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2023 21 Okt

Weiterträumen

von: Jochen Siemer Filed under: Blog | TB | Tags: , | 2 Comments

 

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Es gab zwei Disziplinen des Kunstunterrichts in der Oberstufe, die mir besonders am Herzen lagen: Fotosequenzen und Kollagen. Letztere meist surrealistisch angehaucht, gemäss des damals grossen Vorbilds Max Ernst, dessen Einfluss mir letztendlich auch den Zugang zur Kunsthochschule verschaffte. Aber auch Erstere haben es in sich, verlangsamen sie doch die Wahrnehmung, vertiefen sie dadurch und schaffen Raum für Kontemplation. Beiden gemeinsam ist die Möglichkeit, sich durch das Hineinträumen in das Selbstgeschaffene in eine Parallelwelt zu katapultieren, einhergehend mit einem Training der eigenen Fantasie. Irgendwann in meinem Leben muss es den bis heute wirksamen Entschluss gegeben haben, nicht unbeträchtliche Anteile meines Ichs in Fantasiewelten auszusiedeln, weil sie in der sogenannten Realität nicht genügend Nährboden und Bestätigung finden. Die provokante Frage „Woran glaubst du eigentlich?“ würde ich also heute beantworten mit: „An Fiktion und Einbildungskraft.“ „Träum‘ weiter!“ wäre aus meiner Sicht kein Vorwurf, sondern positive Affirmation.

 

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2 Comments

  1. Olaf Westfeld:

    Supertramp werden hier viel zu wenig erwähnt. Und ja, unbedingt weiter träumen!

  2. Alex:

    Ich kann diesen Antagonismus, den Du hier aufmachst, überhaupt nicht verstehen, Jochen. Im Grunde widerlegst Du Dich auch selbst, die Bildsequenz stammt doch aus der Realität, was ist denn daran bitte Fiktion?

    Perspektive ist meiner Ansicht nach das Zauberwort, wir haben verschiedene Perspektiven auf die Welt und mal die Perspektive zu wechseln, ist das Spannende. Zum Beispiel den Polizisten nicht als seinen Gegner anzusehen, der Strafen aussprechen möchte, sondern aus seinen Augen die Welt zu sehen. Das wirkt Wunder. Außerdem ganz wichtig, um an die Realität besser ranzukommen, sind die Verbindungen zwischen den Dingen, die man nur sehen kann, wenn man die Augen aufmacht bzw. sich interessiert.

    Gestern in der Ausstellung Un_Endlich im Humboldtforum, wo es um den Tod geht, habe ich zum Beispiel gelernt, dass es für den natürlichen Kreislauf viel besser ist, seinen Körper begraben zu lassen, weil man so der Erde wieder zugeführt wird (die Flüssigkeit, die organischen Bestandteile). Beim Verbrennen wird erst eine riesige Energie verschwendet (inkl. CO2-Ausstoß) und dann wird der Natur (wie z.B. den Schmeißfliegen) nichts übrig gelassen. Man kehrt eigentlich nicht richtig in den Kreislauf zurück.

    Ich finde die Realität ist tausende Male spannender und natürlich auch mühsamer und herausfordernder als die Fiktion, mit der ich meistens nicht viel anfangen kann. Romane fand ich eigentlich immer schon öde. Reiseschilderungen (z.B. Kerouac) waren so viel interessanter. Außerdem ist jede Erinnerung ja auch immer eine Fiktionalisierung, weil man sich nie an die genauen Details erinnern kann und automatisch dazu erfinden tut. Realität und Phantasie gehören zusammen, sind zwei Seiten einer Medaille.


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