Bedeutet dies für Kant, dass die Mündigkeit nur den Gelehrten vorbehalten ist oder jenen, die man heutzutage als „Experten“ bezeichnen würde? Im Gegenteil. Möglichst alle sollen sich ihrer eigenen Urteilskraft bedienen lernen und auf diese Weise mehrheitlich die Mündigkeit erreichen.
Bernard Stiegler, Logik der Sorge. Verlust der Aufklärung
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Der Aufbau einer Versuchsanordnung beinhaltet immer auch deren Scheitern, wobei selbst Scheitern ja ein Gewinn von Erkenntnis wäre, die den nächsten Schritt einleitet: die Fortsetzungsordnung. Es kommt die Frage auf, ob und wieweit unter dem Druck einer Notlage bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs auf einen Grossteil der Versuchsanordnungen verzichtet wurde. Es gibt die in der Geschichte der Medizin bahnbrechende Etablierung der Doppelblindstudie. Hierbei wird einer Gruppe der Wirkstoff verabreicht, einer zweiten ein Placebo. Weder die Probanden noch die Forscher wissen, wer zu welcher Gruppe gehört. Man beobachtet, wertet aus. Das kostet Zeit. Dann wird „entblindet“ und ein Ergebnis wird sichtbar, völlig unabhängig von Erwartungen und Vorstellungen. Zeigt sich dann bei der Wirkstoffgruppe eine signifikante Verbesserung der Symptome, spricht man von Wirksamkeit. Auch Nebenwirkungen werden über einen langen Zeitraum untersucht. Dies alles ist aufwendig, kostspielig und nicht unbedingt im Interesse profitorientierter Pharmakonzerne. Man möchte den Prozess beschleunigen. Inwieweit spielten während der heissen Corona-Phase nicht nur Unwissenheit, sondern auch die Ungeduld hinsichtlich langwieriger Forschungsergebnisse eine Rolle? Es kommt ein Verdacht auf, es zeichnet sich ein Schatten ab, der auf das Impfen fällt. Wurden Geheimverträge abgehandelt, Firmen wie Pfizer jeglicher Verantwortung entbunden? Der Bestsellerautor Michael Nehls beschreibt skandalöse Zusammenhänge. Wenn man seinen Namen aber mit „Verschwörungstheorie“ googelt, findet man nichts. Wie denn auch: dieser Mann steckt mit seiner Expertise den verschrobenen Karl Lauterbach locker in die Tasche. Vor Jahren wurde ich mal auf sein Buch „Das Methusalem-Projekt“ aufmerksam, ging dem aber nicht weiter nach. Nun wurden mir per Algorithmus, wahrscheinlich aufgrund meiner Frage, ob das Internet ein Storykiller sei, seine aktuellen Bücher „Das erschöpfte Gehirn“ und „Das indoktrinierte Gehirn“ empfohlen. Sie zeichnen sich aus durch Wissenschaftskompetenz, philosophische und kulturelle Bezüge, persönliche Einblicke und kritisch aufklärerisches Denken. Alles in allem ein grundsympathischer Typ, der dazu noch bei einem Fahrradrennen quer durch Amerika (4800 km in 11 Tagen) einen der vorderen Plätze belegte. Jules Verne lässt grüssen. Neben der Wichtigkeit von sozialen Kontakten, Bewegung und ständigem Lernen (was auch die Fähigkeit zur Veränderung eingefahrener Muster beinhaltet) empfiehlt er für die adulte hippocampale Neurogenese (also die lebenslange Erneuerung von Gehirnzellen und die Aufrechterhaltung biografischer Gedächtnisinhalte) auch reichlich Omega-3-Fettsäuren und einen hohen Vitamin-D-Spiegel. Es gibt zahlreiche Untersuchungen, dass niemand mit hier ausreichendem Status an Corona verstorben sei. Wollten Lauterbach, Pfizer und die Pharmalobby das nicht wissen, denn das hätte ja den Impfstoff und all die Restriktionen obsolet gemacht? Fragen über Fragen, wir gehen dem weiterhin nach. Dies sei hier mal frei offeriert und stachelt gegebenenfalls zur kritischen Gegenmeinung an. Vielleicht hilft es ja zumindest dem Hippocampus dabei, auf Trab zu bleiben – denn Bewegung ist bekanntlich alles. Mir scheint in diesem Kontext auch das biografische Schreiben nützlich zu sein, wie es beispielsweise auf diesem Blog zu finden ist. Erinnerungen werden wachgerufen, in eine ansprechende und strukturierte textliche Form gebracht (nicht nur palaver palaver) und frisch gehalten. Mich zumindest spornt das an: ist es doch soviel mehr als reine Nabelschau.