gibt mal einen magischen Sog vor. Und sie tanzen umeinander. Auf der inneren Leinwand beginnen sich die Bilder zu überlagern, denn kaum hat eines Form angenommen, hat sich das Kaleidoskop längst weitergedreht. Schließlich greift der Vater nach einem iPhone und beginnt unglaublich schräge Geräusche darauf zu erzeugen und der Sohn läßt auf der Gitarre dazu passend die Klangkulisse eines Zoos bei Nacht entstehen. Beide haben einen offenkundig anarchischen Spaß daran. Es sind einfach nur andere Mittel, die den Flow nicht stören, sondern nur vorantreiben, weil es ohnehin keinen Weg mehr gibt sich in bekanntem Gelände zurückzulehnen. Fast zwei Stunden mit ungebrochener Leichtigkeit und Intensität. Unprätentiös und unverstellt wie ein Hauskonzert und genau damit an einem Punkt, an dem nur die wenigsten Musiker jemals ankommen: eine fröhliche, spielerische Selbstverständlichkeit, die die Grenze zwischen Bühne und Innenwelt des Hörers mühelos überwindet und schließlich ganz jenseits des Ereignishorizonts verschwinden lässt.
Treffe nach dem Konzert zwei immer noch energiegeladene, gut gelaunte Musiker, Terry und seinen Sohn Gyan Riley, die ihre gemeinsame Europatournee offenbar sehr genießen. Terry lebt in Kalifornien und Gyan in New York.
TR We don’t see each other quite often. Mainly when touring and playing together. So we enjoy travelling around and spending time together.
UK How is your process of playing together, the relation of the use of fixed patterns and improvisation.
TR About 90% of our music is improvised. We just start and when we come to a particular point we change the direction to the unexpected and see what happens. Sometimes it works immediately, sometimes we’ll have to develop it and surprise ourselves.
GR We’re always trying to find something new, i.e. to work with some Apps and playing weird sounds and I tried to imitate wild animals to match these sounds. There are so many influences from several cultures that we mix up by intuition.
UK So can I say that it’s a kind of world-music, which doesn’t pretend to be world-music but is world-music direct from the heart?
TR+GR Will you please write down that sentence for us? It hits the point exactly.
UK Thank you, of course I will! (done!) Thank you very much for this musical peak experience!