Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

 

Für die Zeit der Hochbetagtheit habe ich mir vorgenommen, noch einmal Karl May zu lesen, als stolze Besitzerin aller 70 Bände in der formschönen Ausgabe des verdienten Bamberger Verlags mit dem kuschelig-altmodischen Golddruckoutfit. Man riecht förmlich den ehrwürdigen Staub, den man aus ihnen herausschütteln kann und in diesen Nebeln und Gerüchen findet sich ein Stück Vergangenheit/ Kindheit kurzfristig wieder – dusty hours.

Wie ich die Anschaffung mit meinem knappen Taschengeld geschafft habe, ist mir bis heute ein Rätsel, ich hoffe ich habe keines geklaut, das hätte der grosse Mayster nicht gutgeheissen, die Kindererziehung lag ihm sehr am Herzen, obwohl er keine hatte – kein Wunder bei 14 Geschwistern, da hat man die Nüstern voll. Heute kann man die gesammelten Werke bei Amazon für 7,99 erstehen, ein Zeichen dafür, dass die beste Zeit des Autors wohl vorbei und jegliches Verfallsdatum abgelaufen ist.

Die Verfilmungen in den Jahren ab 1962 aufwärts brachten noch einmal eine kurze Renaissance, die auch den Büchermarkt triggerte, bis die anschwellende Popkultur mit einer ganz neuen Bildsprache und neuen Themen das brave Bravo-Nachkriegsjugend-Eiapopeia (immerhin bekam die Jugend jetzt eine eigene Kultur, Mode und Musik) unter sich begrub. Da konnte auch der hoffnungslos gutaussehende Pierre Brice nicht mehr viel dagegen machen – der sich im übrigen als alter Sauertopf erwies und stinkebeleidigt war, als Bully Herbig sein Schuh-des-Manitou-Gekaspere auf die Leinwand bannte und alle den schwulen Winnetouch plötzlich besser fanden als die holzgeschnitzte Originalfigur mit maximal drei Gesichtsausdrücken, die er uns immer ablieferte (betroffen, nicht betroffen, sehr betroffen) und was wiederum alles Hohe und Hehre der May-Welt endgültig in die Gewässer der Lethe schwemmte, die bekanntlich alles vergessen lässt damit es einem im Hades dann besser gefällt.

Zugegeben: die Storys sind schwarzweiss und trivial und die Figurenzeichnung ein Sammelsurium an shining heroes, aalglatten Gangstern und skurril-schrägen Typen, auch von der Darstellung von geschlechtlich uneindeutigen oder transvestitisch sich gebärdenden Zeitgenossen schreckte May nicht zurück, gegen Crossdresser hatte er offenbar nichts.

Ein Kessel Buntes und nicht wirklich fesselnd für alle die das Kindesalterverfallsdatum überschritten haben. Wer aber glaubt, es handle sich hier um Wildwestgeschichten und Reiseerzählungen, der irrt gewaltig – der May’sche Mikrokosmos ist wesentlich komplexer und durchaus wert, dass sich Literaturwissenschaftler und Psychologen mit ihm beschäftigen. Taten auch viele.

Faszinierend zunächst der Mann selbst: Ein schwächliches Kind einer armen Weberfamilie in Sachsen, vorübergehend vermutlich aufgrund Mangelernährung erblindet. Daher nicht fähig, am Webstuhl zu malochen und der Grossmutter zur Obhut anvertraut, die ihn lehrte, dass man in der Welt der Märchen und Phantasien besser beheimatet ist als im Reich der Schwerkraft, der störrischen Materie und der ungestillten körperlichen Bedürfnisse. Der Vater, ein durchaus schlauer Kopf, der den Sohn an die Bücher brachte – immerhin das – aber ihn und seine Geschwister (er war das fünfte von vierzehn Kindern, von denen aber neun in den ersten Lebensmonaten verstarben) gnadenlos mit der Rute (genannt der „Birkene Hans“, hier also bereits die Fetischisierung eines Folterinstrumentes) verprügelte.

Die Anhäufung von Waffen ganz besonderer Art und ihre phallische Symbolik findet sich im gesamten Oeuvre Mays: Sam Hawkens hatte seine treffsichere Liddy, wenn eine Schiesserei drohte, freute die sich offenbar bereits im Vorfeld und er bemerkte „dass Liddy Hochzeitsgedanken hat.“ Was immer man sich darunter jetzt vorstellen mag. Old Shatterhand hat natürlich gleich zwei Schiessprügel, klaro.

Die Mutter Mays war eine depressive Dulderin – das damals übliche Ehegespann eines saufenden Cholerikers, diese Konstellation in Verbindung mit Armut und Kinderarbeit ergibt nicht immer unkomplizierten Nachwuchs – das war auch die Konstellation in der Hitler und Stalin aufwuchsen. Beim Vater der Sklave, bei der Mutter der gescheiterte Retter (Frauen aus der Gewalt von Monstern zu befreien ist im Werk ebenso ein oft aufzufindendes Motiv), bei der Oma der Märchenprinz – ein integriertes realistisches Selbstbild darf man bei diesem mismatch ohnehin nicht erwarten, da konnte nichts wachsen und wieder gesundschrumpfen um zu einer Mitte zu finden die ein geglücktes Leben ermöglicht und jede Demütigung zieht sofort die kompensatorische Reaktivierung von Grössenphantasien und dementsprechende Manifestationen (im Angeben war er unschlagbar!) nach sich und dies ist wiederum ein Anreiz für die Umwelt ihn weiter zu deckeln.

Aus dieser Spirale fand er nie mehr heraus, denn unsere Verwerfungen im Selbstbild spiegelt uns recht zuverlässig die Umwelt wieder: Man wird auf den Thron gehoben und wieder gestürzt und durchgeprügelt – manchmal sogar hintereinander von den gleichen Leuten und hat den Eindruck dass die Vergangenheit nie endet. Die Errichtung eines Armes-Opfer-verkanntes-Genie-Selbstbildes, von bösen Neidern umzingelt, rettet hier vor dem narzisstischen Zusammenbruch.

Die Gut-Böse-Spaltung zieht sich durch sein gesamtes Werk, in den früheren Jahren begann er mit Kolportage-Fortsetzungsromanen in katholischen Familienzeitschriften (Waldröschen, Erzgebirgische Dorfgeschichten), mit reichlich wackeren deutschen Helden und viel traulichem Waldesrauschen – und sich durch das gesamte Oeuvre ziehenden sadistischen Entladungen. Hadschi Halefs treffsichere Peitsche, die „die Haut aufplatzen lässt“ und sich sodann „tief ins Fleisch des Schurken wühlt“, hatte auch schon ihre Vorläufer dort im Erzgebirgischen und wurde ebenso oft wie später im Orient hervorgeholt.

 

 

Die Volten, Kapriolen und sonstigen Versuche eines unterbezahlten, kränklichen Dorfschullehrers und späteren Gefängnisinsassen sich durch Hochstapelei und überbordende Phantasietätigkeit vor der Ärmlichkeit und Banalität des Lebens zu retten und stets mit einem Bein jenseits der Realitätsschranke in grandiosen Traumwelten zu herumzuspazieren und dort in hochidealisierten Beziehungen mit perfekten Menschen sein Herz zu erwärmen sind lesens- und studierenswert. Er schaffte es, diese Traumwelten immer stärker in sein Leben zu integrieren, sich immer häufiger als das Ideal-Ich zu präsentieren, das im Westen wie im Orient grandiose Siege erfocht.

In seinem Privatmuseum Villa Shatterhand  liess er die Träume sich materialisieren, allerlei Völkerkundliches sammelte sich an und sogar die legendäre Silberbüchse und Haare vom Haupte Winnetous konnten besichtigt werden – gemäss späterer Überprüfungen handelte es sich um Pferdehaar – und May sah sich gezwungen seine Geschichten zu korrigieren die besagten dass Winnetou mit Ross und Silberbüchse in den Gros-Ventre-Bergen unter einem Erdhügel begraben wurde. Offenbar hat Old Shatterhand dann Leichenfledderei begangen – natürlich nur um seinerseits ebensolches der schurkischen Komantschen zu verhindern – und die Waffe der starren Hand entwunden sowie noch ein Haarbüschel für die staunende Nachwelt sichergestellt. Wenn man Mays Gedankenpfade weiterdenkt kommt man rasch ins Bizarre wenn nicht gleich ins Lächerliche.

Arno Schmidt amüsierte die Leserwelt mit der Analyse der unterschwelligen Sexualbotschaften und – landschaften im Oeuvre. Dass sich Old Shatterhand und Winnetou (der Herr mit der unpraktischen Damenfrisur, der auch nach dem grössten Schlachtgetümmel noch untadelig sauber und gebügelt in seinen weissen Lederklamotten aussieht und der vermutlich morgens am Teich sitzt, sich die Klapperschlangenhaut in die Flechten flicht und die Leggins wäscht – ich sage ja, man kommt schnell ins Bizarre) ständig umarmen und auch küssen, sei jetzt dahingestellt, ebenso das Kommunizierende-Röhren-Getue („Was mein weisser Bruder fühlt, das fühlt auch Winnetou!“), das die Seelenverwandtschaft unterstreichen soll, ist dabei nur ein Augenzwinkern wert, sadomasochistische Entgleisungen meinethalben auch, Schmidts besonderes Interesse galt den sexualisierten Darstellungen von Landschaften. Fasten seat belts!

 

 

Es wird in offenbar haufenweise vorhandene senkrecht sich öffnende und dicht bewaldete Felsspalten, aus denen ein Bächlein rieselnd hervorspringt, eingedrungen und ebenso oft in kreisrunde und bewachsene Talkessel abgestiegen, aus denen üble Dünste dampfen, man bricht auf zum „Loch der alten Frau“, Winnetou ruht in den Gros-Ventre-Bergen (der Tod als Rückkehr in den Bauch der Mutter Erde – okay, kann man so stehen lassen), ein Häuptling nennt sich Lata Nalga, was etwa mit Konservenhintern zu übersetzen wäre.

Und so geht es ähnlich charmant und sanft hügelig weiter. Kriemhild – so Arno Schmid, der Meister der Wortspiele – sei ja nicht nur eine Prinzessin gewesen, sondern cream hilled sei ja auch eine Eigenschaft jedweder Miss Germania, dem gemäss treiben sich die Protagonisten auch gerne zwischen Hügeln mit im Abendrot rosa leuchtenden Spitzen herum und erkunden anmutig begraste Felsritzen, in denen es dann beim Eindringen recht spannend wird und so mancher verborgene Schatz zu finden ist.

By the way: Wenn sich eine Frau an Shatterhand oder Winnetou anpirscht, ist klar, dass ihr kein langes Leben beschert ist und der Meuchelmörder bereits lauert, um sie um die Ecke zu bringen und die hochidealisierte Beziehung zwischen den männlichen Protagonisten störungsfrei aufrechtzuerhalten. Deutschgetümelt wurde natürlich weiterhin – Old Shatterhand ist ja Sachse, trifft im Westen auch rätselhafterweise immer wieder auf Sachsen und der weisse Lehrer von Winnetou, den es auch in den Westen verschlagen hat, stammt aus … raten Sie mal.

Die Sachsen sind natürlich alle feine Kerle und so wird mit dem Wörtchen deutsch das bekannte chauvinistische Schindluder getrieben. Weiter scheint auch in der Maywelt eine besondere Form von Fulfilling-Department zu existieren: Wenn irgendein Gauner den kuriosen Schwur tut, ein Grizzly solle ihm das Gehirn herausfressen, wenn er nicht die Wahrheit sage … etc … etc … – kann man sicher sein, dass Meister Petz schon um die Ecke auf ihn und sein bisschen Grips wartet.

Laut Schmidts Analyse sah er sogar in dem quirligen und immer etwas aufgeregten, sein eigenes Ding verfolgenden und mit einem Bart gesegneten (der aus sieben Haaren bestand – drei rechts, vier links, wenn ich mich recht erinnere) Hadschi Halef Mays eigenen Penis. Schwer zu bändigen war der anscheinend – nu ja, nu ja! So weit so kindlich!

Jedenfalls nahm man dem Alten seine Hochstapelei sowie auch die „unmoralischen Züge“ seiner Kolportageromane  – etwas Sterileres als diese war sogar in der damaligen Zeit schwer aufzufinden – äusserst übel und er sah sich zu einem Kurswechsel gezwungen und verkündete häufig und ex cathedra, dass seine Reiseerzählungen, mit denen er es zu Popularität und bescheidenem Wohlstand gebracht habe, nur Vorstudien gewesen seien und sein eigentliches Werk jetzt im Alter beginne: der Ich-Erzähler (also Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi) nun der suchende Mensch sei, der versuche, die „Menschheitsfrage“ zu lösen – also irgendwie eben den Kampf zwischen Gut und Böse zu gewinnen und das Niederringen des eigenen Schweinehundes hinzukriegen, wie man das heute nennen würde.

 

 

Damit wurde es endgültig beklemmend …

Illustriert wurden die Bücher dieser Ära nun vom Kunstprofessor Sascha Schneider, einem Maler, der sich damals schon als homosexuell geoutet hatte, folglich wimmelte es von da ab im Oeuvre reichlich von nackten Kerlen in anmutigen Posen.

 

      

 

 

Auch manch anderer Illustrator einer niedrigeren Kaste wurde Opfer des gleichen Sogs und bildete Winnetou mit Ohrring, kessem Hüftschwung und neckischem Pferdeschwänzchen ab.

 

 

Handlungsmässig ging es nun eher spirituell-jenseitig zur Sache und die Geschichten handelten von Ardistan und Dschinnistan (das Reich des Bösen, Triebhaften und Erdgebundenen contra … das Gegenteil halt!) und das Pendant von Winnetou war im Orient eine ebenso betagte wie moralisch hoch und höchst stehende Dame – vermutlich ein Abbild der idealisierten Grossmutter der May hier ein charmantes Denkmal setzte – und die Kara Ben Nemsi zu seinem ursprünglichen Ziel führte das „Edelmenschentum“ zu erreichen.

 

 

Marah Durimeh!
Tusch, Trommelwirbel!

Lesen wollte das nun mittlerweile niemand mehr, verlegt wurde es weiterhin und Vortragsabende und Lesungen gab es auch weiterhin, angeblich soll auch Adolf Hitler gelegentlich im Auditorium gehockt haben, um etwas über den Edelmenschen zu hören. Da hat ihm sicher vieles gefallen.

Die Identität des Weitgereisten beliess May weiter im wohligen Dunkel der Halbverdrängung und liess sich, klein und schmächtig wie er war, mit Indianergewand, Lasso und Silberbüchse als Old Shatterhand ablichten, auch als ihm schon keiner mehr den berüchtigten Prankenhieb Richtung feindlicher Schläfe zutraute. Irgendwie ja auch eine Leistung! Oder wahlweise Frechheit, abgrundtiefe Arglosigkeit und stabilisierender Grössenwahn – die Realitätsgrenze war bei ihm jedenfalls zeitlebens sehr unscharf gezogen.
Nebenbei hatte er sich immer wieder mit Gerichten, Verlegern, Moralaposteln und anderen Nattern auseinanderzusetzen, was seine Gesundheit zusehends schwächte, um seine Feinde war er wahrlich auch nicht zu beneiden.

In seinen letzten Jahren, bereits altersgebrechlich, besuchte er doch einmal – erstmalig – den Wilden Westen, lebte und speiste in einem gepflegten Hotel. An seiner Seite seine zweite Ehefrau Klara, die den Rest seines Lebens treu ergeben vor ihm auf den Knien lag, (nachdem er die erste – die Emma – vom Typ her eher ein berechnendes Luder – losgeworden war, dergleichen schaffte er durchaus) und der er ebenfalls in seinen Büchern ein gebührendes Denkmal gesetzt hatte: Die schöne Kurdin Schakara, die morgens wie weiland Winnetou ihre schwarzen Flechten am Teich ordnete – womit die Sexualüberschreibung von männlich zu weiblich im höheren Alter offenbar vollzogen war. Die Frauen bekamen zunehmend das zahlenmässige Übergewicht und die stärkere moralische Macht im Oeuvre und bar jeder Selbstreflexion hat er auch sicher nicht gemerkt, dass dies zeitlich mit dem Eingehen seiner zweiten Ehe in etwa zusammenfiel.

Als er einige Tage in den Staaten verschwunden beziehungsweise für die Presse nicht zu sprechen war – man vermutet Unpässlichkeit – erklärte seine Schakara den Reportern, er sei wohl mal eben rasch zu seinen Apachen gefahren deren Ehrenhäuptling (das gibt’s anscheinend – Häuptling h.c.) er ja immer noch sei. In einem späteren Interview bekannte sie das alles nicht mehr so genau zu wissen, auch ihr Mann sei sich nicht mehr sicher wohin ihn seine Ausflüge geführt hatten. Somit hielt sie das gemeinsam gewobene narzisstische Konstrukt aufrecht und konnte weiterhin – anstatt mit einem Schullehrer und Kleinkriminellen von sehr instabiler psychischer Struktur – mit Old Shatterhand verheiratet sein. Da lohnt sich dergleichen Drüberschwurbeln.

Ob das Ganze ein Vorbild für die Jugend gewesen ist, sei jetzt mal dahingestellt und ist im übrigen völlig irrelevant; wenn ich die Bände jetzt auf dem Flohmarkt anbieten würde, käme sicher von den youngsters lediglich die Frage, wo ich denn meine Zeitkapsel geparkt hätte.

 

Summary:

Das Werk ist künstlerisch wenig interessant. Das Leben des Autors und seine Fähigkeit des Selbst- und Fremdbetrugs und das durchaus geschickte Hangeln über immer wieder auftauchende Abgründe in seiner unruhig gezogenen Lebensspur und das Aufhalten in intermediären Räumen, bis keiner mehr wusste, was wie wo wann und mit wem und ob überhaupt oder eher doch nicht passiert war, ist sehr wohl ein Kunstwerk ganz eigener Art und unverzichtbarer Stoff für Psychiatrie-Seminare. Das Wilkomirski-Syndrom nennt man’s heute – eine Form von Pseudologia phantastica.

Wie ich überhaupt zu diesem Thema komme?

Ich war in Berchtesgaden, hab’s ja nicht weit dahin, und habe mal wieder das Lattengebirge bewundert und die schlafende Hexe.

Very cream hilled!
Eiverbibbsch!!

 

This entry was posted on Freitag, 9. August 2024 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. You can leave a response here. Pinging is currently not allowed.

7 Comments

  1. Jörg R.:

    Karl May – da tun sich alte Wege neu auf. Kein Mensch kennt den heute mehr. Obs ein Verlust ist? Man kann durchaus profitieren, denke ich.

  2. Jochen:

    Eine tiefgreifender und nachvollziehbarer Text, der Erinnerungen triggert. Karl May kam bei uns mit Bertelsmann frei Haus – war hin und weg, hab alles verschlungen. Die Erotisierung der Landschaft: hinter jedem Felsvorsprung konnte ein androgyner Apache lauern oder eine Indianerbraut. Wir haben das als Kinder nachgespielt. Aber auch die Phallusmacht von Colt und Flinte hatte ihren Reiz.

    Und dann das Pirschen, später dann bei Castaneda …

  3. Susanne:

    Dieses Gebirge gibts wirklich?

  4. Ursula Mayr:

    Google it! Rotofen im Lattengebirge.

    Blutsbrüderschaft habe ich – Winnetou, wegen der langen Haare – mit meiner Freundin – Old Shatterhand,kurze Haare – auch getrunken.

  5. SmallHans:

    Ich habe in jungen Jahren von „Bagdad nach Stambul“ sehr mühevoll zu Ende gelesen. Hat mich überhaupt nichts beeindruckt oder in die Geschichte hinein gezogen. Im Gegenteil. Das war aber auch dann das einzige Buch das ich gelesen habe von Karl May.

    Die „Schatzinsel“von Robert Louis Stevenson hingegen habe ich als Buch und Film geradezu aufgesaugt, hat unbekannte Sehnsüchte geweckt und mich zeitweise aus der tristen Realität 60er Jahre entführt. Am liebsten hätte ich mich auf diese Insel gebeamt!

    Unvergessen der Film in seiner ersten Fassung.

  6. Ursula Mayr:

    In der Schatzinsel ist ja auch ein 14jähriger als Haupt- und Identifikationsfigur und man geht praktisch an seiner Seite auch die Schatzsuche, das ist ganz anders angelegt und klar strukturiert.

    Bei May agieren halt überwiegend erwachsene Männer auf diffuse Aufträge und Missionen, die alle mit der Ausrottung des Bösen zu haben – das ist stereotyp, hölzern und oft theatralisch und das ständige Werben für den Katholizismus, dem später auch Winnetou erliegt, hat die Kinder auch genervt.

  7. SmallHans:

    So ist es Ursula! – „… klar angelegt und strukturiert“. Das habe ich in jungen Jahren höchstens unbewusst wahr genommen ;und wenn,wäre es mir komplett wurscht gewesen! Das, was mich ausschließlich interessiert hat, waren die unbekannten Gefühle, die Faszination der Ferne und das Abenteuer! Da gibt es ja plötzlich noch ganz was anderes im Leben …!

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