Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2023 10 Jul

17 Beats, Ende Juni/Anfang Juli 23

von: Alex Filed under: Blog,Gute Musik | TB | Tags:  | 6 Comments

Easy Listening
Soul, die Seele berührend,
Menschen verbindend

[Aretha Franklin – I Say a Little Prayer (Bacharach/David)]


Wir tanzen den Blues.
Wir schreien den Blues heraus.
Wir lieben den Blues.

[B. B. King – Sweet Sixteen]


Flirrende Sonne
Ein Stein springt übers Wasser
Augengezwinker

[Tingvall Trio – Woodpecker]


Im Sessel liegend
Die Füße auf dem Boden
Durch den Traum tanzend

[The Future Sound of London – Papua New Guinea]


God is a woman
and she and her backing band
know what a groove is

[Annette Peacock – Pony]


An den Gitarren
hängen Glocken, die läuten
diesen Sommer ein

[The Necessaires – More Real mit Arthur Russell, Dank an Michael!]


Die Menschenseele
auf der Hardangerfiedel
zum Klingen bringen

[Nils Økland, Sigbjørn Apeland – Skynd deg, skynd deg, auf deutsch „Beeil dich, beeil dich“, Dank an Michael!]


Gefunden hat sie
ihn nie, gesungen von ihm
dutzende Male

[Billie Holiday – The Man I Love (George & Ira Gershwin)]


„Erotik muss auf
den Sonntagvormittag sich
(allein) beschränken“

[Dota Kehr & Funny van Dannen – Großstadtliebe (Mascha Kaléko)]


Getting lost in space
dancing to the galaxies
drifting far away
[Fractal Sextet – Planet 9, Dank an Uli!]

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6 Comments

  1. Lajla:

    Aber du kennst den Film: “Liebe am Nachmittag.” Scheint auch möglich zu sein 😅

  2. Alex:

    @Lajla, ich glaube die Liebe ist zu jeder Zeit möglich. ;-) Das mit dem Sonntagvormittag hat mich nur deswegen so frappiert, weil es da gewisse Parallelen gibt…

  3. Jan Reetze:

    Ob wohl heute noch jemand realisiert, dass „I Say a Little Prayer“ ein Song gegen den Vietnamkrieg war?

  4. Alex:

    Zu diesem Lied gab es kürzlich eine Folge in der phantastischen BBC-Reihe Soul Music. Die Lyrics sind ja aus der Perspektive einer (schwarzen) Soldatenfrau erzählt, die morgens aufwacht, sich anzieht, sich schminkt, sich kämmt etc. und bevor sie all dies tut erst einmal ein kleines Gebet für ihren Liebsten in Vietnam spricht. Und das haben die zum großen Teil schwarzen Soldaten in Vietnam, die dort in diesem fernen, fremden Land meist nicht freiwillig waren, dann auf AFVN gehört und es hat sie seelisch-moralisch aufgerichtet, dass da Frauen zuhause sind, die an sie denken. Als Antikriegslied im engen Sinne kann man es m. E. nach kaum bezeichnen, aber es hat eine ungemein gelöste und positive, lebensfrohe Stimmung, die eher deeskalierend wirkt. Also im weitesten Sinn sicherlich ein Lied für den Frieden.

  5. Jan Reetze:

    Diese BBC-Reihe kenne ich zwar nicht, aber wenn das so deren Interpretation ist, würde ich das als eine interessante Verdrehung bezeichnen. Ich bin da ein wenig verwundert. Kann natürlich gut sein, dass die Soldaten in Vietnam irgendetwas in den Song hineingehört haben, in deren Situation hält man sich bestimmt an alles, was möglich ist. Aber ich bezweifle, dass das Davids Intention war (auch wenn er vermutlich nicht widersprochen hätte, das war nicht seine Art).
    Ich bin auch nicht Hal Davids Pressesprecher, aber ich kenne seine Texte, glaube ich, gut genug, um sagen zu können, dass es ihm nie eingefallen wäre, moralaufbauende Botschaften an die kämpfenden Truppen zu senden. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, beinharte Antikriegslieder zu schreiben, seine Texte sind leicht und luftig und haben meist eine Spur jiddischer Weisheit, selbst wenn sie brettharte Themen behandeln — „24 Hours From Tulsa“ z.B., wie federleicht das daherkommt, obwohl da gerade jemand sein gesamtes bisheriges Leben an den Nagel hängt, wissend, dass er/sie damit auch das Leben des bisherigen Lebensmenschen zerstört, oder „Do You Know The Way To San Jose“, das bei aller Leichtigkeit das Protokoll des Scheiterns eines Lebenstraumes ist. So sanft kommt auch „The Windows Of The World“ dahergeschwebt, aber Davids Position zu Kriegshandlungen und zum Militär kommt da schon kristallkar durch. Der Mann wusste auch, wovon er da redet.
    Vor allem ist Hal David aber Spezialist für gescheiterte oder auf der Kippe stehende Liebesbeziehungen, und seine Texte sind meist aus der Ich-Perspektive geschrieben. Er weiß, dass Kriege nicht nur in der Ferne stattfinden, sondern auch direkte Auswirkungen auf das Leben zu Hause haben, dass sie oft auch Beziehungskiller sind. Wer als Soldat im Fronteinsatz war, kommt anders zurück als er losgezogen ist, der ist nicht mehr derselbe, der ist verstört, psychisch angeschlagen, und oft nicht mehr in der Lage, eine bestehende Beziehung weiterzuleben, oder steht inzwischen in einer neuen, die sich im Land des Krieges ergeben hat und dann oft auf gemeinsamer Kriegserfahrung beruht. (Fritz Lang hat das mal zum Aufhänger eines Films gemacht, „The Blue Gardenia“, glaube ich, war das.)
    Das steckt in diesem Text „I Say A Little Prayer“, den ich keineswegs „gelöst“ finde. Die Frau in diesem Song weiß das oder ahnt zumindest, wie das ausgehen kann. Sie schickt diese kurzen Gebete los, weil sie ihren Liebsten so wiederbekommen möchte, wie sie ihn kennt. Sie ist sich da überhaupt nicht sicher, sie hätte gern eine Bestätigung, deswegen ihre nicht weniger als sechsmal wiederholte flehentliche Bitte „answer my prayer!“, die aber unbeantwortet bleibt.

    Hal David konnte so etwas.

  6. Alex:

    Das ist alles sehr interessant, danke Jan.

    Was Hal David mit diesem Text genau gemeint hat, können wir ihn nicht mehr fragen, das ist aber auch relativ irrelevant, denn den Song gibt es seit über 50 Jahren in der freien Wildbahn und er wurde von Millionen von Menschen gehört und hat sich selbstständig gemacht von seinem Urheber wie alle Lieder, die veröffentlicht werden. Das einzig Verlässliche, was wir haben, ist der wörtliche Text selber und in dem steht nichts davon, dass er gegen den Vietnamkrieg ist. Wenn eine Frau für Ihren Mann, der im Krieg ist, im Alltag als erstes ein Gebet für ihn spricht, dann ist das natürlich ein Gebet dafür, dass er überleben und zurückkommen soll. Das ist sonnenklar. Und dass solch ein Lied, wenn tausende Soldaten im Krieg es hören, sie aufbaut, sie vielleicht besser überleben lässt, liegt nahe. Ob Hal David das wollte oder nicht ist unwichtig, wobei es natürlich schon von einer Blauäugigkeit zeugen würde, wenn er an diesen möglichen „Kollateralschaden“ nicht im Vorhinein gedacht hätte. Wobei ich mich frage, ob es wirklich einer ist. Weil die wichtigen Entscheidungen im und insbes. für den Krieg ja nicht die armen Schweine treffen, die vorne an der Front kämpfen.

    Hier ist die BBC-Sendung, die zweite Stimme ist die von Doug Bradley, einem Vietnamveteranen, der das Lied damals gehört hat. Er war Kriegskorrespondent und hat sogar ein ganzes Buch zu der damals gehörten Musik geschrieben: „We Gotta Get Out of This Place (The Soundtrack of the Vietnam War)“.

    Um ganz ehrlich zu sein, diese allgemein vorherrschende Tendenz – auch im Nachhinein – immer auf der moralisch „richtigen“ Seite gestanden zu haben wollen, stört mich sehr, weil sie verlogen ist. Gerade in diesem Fall finde ich, dass die Ambivalenz, die in diesem Song steckt, ihn fast noch attraktiver macht.


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