An die Bestie in Menschengestalt
Du hast meinen Lebensfaden
schier abgeschnitten.
Ich verfluche dich dafür
Ich spreche den Gegenfluch aus
Mögest du in Ewigkeit
wie ein halb zertretener Wurm
dich winden müssen
Dafür, dass du und deine Mit-Würmin
den Fluch auf mich herabgebrochen habt
mein Leben zertreten.
Meine Kraft zerbrochen habt
die Kraft für mich selbst
zu leben, zu lieben
mich unbekümmert zu freuen
Stattdessen habt ihr mir
falsche Schuld
falsche Scham
abgebrochenes Leben
und eure unsägliche Schuld
aufgeladen.
Mit unsäglicher Brutalität
Dafür spreche ich nochmals den Gegenfluch aus
Mögen sich die Engel von euch abwenden
die Hölle euer zuhause sein
So wie mein Leben oft die Hölle war
auf Erden
Ihr sollt alle Schmerzen
in Ewigkeit spüren
die ihr mir zugefügt habt
mir und meiner Tochter
mit euren späteren Henkershelfern.
Niemals Frieden für euch!
Liebster
An Dich Geliebter
mit dem goldenen Herzen
dem geheimnisvoll umhüllten
mit der zarten Blutspur.
Wie ein Hauch
und doch das Auge erschreckend.
Deine Stimme fließt in mein Ohr
wie plätscherndes Gebirgswasser
mit unterirdischen kräftigen Strudeln.
Und deine Hände
tasten sanften Augen gleich
sich behutsam in meine,
teilen das Wasser vor mir
in kräftigen Schwüngen.
Zärtlich schnupperst Du an meiner Haut
die ich sanft für Dich nur salbte.
Spür den Sommer
in meinem Mund
lass mich ihn
in Deinen hauchen
Liebe heißt das Zauberwort.
Marianna 2024
Spannung – das Erste, was mir einfällt beim Lesen dieser beiden Gedichte aus meiner Sammlung von Texten traumatisierter Menschen. Wie kann eine Seele so extreme Gegensätze erleben, erfühlen und in sich beherbergen, ohne zu zerspringen – als würde man eine extrem zusammengedrückte Sprungfeder plötzlich loslassen, so dass sie ihr Gehäuse zerreisst. Offenbar geht es – allerdings droht der Körper dieser Frau zersprengt zu werden – von extremen Schmerzen, Unverträglichkeiten und Zurückweisungen für fast alles, was man ihm auch in bester Absicht zuführt, um ihn zu ernähren, zu erhalten oder zu heilen, als ob er überall ein verborgenes Gift wittern würde, das er sofort wieder ausstossen möchte – ein körperliches Grundmisstrauen, das sich längst verselbständigt hat und ein Eigenleben führt. Oft hat man den Eindruck, dass der Körper sich verhält wie das Kind, das dieser Besitzer einmal war; er verweigert sich, er möchte ständig etwas zugeführt bekommen, um die Leere der Seele zu füllen, bei manchen Menschen schreit und lärmt er die ganze Zeit. Oft ist er so angefüllt mit Unverdaulichem dass er keine Nahrung mehr aufnehmen kann. Manchmal steht er unter einer fast unerträglichen Spannung zwischen Angst und Wunsch, möchte sich öffnen und schützend verschliessen gleichzeitig. Dann wieder wohltuend abgegrenzt und unverletzlich existieren und dann wieder mit einem anderen verschmelzend verschwinden und sich auflösen.
Du stolzes Herz! Du wolltest glücklich sein, unendlich glücklich. Oder unendlich elend.
Heinrich Heine wusste auch, wie weit die Seele ihre Flügel spannen kann, manchmal birgt sie in ihrem Gehäuse nur von Menschengrösse eine ganze Welt.
Und Spannung vermag vieles: Einen Pfeil abschiessen, einen Schlag versetzen, ein Gehäuse sprengen … nur ist sie eben so verdammt schwer zu ertragen, sowohl ihr Halten als auch ihre Entladungen. Ein Leben in Extremen – und kein Entkommen?
Doch, manchmal … im Malen, im Gestalten, im Schreiben …