Zwei Worte, ganz spontan? Eigentlich überlege ich lieber ein bisschen. Ich blickte ins Regal. „Rohstoff“. Das ist eins, das mir gefällt. Und sonst? „Begleiten“. Alain schrieb es in sein Notizbuch, mit Bleistift, darüber meinen Vornamen. Er war ganz in Weiß, wie eine Traumgestalt, weißes Haar, ein weißes Baumwollhemd, weiße weite Hosen, und an den nackten Füßen dunkle Ledersandalen. Mit dem Projekt hatte er auf einer Vernissage begonnen, in Brüssel, als ihm langweilig wurde. Vielleicht würde er eine philosophische Arbeit daraus entwickeln. Aber wie war die Frage nochmal genau? Ging es um die wichtigsten oder die schönsten Worte? Worte, oder Werte? Das ist nicht so wichtig, sagte Alain. Das sei die Unschärferelation. Er nimmt seine Sonnenbrille ab, er zeigt mir seine Notizen, er redet und lacht, und jetzt weiß ich, er erinnert mich an eine Figur aus einer Kurzgeschichte von James Salter. Die Gabe. Er war einige Jahrzehnte älter geworden. Sein Haar wäre zerwühlt, er hätte einen Bambusstock in der Hand, er würde um die Mittagszeit aufstehen. „Es war ein Talent, so zu leben, wie er es gerne hätte, fast ohne Sorge, als würde er das ersehnte Ziel auf die eine oder andere Art erreichen, ohne sich von dem behelligen zu lassen, was inzwischen vorfiel.“
2 Comments
-
Michael Engelbrecht:
Each day short stories like this one and the one of Joey – and the „book of the manafonistas“ would be written by itself, voodoo-like :)
-
Martina Weber:
[bricht in Lachen aus]