Es gab zwei Disziplinen des Kunstunterrichts in der Oberstufe, die mir besonders am Herzen lagen: Fotosequenzen und Kollagen. Letztere meist surrealistisch angehaucht, gemäss des damals grossen Vorbilds Max Ernst, dessen Einfluss mir letztendlich auch den Zugang zur Kunsthochschule verschaffte. Aber auch Erstere haben es in sich, verlangsamen sie doch die Wahrnehmung, vertiefen sie dadurch und schaffen Raum für Kontemplation. Beiden gemeinsam ist die Möglichkeit, sich durch das Hineinträumen in das Selbstgeschaffene in eine Parallelwelt zu katapultieren, einhergehend mit einem Training der eigenen Fantasie. Irgendwann in meinem Leben muss es den bis heute wirksamen Entschluss gegeben haben, nicht unbeträchtliche Anteile meines Ichs in Fantasiewelten auszusiedeln, weil sie in der sogenannten Realität nicht genügend Nährboden und Bestätigung finden. Die provokante Frage „Woran glaubst du eigentlich?“ würde ich also heute beantworten mit: „An Fiktion und Einbildungskraft.“ „Träum‘ weiter!“ wäre aus meiner Sicht kein Vorwurf, sondern positive Affirmation.