Ankunft spätabends im siebten Bezirk, die U-Bahn rattert auf einem kurzen Stück als Hochbahn über Gürtel und Wienzeile hinweg, die Fassaden der umstehenden Häuser geben sich verschlossen und schmutzig, verschiedenste Lichter funkeln, wandern herum, huschen vorbei, Werbetafeln locken meinen Blick. Einige Halte-Stationen sind hell erleuchtet, offen, mit lindgrünen Ornamenten.
Ich steige aus und trete auf die Straße, bleibe stehen:
Soll das eine Anrufung sein? Ein Hilfeschrei? Warum heißt es nicht Mama?
Mutti hat immer so etwas Verschämtes, auch Verniedlichendes, für sehr alte Frauen, und für solche, die in den Augen der anderen nicht mehr so ganz ihre Sinne beisammen haben (vielleicht lächeln die Muttis aber wohlwollend über ihre verkannte Rebellion hinweg?).
Sind die fünf Buchstaben als Denkmal gemeint? Oder ein Klageruf?
Ich beherrsche mich, das Wort nicht probehalber mit verschiedener Betonung laut vor mich hin zu sprechen – drehe mich um: Haben sie schon bemerkt, dass auf der gegenüber liegenden Straßenseite ein Kino ist?