Grafik: Uwe Bressnik – Fingerprin(t)zip – „Schmeißfliegen“
38,5 x 30,5 cm | Kopie auf Folie und Papier, Glas, Silikon | Edition 1 / max. 5
uwe.bressnik.info/best/fingerprintzip
Neulich nachts wurde ich unverhofft zur US-Präsidentin gewählt, offensichtlich störte es niemanden, dass mein Englisch gerade so für den Alltagsgebrauch taugt.
Ich stehe auf einer kleinen Bühne, für meinen ersten Auftritt ist das wirklich angenehm und überschaubar für mich, und mache meinem Volk klar, dass ich trotz meiner staatstragenden Rolle immer noch selbst aufs Klo gehen muss und auch meine Spuren dort selbst beseitige – self made woman, you know – zur Veranschaulichung lade ich die anwesende Kamera ein, mir in ein kleines Kabinett in der Mitte der Bühne zu folgen, wo ein Klo steht. Ich ergreife die Klobürste und schrubbe damit beherzt die Kloschüssel. Vom Zuschauerraum vor der Bühne aus können die Leute die Arbeitsschritte mit verfolgen. Es gebe kein Personal für den Toilettengang, betone ich: Vorbild will ich sein! Für nichts zu schade.
Mit der Regierungsarbeit werde ich es auch so halten, kündige ich an: Jede Woche gibt es ein kurzes Briefing, in zwei, drei Sätzen, wo ich Themen und Ergebnisse ans Volk übermittle, damit alle dabei sein können und mitverfolgen, um was wir uns in der Regierung gerade kümmern. Ich bin fürs erste ganz zufrieden mit meiner Politik, so kann doch ein guter Staat gemacht werden – oder etwa nicht?