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Die heutige letzte Etappe kann man mit knapp 10 Km eher als einen Vormittagsspaziergang bezeichnen. Wir gehen recht bald aus dem Ort raus und bewegen uns wie so oft zwischen Wald, Wiesen und Feldern. Der Himmel zieht zu, ein paar Tropfen fallen, der Wind schüttelt die Laubbäume unter denen wir langspazieren kräftig durch. Durch die vielen Niederschläge sprießen dieses Jahr am Wegesrand viele Pilze (Foto Spitzschuppiger Schirmling). In Klein-Hehlen gehen wir am Waldsee vorbei.

Wir kommen nun in die Allerwiesen und stoßen auf einen Baumlehrpfad. Auf einer der Erklärtafeln sitzt eine große Heuschrecke (Foto). Zur Eibe entwickle ich eine Theorie. Sie ist die älteste Nadelbaumart. Im Kampf um Lebensraum mit den später auftauchenden Nadelbäumen hatte sie aufgrund ihres sehr langsamen Wachstums schlechte Karten. Um in der Evolution nicht unter die Räder zu geraten, „entschloss“ sich die Eibe giftig zu werden, so dass sie Tiere nicht fürchten musste. Nur die Früchte selber sind nicht giftig und die Vögel fressen sie und verbreiten die giftigen Samen, indem sie sie ausscheiden.

In Celle überqueren wir die Allerbrücke und machen am Endpunkt des Weges vor der Tafel beim Bahnhof ein Selfie. Wir gucken uns das Schloss und die von Fachwerkhäusern dominierte Altstadt an, die eine große Fußgängerzone darstellt. Auf den Querbalken oben stehen oft religiöse Sprüche und Lebensweisheiten (Foto). Wir probieren Barfußschuhe aus und kaufen uns jeweils ein Paar. Abends essen wir die Celler Rohe Roulade, eine Art Carpaccio in dickeren Scheiben, in Dackels Krohne, wo sie angeblich auch erfunden wurde.

This entry was posted on Sonntag, 27. August 2023 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

8 Comments

  1. Lajla:

    Danke Alex für die vielen Tipps und die unterhaltsamen Wanderberichte.Ich wandere viel. Die Ardennen und die Pyrenäen waren Highlights. Auf meiner Insel bin ich ständig am Hoch und Runterlaufen. Ich lese gerade von Hans Ulrich Gumbrecht: Das Ende von allem? Darin behauptet er, dass wir immer mehr zu Binge Watchers werden und dadurch sehr einsam Ich ziehe die Einsamkeit in der Natur vor.

  2. Alex:

    So sehe ich das auch, Lajla. Binge watching würde mir ein fürchterlich schlechtes Gewissen machen, dass ich meine Lebenszeit verschleudere. Am Nähesten bin ich dem b. w. wohl damals mit Lost gekommen. Aber mehr als zwei oder drei Folgen habe ich glaube ich nicht an einem Stück gesehen. Was Deine Insel angeht, auf der ich dreimal war, habe ich noch eine Geschichte in petto. Die werde ich hier irgendwann mal reinschreiben, wenn ich in der richtigen Stimmung bin.

  3. Martina Weber:

    Eure Reise wirkt auch wie ein Intensivtraining an Aufmerksamkeit in Hinblick auf das, was euch begegnet ist. Wie habt ihr euch im Gelände orientiert? Mit Kartenmaterial oder digital?

  4. Alex:

    Schön wäre es, wenn es so wäre mit der Aufmerksamkeit. 99% dessen, was man auf so einer Wanderung sieht, vergisst man. Ich war immer froh und überrascht, dass ich mich am nächsten Morgen – meist zwischen 5 und 7 – noch an so viele Einzelheiten erinnert habe, dass ich die Einträge auf der fummeligen Handytastatur eintippen konnte als C. noch schlief. Früher habe ich die Reisetagebücher immer in kleine Notizbücher geschrieben, wo sie jetzt zur Unleserlichkeit verblassen. Außerdem stand da viel banaler Kram drin wie z. B. das Essen. Das hat ganz gut diszipliniert, das online zu machen, da gibt man sich mehr Mühe, lässt allerdings die zu privaten Dinge, von denen es gar nicht so viele gibt, raus.

    Was die Orientierung angeht, so war das große weiße H auf schwarzem Grund, also die amtliche Markierung des Heidschnuckenweges meist ausreichend. Die Markierungen sind gut sichtbar angebracht. Das Einzige, was etwas nervte, waren die viel zu kleinen Pfeile unter dem H, die Richtungswechsel angeben. Die Richtung konnte ich erst maximal 2 m vor der Markierung sehen. Um schnell zu merken, dass man sich verlaufen hat, ist allerdings eine App – ich nutze E-Walk – nützlich. Da lade ich immer im Voraus neben dem Gpx-Track die Open Street Map in einer gewissen Detailtiefe runter, um vom Internet, das wegen fehlendem Empfang oft nicht geht, unabhängig zu sein. Außerdem hatte ich die praktische, ausfaltbare Leporellokarte dabei sowie, wenn alle Stricke reißen einen Kompass. Und den Führer, der ja auch Kartenmaterial enthält. Also es ist glaube ich ganz gut, wenn man mehrere Quellen nutzt…

  5. Lajla:

    Warst du wirklich 3x auf Hierro? Hoffentlich bist du bald in der Stimmung,über meine Insel zu schreiben. Ich habe ja einige Posts hier hochgeladen. Findest du alles zum Nachles)erleben unter El Hierro.

  6. Alex:

    Ja, war ich. 1991, 1998/99 und 2009.

  7. Martina Weber:

    Wow, alles auf dem Handy geschrieben! Interessante Backstory. Früher (ganz früher!) habe ich auch tagebuchartige, handschriftliche Reisenotizen gemacht, habe noch welche aus der Zeit, als ich 13 oder 14 war, und auch aus späterer Zeit. Inzwischen navigiere ich lieber durch den inneren Raum (wie Jürgen Ploog) ;)

    An die amtlichen Markierungen habe ich gar nicht gedacht. (Bei den Wanderungen durch den Odenwald in meiner Kindheit sind wir auch den Symbolen hinterhergelaufen.) Das klingt so, als ob man den Heidschnuckenweg durchaus auch ausschließlich mit Blick auf das große weiße H auf schwarzem Grund wandern könnte. Mit all deinem Navigationswerkzeug bist du sehr professionell unterwegs. Gedächtnistheoretisch vergisst man wahrscheinlich sogar 99,9 Prozent dessen, was man wahrnimmt bzw. dessen, was wahrnehmbar wäre, aber so what? Es ist schließlich deine Auswahl, die deine Erinnerung prägt.

  8. Lajla:

    Ich war zum ersten Mal 1985 auf El Hierro und dann viel in der Welt, auch arbeitsbedingt. Und immer wieder zog es mich auf die kleine Insel, die ein Abbild der ganzen Welt ist, von den Formationen her und von den Klimaten. Ein Naturwunderwerk.

    @ Martina. Ich staune auch immer über die neuesten Techniken in der Wanderlogistik. Mir reichen gute Karten und Google Maps.


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