Die Lehr- und Zuchtanstalt des öffentlich rechtlichen Fernsehens hat nun hierzulande die Komik Ottos als despektierlich angesehen. Wahrscheinlich würde auch eine Serie wie Mad Men aus ähnlich pädagogischen Gründen niemals im Programm auftauchen – wenigstens aber mit den Untertiteln „Rauchen schädigt die Gesundheit“ und „Whiskey trinken zur Mittagszeit ist strafbar“ versehen. Vor gut vierzig Jahren erschien ein Buch der Psychoanalytikerin Alice Miller, in dem die Wortschöpfungen eines Neurotikers als Heilerfolg gewertet und aufgelistet wurden: eine auflockernde Kaskade phantasievoller Beschimpfungen, wie sie Peter Sloterdjk hätte erfinden können, wäre er versehentlich in die Badlands geraten. Eine kleine Perle ist die Komödie „Ein Tick anders“ mit Jasna Fritzi Bauer als Teenager mit Tourette-Syndrom. Sie landet sogar einen Schlager-Hit mit dem Titel „Warum Licht aus deinem Arsch kommt“ (steht schon auf der schwarzen Liste der massgeblichen Sender). Auch die genial-obszöne Wortkunst des Sprösslings Roman Roy in der Serie Succession, die als zynische Familienaufstellung neo-bourgeoiser Provenienz gelten könnte, würde es niemals in das deutsche Fernsehen schaffen. Muss sie auch nicht, denn bis die Damen und Herren dort geschnallt haben, dass Synchronisationen es nicht bringen, wird auf diesem Planeten eh kein Mensch mehr zu finden sein. Generell sei zu meinen Serien-Vergnügungen gesagt: wenn bei Slavoj Zizek Kant nur mit de Sade durchgeht und bei Cioran das Nirvana nur mit Kaffee zu ertragen ist, füge ich hinzu: Ted Lasso immer gerne, aber nur mit Breaking Bad.