Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2024 12 Sep

R.I.P

von: Ursula Mayr Filed under: Blog | TB | 6 Comments

 

 

Ciao, ciao, Bambina – im Geiste sehe ich Dich noch umherstreifen, mit schwarzen Locken und buntem Röckchen unter Palmen am blauen Meer, neben Dir ein Esel mit zwei Orangenkörbchen und ein paar kleine braungebrannte Jungs mit rot-weissen Ringelpullis, begleitet von Mandolinenzirpen. Du warst nicht nur eine Sängerin, Du warst auch Trägerin eines Lebensgefühls, trugst wieder eine Spur von südlicher Sonne und Meeresbrise in die hermetisch nachkriegsverrammelten deutschen Wohnstuben, für deren Bewohner noch hinter jeglicher Grenze Feindesland lauerte und die nur Heimatfilme aus Tirol guckten. Dabei warst Du nie anrüchig, sondern immer adrett, ohne überbordende Erotik und frisch mit Kernseife gewaschen, so dass die Deutschen in ihrem neu entwickelten Waschzwang Dich gut annehmen konnten – so etwas wie die europäische Antwort auf Doris Day. Und so richtig Italienerin warst Du auch gar nicht – gebürtig in Lugano. Die Schweiz war für den Deutschen ja nie so wirklich Ausland, das machte es für uns auch leichter. Und in jedem Deiner Songs wurde die Welt wieder ein Stückchen freundlicher, begehbarer und nahbarer und schliesslich trauten sich doch die ersten mit der Isetta über den Brenner und fanden’s dort toll. Danach rückten die Filmproduzenten in Scharen ans blaue Meer aus und der Bikini war en vogue.

 

 

 

 

Ciao, Caterina – Du warst ein Stück Historie der Trivialkultur und Teil eines Mythos der die Grenzen in Kopf und Herz zu öffnen verstand für die Schönheit des gerade noch verteufelten Fremden und Ausgegrenzten, Du warst die Sirene die Odysseus dazu brachte sich vom Mastbaum wieder losbinden zu lassen und des Lebens Ruf  zu folgen, der bekanntlich niemals endet. Wenn Du drüben ankommst grüsse Vico Torriani, ihr habt zusammen verdammt gute Integrationsarbeit geleistet für ein Land im Zustand der bleiernen Zeit, der Schuld, des Heimatschwurbels und der Duldungsstarre. Freddy Quinn, der Spezialist fürs Dauerfernweh, wird halt noch ein bisschen auf sich warten lassen, dann könnt Ihr zusammen den Olymp rocken. Arrivederci!

 

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6 Comments

  1. Jörg R.:

    Oh ja! Und dann „Marina“! Rocco Granata. Das Bild mit dem schwarzhaarigen Mädchen hing bei uns im Wohnzimmer. Und immer wollte ich nach Italien und immer ging’s in den Bayrischen Wald!

  2. Ursula Mayr:

    Dann begann die blaue Periode des deutschen Films: Das blaue Meer. Ein kurzes Interregnum bis Peter Kraus kam, der hatte es auch noch mit dem Blauen, aber schon rockig. Und dann Elvis und der Spuk war vorbei. Wenns da ums Blaue ging dann immerhin schon der Pazifik. Die Fliehkräfte wirkten.

  3. Anonymous:

    Ich habe diese Zeit nur noch sehr verschwommen in Erinnerung, ich bin dann mehr in die Elvis-Ära reingewachsen.Da fuhr man dann schon sehr selbstverständlich nach Italien, viel weiter allerdings nicht. Und ich wollte nach Amerika.

  4. Ursula Mayr:

    Ganz Paris träumt von der Liebe – das war mein erster Tanz! Und dann gleich Klammerblues …

  5. Susanne:

    Ups, Uschi! Du triffst grad einen Nerv!

  6. Ursula Mayr:

    Aufn Nerv bohren ist meine Profession!

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