Oft, wenn ich nach einer perfekten Radtour, die einer in die Landschaft skizzierten Zeichnung gleicht, in den heimatlichen Hafen zurückkehre, fällt mir ein Fragment aus einem Song von David Sylvian ein: „Circle through the room.“ Der Song heisst „Alphabet Angels“ und entstammt dem Album Dead Bees on a Cake. In ihm wohnt das taoistische Prinzip: eine freie, doch ebenso lyrisch ansprechende Fährte, ohne Wiederholung, ohne Symmetrie. Man fühlt sich erinnert an den nicht reproduzierbaren Pinselstrich chinesischer Malerei. Wie gerne hätte ich mir noch viel mehr gewünscht von dieser Machart (es folgte dann auf Manafon mit „125 Spheres“ – etwas rabiater – eine Komposition von ähnlicher Natur). Liegt nicht auch im Mangel der gelbe Ginster der Erleuchtung, wie es der Neurologe Detlef Linke einmal schrieb? Gerade in Zeiten digitaler Vervielfältigung wünscht man sich ja Selbst-Begrenzungen zurück. Diese eine Linie, this fine line. Eine Synthesizer-Melodie folgt dem gesanglich vorgetragenen Vers, umrahmt von Donnerschlag und feinen Explosionen. Buchstaben-Engel oder das scheue Reh auf der Lichtung: gelungene Metaphern für flüchtige Inspirationen, die es gilt, am Schopfe zu packen. Dichterinnen und Autoren wissen, wovon ich spreche: von dem, was sich der Kontingenz entzieht. Das Einmalige ist nämlich nicht beliebig.