Manafonistas

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Archives: Dezember 2024

 

               

 
 
 

Ich liebe es, wenn in der bildenden Kunst Dinge gegeneinandergestellt werden, Polaritäten entstehen, sich eine Spannung aufbaut, aus der dann etwas Drittes entsteht. Eine Art Zeugungsakt in der Kunst und eine Performance, der sich die Münchner Glyptothek bedient, wenn sie Altes und Neues forsch miteinander kombiniert und zwischen ihre alten Griechen und Römer placiert. Moderne Plastiken von Fritz König – in der Formensprache an archaische afrikanische Kunst erinnernd, sich aber auf Themen aus der griechischen Mythologie beziehend sind sparsam – und darum doppelt wirksam – gegeneinandergestellt. Ein Faun und eine Pferdefrau – Hybridwesen zwischen Menschlichkeit und einer noch nicht unterworfenen animalischen Natur – was könnten sie sich zu sagen haben? Lass uns das ausleben, was wir noch an Natur in uns tragen, bevor wir es verlieren! Die Karyatide, die so viel mehr zu tragen hat als einen Balkon – eine ganze Weltkugel. Wie schwer trägt sich’s wohl an der Welt? Wird man sie jemals wieder los? Was passiert mit ihr, wenn sie losgelassen wird? Grüsse an Atlas, der sich bis heute noch nicht getraut hat loszulassen …

 
 
 

               

 
 
 

Ein erstarrte minimalisierte Skulptur betrachtet den schlafenden Faun und den Apoll von Tenea – Wesen voller Formen, Lebensspuren und Lebensfreuden, der Kouros mit einem Lächeln das die Vergänglichkeit transzendiert – ursprünglich sollte er ein Grab bewachen, jetzt lebt er nur noch für sich selbst. Was denken sie wohl, wenn sie sich betrachten? Ikarus, an einer gewaltigen Sonnenscheibe zerschellend neben dem Faun, der das geniessen durfte, an dem jener sich die Flügel verbrannt hat, sie können sicher auch etwas miteinander anfangen.

 
 
 

 
 
 

Vielleicht wäre es ohnehin die beste Art der Kunstbetrachtung, sich am Abend im Museum einsperren zu lassen und zuzuhören wenn die Dinge zu reden beginnen und zu hören was sie sagen. „Und die Welt hebt an zu singen …“ – es sind ohnehin bald die Rauhnächte, in denen um Mitternacht alles lebendig wird, auch die Tiere im Stall und die Püppchen im Kinderzimmer, wie man uns als Kinder erzählte. Und sich alle beschweren, dass man nur über sie spricht und nicht mit ihnen. Und dann manchmal auch wieder ganz froh darüber sind, wenn sie unter sich bleiben können.

 

2024 6 Dez

12 aus 24

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Kris Davis Trio – Run the Gauntlet

Kit Downes / Andrew Cyrille / Bill Frisell –  Breaking the Shell

Mary Halvorson – Cloudward

Taylor Swift – The Tortured Poets Department

Scott Colley / Edward Simon / Brian Blade – Three Visitors

Wolfgang Muthspiel – Etudes, Quietudes

Jenny Scheinman – All Species Parade

John Zorn / Julian Lage / Gyan Riley – Her Melodious Lay

Florian Weber – Imaginary Circle

Pablo Held Trio – Who We Are

Milton Nascimento & Esperanca Spalding – Milton + esperanca

Sylvie Courvoisier – Chimaera

 
 
 

In diesem Jahr habe ich wohl so viele Neuerscheinungen gehört wie noch nie zuvor im Leben: dem Streaming-Portal sei Dank. Die Auswahl der favorisierten Zwölf fiel leicht, denn es gab ein klares Kriterium: welches Album hat dich überrascht und enthielt Momente, die sich einprägten? Von der Pianistin Kris Davis hatte ich mir immer ein klassisches Trioalbum gewünscht, mit Kontrabass und Drums, so wie es sich gehört. Ihr teilweise präpariertes Piano klingt auf Run the Gauntlet sehr perkussiv. Ein Wendepunkt, so las ich mal, sei ihre Entscheidung gewesen, kaum noch Akkorde zu spielen und sich auf Melodielinien zu fokussieren: eine interessante Strategie. Pianist des Jahres wäre aber Florian Weber, sein Sound mäandert zwischen Jazz und Klassik. Egal mit wem: wo er die Finger im Spiel hat, klingt es gut. Auch Pablo Helds markig-muskulöser Anschlag gefällt mit sehr. Silvie Courvoisiers Chimaera ist outstanding. Milton und Esperancas musikalische Begegnung ging mir zu Herzen, Erinnerungen (saudade) an Brasilien wurden wach. Weitere Überraschungen waren das Gitarrenduo mit Julian Lage und Gyan Riley (jaja, der Sohn eines berühmten Vaters), ferner die wohlklingende Experimentierfreude der Herren Downes, Cyrille und Frisell auf Breaking the Shell. Letzterer ist auch auf dem Album der Sängerin und Violinistin Jenny Scheinman zu hören, teils in Begleitung der Berufskollegen Julian Lage und Nels Cline. Dieses Album klingt so unglaublich gut, dass ich hier eine unbedingte Hörempfehlung aussprechen möchte. All Species Parade ist ein brillantes Sammelsurium der unterschiedlichsten Stilarten.

 

 

LaBrassBanda Live – Brass Banda & Schuikalier & Tubissimo @ Sziget 2012

 
 

Erfolgreiche Band, alle meinem Heimatort entstammend.

Auch genannt „Die Giftler“, weil sie sich vor jedem Auftritt  Verschiedenes reinpfeifen …

So, jetzt geb ich Ruhe!

 

 

Hubert von Goisern + Alpinkatzen: „Solide Alm“ / „Goaßbeitl-Bauernbuam“ / „Landlertanz“ (live 90er)

 
 

Beitrag zur lauten und leisen Gaudi der verschiedenen Bundesländer

Am besten voll aufdrehen und bis zum Schluss anhören!

Fasten seat belts!

 

 
 

Und wieder ist ein Stück Nachkriegs-Filmgeschichte von uns gegangen: Karin Baal, eine blonde Berliner-Wedding-Prollo-Schönheit mit immer etwas trotzig-maulig herabgezogenen Mundwinkeln. Allein wegen dieser Kellerkeim-Ausstrahlung fand ich den Titel „Deutsche Antwort auf Brigitte Bardot“ nie ganz passend, Bardot passte in jedes Glamourambiente, Baal war die Schönheit der zerbombten Strassen, Hinterhöfe und miefigen Treppenhäuser, denen sie auch entstammte. Bardot war nie „eine von uns“, Baal schaffte es in jedem Film, uns nahezukommen. Bardot konnte man anbeten, Baal und ihre Aura von Verlorenheit vermittelte uns immer das Gefühl, man könnte sich jederzeit prima zusammen mit ihr am Tresen ausheulen. Als „Halbstarke“ durfte sie Horst Buchholz küssen – was wir ihr damals nie verziehen haben. Man nannte sie auch „die Queen des deutschen Erbsuppenkinos“. Später spielte sie bei Fassbinder, Wenders, Hauff und Margarethe von Trotta. Die Liste der Filme und Fernsehsendungen ist umfangreich, trotz häufiger Einbrüche aufgrund ihrer Alkoholabhängigkeit, aus der sie nie ein Hehl machte. Eine zutiefst ehrliche Frau, die auch ihr Gesicht im Alter behalten wollte.

Die gebürtige Weddingerin starb am 26.11. mit 84 Jahren in ihrem geliebten Berlin. Tschö, Karin und mach et jut! Falls im Himmel gefilmt wird und man einen gefallenen Engel braucht, bist Du genau die Richtige!

 

2024 3 Dez

R I P

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Man nannte sie „die Muse Buñuels“ und die „letzte Diva des spanischsprachigen Kinos“. Silvia Pinal, die immer aussah, als wäre sie in Schweden und nicht in Mexiko geboren und auch im Spiel eher zurückgenommen, als explosiv agierte und oft den ruhenden und gefestigten Pol in einem chaotischen Geschehen verkörperte, ist am 28.11. im Alter von 93 Jahren verstorben.

Sie erfreute uns mit ihrem Anblick und ihrem tiefgründigen Spiel vor allem in Viridiana, Der Würgeengel und Simón del Desierto von Luis Buñuel und stand bis zuletzt im Rampenlicht, drehte Fernsehserien, wandte sich der Politik zu und war Kongressabgeordnete für eine progressive mexikanische Partei; dazu 4 Ehemänner und 4 Kinder, was auch eine Leistung ist. Fotos aus späteren Zeiten sieht man sich besser nicht an – sie vertraute wohl eher Chirurgenskalpellen als ihrer Fähigkeit in Schönheit zu altern.

Adiòs … und der Himmel hat einen blonden Engel mehr!

 

2024 1 Dez

Lichte Momente

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Mystiker sind Trunkene, Musiker auch. Sie tauchen in die Welt und lassen sich betören und umschwirren. Eigentlich bin ich nie etwas anderes gewesen, bei aller Liebe zur Ratio. Wäre nicht, nur so ein Gedanke, das Konzept der Ad-Hoc Improvisation von der Musik auch auf das Visuelle zu übertragen? Das Smartphone böte die Möglichkeit, unabhängig von der Kontinenz der Motivwahl (warum jetzt Dieses und nicht vielmehr Das?) Lichtmomente festzuhalten, grad als ob man Schmetterlinge finge oder etwas fallen liesse. Flugs, flugs, geschwind, das innere Kind will weiterfliegen. Vor ein paar Tagen machten wir (wir könnten uns Cool Brothers nennen) mal wieder eine Session im Duo mit Gitarre, Saxofon, Flöte, allerlei Effekten (loops & freezes) – auch ein Schlagzeug war im Raum zuhanden. Besonders gefiel mir ein stilles, frei improvisiertes Stück – betiteln möchte ich es gemäss der Quintessenz unseres Zusammenspiels mit „Reine Gaudi“.

 


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