… und ein ikonischer Blick …
on life, music etc beyond mainstream
2024 23 Mai
von: Ursula Mayr Filed under: Blog | TB | 5 Comments
Ein beliebtes Motiv von Cocteau – scheinbar nach aussen zu sehen während man nach innen schaut.
Und was wollte uns Bunuel damit sagen?
Genau das habe ich mich auch immer gefragt …
Wenn man jetzt Bunuel gefragt hätte hätte er gesagt: Nix! Er hat sich immer dagegen verwahrt, seinen Bildern eine Bedeutung zu verleihen bzw sie durch irgendeine tiefenhermeneutische oder anderswie symbolisierende Mühle rappeln zu lassen. Ein Vogel Strauss, der ins Schlafzimmer marschiert, ist ein Vogel Strauss im Schlafzimmer, basta! (Die Milchstrasse).
Nichtsdestotrotz hat sich seine Fanbase deutelnd darauf gestürzt, irgendwas finden wir vom Team Trüffelschwein ja immer raus, um es dann freudestrahlend und publizierend ins Licht der Wahrheitssonne zu halten. Macht ja auch Spass, wenn man dem Maestro klarmachen kann was er eigentlich gemeint hat und selber nicht wusste, diese des eigenen Unbewussten völlig unkundige Schnarchnase; wo doch klar ist, dass der lange Schnabel des Vogels ein Phallussymbol ist und das Eindringen ins Schlafzimmer ein penetrierender Akt und vermutlich hat der Vater von Bunuel … ääähh … siewissenschonwas …!
Okay, Reset: Ich denke was Bunuel betreibt ist das Spiel mit der Irrealität des Surrealismus (auch ein blöder Ausdruck jetzt) und seinen traumartigen Bildern, die intensive Gefühle erzeugen – zu Anfang dann eben ein Schock: Mach Dich auf etwas gefasst – hier fallen Schranken und Grenzen, vielleicht auch die letzten. Damit wendet er sich direkt an den Zuschauer und es funktioniert: Nach der Augenszene ist man nicht mehr derselbe Zuschauer der man vorher war.
Nicht umsonst nannte Bunuel einen seiner Filme auch „Das Gespenst der Freiheit“, in dem in unverblümter Normalität das Leben als unvermeidbar surrealer Reigen dargestellt wird. Der Blick durchs Auge ist – egal von welcher Seite – doch zuletzt immer ein Blick in den Spiegel, ein Spiegelkabinett in dem wir mit jedem noch so geringen Interpretationsversuch nicht mehr als einen insuffizienten Anlauf ein Ego zu konstruieren erkennen können. Egal von welcher Seite man hingegen Bunuels Auge in „Un Chien Andalou“ betrachtet, wird man nie mehr derselbe wie vorher sein, zumal die Szene so überwältigend schön wird, nachdem man den primären Schock verwunden hat.
Oh, hilf mir mal drauf … was kommt da überwältigend Schönes?