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on life, music etc beyond mainstream

2023 16 Nov

10 Konzerte

von: Alex Filed under: Blog,Gute Musik | TB | 10 Comments

 

    • Sonic Youth @Bizarre Festival, Loreley 1993
    • Yo La Tengo @Pfefferberg, Berlin 1997
    • Elliott Smith & Cat Power @Uni Frankfurt 1998
    • Giant Sand & PJ Harvey, @Kunstpark-Ost, München 2001
    • Lambchop @Mousonturm, Frankfurt 2002
    • Tom Liwa & Low @Robert Johnson, Offenbach 2002
    • Swell @La Maroquinerie, Paris 2008
    • Die Nerven @Festsaal Kreuzberg, Berlin 2018
    • Julia Holter @Funkhaus Nalepastraße, Berlin 2018
    • Neil Young @Waldbühne, Berlin 2019

 

This entry was posted on Donnerstag, 16. November 2023 and is filed under "Blog, Gute Musik". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

10 Comments

  1. Jan Reetze:

    Keinen dieser Künstler habe ich je live gesehen, nicht mal PJ Harvey (und das ärgert mich schon irgendwie). Ich könnte auch gar nicht so ohne weiteres sagen, welches meine Topkonzerte waren; es waren über die Jahrzehnte doch wirklich viele, die ich besucht habe. Steve Reich & Musicians in der Staatsoper Hamburg, irgendwann in den 80ern, wäre auf meiner Liste, Kraftwerk 1981 in der Musikhalle Hamburg, das Gary Burton Quintet mit Albert Mangelsdorff im NDR-Studio (ein echtes Erweckungserlebnis), Burt Bacharach vor drei oder vier Jahren in Pittsburgh, Steely Dan (auch hier), die 8. Sinfonie von Bruckner mit dem PSO (Dir. Manfred Honeck) — und dann müsste ich schon langsam anfangen zu überlegen … Es gäbe bestimmt noch weitere, aber die fallen mir gerade nicht ein.

  2. Alex:

    Interessant, von den Musikern, die Du da nennst (ich habe niemanden von ihnen je live gesehen), hätte mich Steve Reich am meisten interessiert. Der Minimalismus von Drumming hat mich ziemlich in den Bann geschlagen, diese winzigen Rhythmusverschiebungen, die man nur bei sehr genauem Hinhören ausmachen konnte.

    Zum PJ Harvey Konzert gingen wir eigentlich wegen dem Opener Giant Sand, die damals mit Yo La Tengo meine Lieblingsband waren. Als wir in München in der Konzerthalle ankamen, waren wir 10-15 Minuten zu spät und Giant Sand hatten doch tatsächlich schon mit dem Spielen angefangen, ich erinnere mich an kein anderes Konzert, wo die Musiker pünktlich waren. Ihr Set war solide, reichte aber nicht ganz an ihr damaliges Meisterwerk Chore of Enchantment auf CD ran, den Gedenkschrein für den an einem Gehirntumor gestorbenen Steel Guitarvirtuosen Rainer Ptaçek. Und dann kam Polly Jean Harvey, die die Vorband hinwegfegte und wie ein Irrwisch über die Bühne sauste. Soviel Power, so viel Energie in so einem äußerlich fragilen, elfenhaften Wesen hat mich damals total geflasht. Ein Charisma, eine Präsenz wie nur ganz wenige Rockmusiker. Und dabei so bescheiden. Sie war meine Heldin an dem Abend. Bis zu White Chalk habe ich auch immer brav ihre Alben gekauft, der Enthusiasmus ließ aber immer mehr nach. Dry und To Bring You My Love sind und bleiben für mich die essentiellen Alben von ihr. Musik, die in die Eingeweide fährt. Hier eine Doku einer Tour von 1994, wo ich allerdings nicht alles akustisch verstanden habe, es sind jedoch einige Liveperlen dabei.

  3. ijb:

    Bei Julia Holter @Funkhaus Nalepastraße in Berlin 2018 war ich auch! Einige Jahre zuvor hatte ich sie in der Volksbühne gesehen; „opening act“ war damals Lucrecia Dalt.

    Die Nerven und Sonic Youth hab ich jeweils zwei Mal in Berlin gesehen, aber beide etwas später als du. Und Lambchop mehrere Male in ganz unterschiedlichen Städten und Besetzungen. Neil Young leider nie (im Wesentlichen allem aus Kostengründen).

    Konzertkartenpreise explodieren zur Zeit ja unangenehm. Bei PJ Harvey waren wir auf der letzten Tour (zum letzten Album, war super), und nun kosteten die Karten gleich das Doppelte; deshalb haben wir leider gepasst.

    Für Lucinda Williams 2024 hab ich nach dem tollen Konzert in diesem Januar gleich Karten gekauft; da ist innerhalb dieses einen Jahres auch direkt ein Preisanstieg von 20% passiert – so gesehen ja noch moderat, bedenkt man, dass sogar Cat-Power-Tickets jetzt mehr als die für Lucinda Williams kosten.

    Cat Power kommt im April nach Berlin, für unglaubliche 75€ – daher leider nein; das ist zu viel.

    Nächste Woche gehen wir zu der australischen Band RVG; da liegt der Preis bei 20€. Unglaublich, wie dramatisch die Preise schon auseinandergehen. Die verdienen mit der Tour dann wahrscheinlich gar nichts.

  4. Alex:

    Danke für die Info zu Lucinda Williams, ich sah sie vor ein paar Jahren in Schöneberg in der Apostel Paulus-Kirche, ein phantastisches Konzert, iich liebe ihren drawl. Im Huxley’s wird die Atmosphäre nicht ganz so intim sein, ich hoffe, ich bin in Berlin.

    Dass mit den Preisen ist immer das Gleiche. Solange die Musiker noch nicht so bekannt sind und normalerweise die spannendere Musik machen, sind sie niedrig. Wenn sie dann im Mainstream angekommen sind, steigen sie ins Exorbitante. Zu Cat Power würde ich heute nie mehr gehen. Sie covert jetzt Dylan, meine Güte langweiliger geht nicht. Damals war sie auf ihrem eigenen Trip. Das Konzert in der Uni Frankfurt war eines der hypnotischsten, das ich je erlebt habe. Wie sie da hinter ihrer braunen Ponymähne versteckt, die Songs säuselte, als käme sie von einem anderen Stern. Es war die Moon Pix Tour.

    Julia Holter hatte ich 2015 schon im Berghain gesehen, das Konzert war auch magisch. Sie aus ein paar Metern Entfernung auf der Treppe bei ihren vokalen und instrumentalen Höhenflügen zu beobachten, war eine große Freude. Aber im Funkhaus war die Atmosphäre noch heimeliger.Ich saß auf dem Rand der runden Bühne, war quasi mitten im Geschehen. Sie spielten Aviary, ihr tolles letztes Album.

    Bei Neil Young habe ich mich nicht um den Preis geschert und habe die teuersten Tickets ganz vorne im mosh pit gekauft. Es hat sich gelohnt, er ist sich treu geblieben und hat jede Menge Oldies gespielt. Er spielt immer noch eine sehr schön verzerrte Gitarre, ist immer noch der Leader, wer weiß wie oft er noch Konzerte gibt.

  5. Olaf Westfeld:

    Sonic Youth habe ich in der Zeit (1993/94) auch mehrmals gesehen, waren damals eine Lieblingsbands von mir. In Bielefeld im PC69 mit Pavement im Vorprogramm hat es mir am Besten gefallen – das war wahrscheinlich die Tour zu „Dirty“.

    PJ Harvey würde ich sehr gerne mal sehen! (Und Steve Reich auch…)

    Und an Swell habe ich schon sehr lange nicht mehr gedacht – habe ich nie live gesehen, mochte aber die Musik sehr gerne – es gab da ein Album, wo jemand zu Beginn eine Treppe hochsteigt, in eine Wohnung kommt und dann fängt irgendwann die Band an zu spielen. Müsste ich mal raussuchen oder einfach streamen.

  6. ijb:

    Lucinda Williams in der Apostel-Paulus-Kirche? Unglaublich, dass das an mir vorbeiging. (Möglicherweise war’s aber auch ausverkauft oder schien mir zu teuer, und ich habe das verdrängt.) Ich habe zehn Jahre direkt gegenüber der Kirche gewohnt (wo die Apostel-Paulus-Straße auf die Eisenacher trifft (und zufälligerweise lebt jetzt Kit Downes mit seiner Familie an der Ecke)).

    „Intim“ war’s im Heimathafen Neukölln im Januar auch nicht, aber sehr kraftvoll, trotz der körperlichen Einschränkungen durch Schlaganfall. Die Band hatte einfach ne unglaubliche Power, und die Show ging deutlich über zwei Stunden, war auch sehr vielseitig.

    Das Holter-Konzert, das ich in der Volksbühne besuchte, war wohl zu „Loud City Song“, mit einem Quintett recht eindrucksvoller Musiker/innen; aber wie gesagt, bei der „Aviary“-Show im Funkhaus war ich auch.

    Cat Power sahen wir wohl bei der Tour zu „Jukebox“; das war eine tolle, charmante Pop/Rock-Show. Zur Zeit von „Moon Pix“ kannte ich sie zwar vage (der Musikexpress hatte schon 1996 das Vorgängeralbum mittels „Nude as the News“ auf der Heftbeilage-CD empfohlen (ich mochte es ganz gern)), aber ich war damals nicht so (bzw. eigentlich nie) auf dem Low-Fi-Indie-Trip; daher wurde Cat Power für mich erst interessant, als ihr Arrangements und Songs etwas komplexer wurden. Ihre Covers gefallen mit meistens allerdings sehr gut; sie ist ja auch schon auf dem „I’m not there“-Doppelalbum mit „Stuck inside of Mobile“ vertreten, und Dylan hatte für sie immer eine große Bedeutung, sie hat seine Songs häufig interpretiert; daher ist das neue Album jetzt keine plötzliche Anbiederung, sondern eher Fortführung einer langen persönlichen Beschäftigung. Und ich finde diese Idee, ein berühmtes Konzert zu „covern“ statt nur einer Auswahl von Lieblingsliedern, erst einmal interessant. Zur Qualität des neuen Albums kann ich mir bislang allerdings kein Urteil erlauben.

    Dass Musiker die „spannendere“ Musik machen, so lange sie noch nicht bekannt sind, kann ich so nicht wirklich unterschreiben. Lucinda Williams‘ erste zwei, drei Alben finde ich z.B. nicht besonders spannend. Vielmehr finde ich sogar, dass sie über die Jahre immer besser wurde und ihre letzten Alben (speziell „Ghosts of Highway 20“, „Good Souls Better Angels“) halte ich für mit ihre besten, kraftvollsten, interessantesten. Oder Julia Holter – ich kenne Leute, die ihre ersten Alben, vor dem Durchbruch mit „Loud City Song“ für besser halten als die vier letzten, ich sehe das nicht so.

  7. ijb:

    Nachtrag:

    Auch Lucinda Williams hat zuletzt ja ein Dylan-Livealbum rausgebracht, neben einem Petty-, einem Stones-, einem „60’s Country Classics“- und einem Southern-Soul-Coveralbum. Das Dylan-Album finde ich das beste der Reihe; es hat einige sehr eigenständige, ungeschminkte Interpretationen zu bieten, die es oftmals auch mit Dylans Studioversionen aufnehmen können („Everything is broken“, „Political World“, „Man of Peace“ und auch „Idiot Wind“, „Not Dark Yet“ und „Blind Willie McTell“ bringt sie echt toll).

    Patti Smith sang auf ihrer aktuellen Tour auch „All along the Watchtower“ – großartig. Sie singt Dylan jaa auch schon seit Ewigkeiten, und ihre Covers wie „Wicked Messenger“ sind famos und stehen den Originalen in nichts nach. „Watchtower“ ist in der „Originalversion“ ja auch kaum mehr als ein zweiminütiger Erstentwurf, und viele haben daraus was ganz Eigenes, Beeindruckendes gemacht. Bei Patti Smith war es an den beiden Abenden im Boulez-Saal im Oktober ein eindringlicher Höhepunkt.

    Ich teile übrigens auch nicht die häufig zu hörende Meinung, dass Sonic Youth nach ihrem Durchbruch in den Mainstream langweilig wurden. Nicht nur finde ich ihre „Mainstream-Alben“ der Neunziger hervorragend, auch meine ich, dass sie noch in ihrem letzten Jahrzehnt einige ihrer besten Alben herausgebracht haben… tatsächlich finde ich alle Alben ab „Murray Street“ sehr gut. Und ihr Cover von „I’m not there“ ist eines der besten Dylan-Covers.

  8. Olaf Westfeld:

    Absolute Zustimmung bei den Sonic Youth Alben! Zwar habe ich die ab „Experimental Jet-Set“ nur noch am Rande mitgeschnitten, war aber dann immer überrascht, wie großartig die waren. Und die Dylan Interpretation finde ich auch sehr gut, wie einige Songs, die Sonic Youth gecovert haben (Ein Carpenter Song (Superstar?) und Ca plane pour moi fallen mir spontan ein).Und als Nachtrag: auch ein Julia Holter Konzert würde ich sehr gerne mal besuchen.

  9. Alex:

    @Ingo: Ich muss gestehen, dass ich bei Covers etwas streng bin. Wenn sie keine neue Perspektive aufmachen, nicht etwas zum Ausdruck bringen, was man im Original höchstens geahnt hat, finde ich sie strunzlangweilig und völlig überflüssig. Das sind 99%. Cat Power hat bereits sehr gute Cover eingespielt, z.B. die wunderbare Version von Satisfaction ohne den Refrain und ohne die Melodie. Aber, was ich von dem Dylankonzert gehört habe, das sie komplett nachgespielt hat, hat mich angeödet. Ich finde auch gerade, dass ihre Musik durch die komplexeren Produktionen nicht gewonnen hat, sondern im Gegenteil schwammig und austauschbar geworden ist. Auch ihre Stimme hat sich nicht zum Guten verändert. Aber das ist Geschmackssache, der eine mag den rohen Diamanten, der andere den geschliffenen. Mein absolutes Lieblingscover aller Zeiten ist übrigens immer noch Transmission von Low. Sie nehmen alles Tempo aus dem Joy Division Song , machen ihn 100% zu ihrem eigenen. So muss ein Cover sein! Alles andere ist Zeitverschwendung.

    Die Theorie, dass die Alben der Musiker generell im Zeitverlauf schwächer werden, kann man sicher nicht so verallgemeinern. Aber für die Musiker, die ich liebe, gilt das fast ausnahmslos. Irgendwann wiederholt sich jeder Musiker bzw. nimmt Musik auf, die eigentlich niemand braucht. Am meisten haben mich Yo La Tengo enttäuscht. Bis Summer Sun, das ist jetzt bestimmt zwanzig Jahre her, habe ich jedes Album geliebt, danach kam fast nichts mehr. Stimmt nicht ganz Sounds of the Sounds of Science, der Soundtrack zu den Unterwasserfilmen war noch gut. Ich glaube, die Musik, die mich normalerweise anspricht, hat eine Magie, die man nicht so einfach wiederholen kann. Ein neuer Sound ist nur beim ersten Anhören wirklich neu, danach nicht mehr. Danach wird dann oft nur noch schlecht recycled. Beispiel Tindersticks, wobei The Something Rain noch eine positive Überraschung war, aber es geht absolut nichts über das 1. Album, allein schon das Cover mit der Flamencotänzerin im roten Kleid. Wenn man das damals gehört hat, braucht man eigentlich kein weiteres Album mehr von ihnen.

    Sonic Youth habe ich auf der Dirty Tour gesehen, das war auch das 1. Album, was ich mir von ihnen zugelegt habe. Im Musikforum I Love Music schrieb mal jemand, dass das 1. Album, das man von SY kauft für einen normalerweise das beste ist. Bei mir stimmte das. Ob Major oder nicht war mir da ziemlich egal. Die Alben mit den längeren progrockigeren Stücken waren nicht so meins, aber ich habe sie treu weitergekauft. Aber irgendwann hatte ich dann auch genug Sonic Youth plus SYR-Alben, aber dann haben sie ja glücklicherweise aufgehört.

    Julia Holter habe ich übrigens vorher im Berghain gesehen. Das Konzert war auch sehr gut. Die frühen Stücke von ihr kenne ich gar nicht so richtig, da kann ich nicht sagen, ob meine Theorie zutrifft oder nicht, wohl eher nicht.

    @Olaf: Das Album mit dem Mann, der die Treppe hochstieg, die Tür aufmachte und die Musik ging langsam los, war 41 von Swell. Mein Lieblingsalbum von ihnen. Leider ist David Freel vor nicht so langer Zeit gestorben, es gab aber gerade eine Tour der restlichen Bandmitglieder. Die ich natürlich verpasst habe. Tolle Musik, um einen Joint durchzuziehen.

  10. Olaf Westfeld:

    Alles klar,ich höre bei Gelegenheit mal wieder rein, genau meine Kragenweite ;)


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