Gestern traf sich ein munteres Oktett des Deutschlandfunks zu einer Fotosession auf dem Dach des Senders. Die mitgebrachten Instrumente von der einsaitigen (!) Violine bis zur Mbira liessen eher an das World Music Department von Radio Ibiza denken, aber, abgesehen von dem eisigen Wind, der dort oben wehte (Anja Buchmann trieb er die Tränen aus den Augen) war die Stimmung ausgelassen. Der Chef, Harald Rehmann, thronte mit seiner exotischen und leicht derangierten Sitar über seiner Crew, während Karsten Mützelfeld mit seinem Akkordeon einem alten Hans Albers-Film entsprungen zu sein schien. Auch die mit den fliegenden Haaren an der Gitarre, Martina Bedzent, verströmte, zwischen Blondie und Lagerfeuer, den unschlagbaren Charme alter Zeiten!
Karl Lippegaus hatte sein neues Buch mitgebracht, eine Biographie über John Coltrane, deren Veröffentlichung unmittelbar bevorsteht. Bei seinen Recherchen stiess er auf ein paar seltene Fotos, die den Reiz der Lektüre gewiss noch erhöhen: einmal sieht man Coltrane auf seinem Horn zu den Klängen einer Albert-Ayler-Platte improvisieren. Bert Noglik wird das Buch eingehend vorstellen, in einer der kommenden Ausgaben der JazzFacts. Und das Ergebnis der Fotosession, sowie eine schriftliche „Visitenkarte“ der Jazzredaktion werden bereits im Programmheft vom Juni erscheinen. Wenn soviele Jazzverrückte sich treffen, wird natürlich über kurz oder lang auch von neuen tollen Platten geredet. Karl ist begeistert von der Solo-Piano-Platte „Avenging Angel“ von Craig Taborn. „Eine der 5 großen Solo-Piano-Platten seit Keith Jarretts „Facing You“, meinte er.