Zwei Riesen gab es im Musikgeschäft der vierziger und fünfziger Jahre, Columbia/CBS und RCA/Victor. Letzterer war in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts der Größte, dieser Konzern hatte alles, Radiosender, Plattenproduktion, Plattenspieler, was das Herz damals begehrte eben. Aber es gab leider nur Schellackplatten mit einer Laufzeit von höchstens 4 Minuten. 1948 wollte es der kleinere der beiden – Columbia – RCA/Victor einmal richtig zeigen und präsentierte die Langspielplatte, 24 Minuten Musik am Stück waren nun möglich. David Sarnoff, Boss von RCA, muss getobt haben.
Bereits ein Jahr später, 1949, konnte er als Antwort die Single – 45 rpm – präsentieren, entsprechende Plattenspieler konnte er gleich mitliefern. Die Single war natürlich viel erschwinglicher, vor allem für Jugendliche und so dauerte es nicht lange, bis die Single-Platte ihren Durchbruch feiern konnte: nachdem Big Mama Thornton 1953 mit Hound Dog noch eine Million Platten absetzen konnte, schaffte es Elvis Presley 1956 10 Millionen Singles dieses Titel zu verkaufen. Einsamer Höhepunkt: Elton John konnte die bisher meistverkaufte Single aller Zeiten aufnehmen: „Candle In The Wind“, weit mehr als 15 Millionen Exemplare dieser Single wurden bisher verkauft.
Und auch ich konnte als zehnjähriger davon profitieren, dass es jetzt Platten gab, die erschwinglich waren, zwar immer noch 4,75 DM teuer, aber immerhin, die LP hätte ja 21,00 DM gekostet (alles Festpreise damals! Billige Platten, zum Beispiel von EUROPA oder von UNIVERSUM boten keine Originalaufnahmen und wer wollte die schon haben). So konnte ich mir etwa 1965 „The Last Time“ von den Stones kaufen. Die Single-Platte blieb jedenfalls bis Ende der siebziger Jahre ein Format, das ich durchaus schätzte.
Wie ich auf dieses Thema komme? Nein, einmal nicht wegen meiner Liebe zu Juke-Boxen, sondern, weil ich eine ARTE-Sendereihe empfehlen möchte: Achtung, Aufnahme! In den Schmieden des Pop. Diese sechsteilige Dokureihe beleuchtet die Geschichte der Musikaufzeichnung. Und, die gute Botschaft, man kann sie in der ARTE-Mediathek noch anschauen. Nicht alle Folgen sind gleich gut gelungen, nicht alle umwerfend interessant, aber manche wirklich begeisternd.
In der Folge, von der ich oben erzählt habe, geht es um Tonträger und Audioformate:
“ … ein Thema, das trotz seiner Relevanz in der Musikgeschichte oft vernachlässigt wird. Ob Schallplatten, Kassetten, CDs oder MP3-Formate – sie sind immer mehr als reine Speichermedien. Sie sind Abbilder ihrer Zeit, haben gesellschaftliche Bedeutung und sind oftmals Ausdruck für einen gewissen Lifestyle. Ihre Möglichkeiten und Grenzen regen nicht zuletzt auch die Musiker zu künstlerischen Innovationen an.“