Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2023 4 Jul

june dreams & a suitcase

von: Olaf Westfeld Filed under: Blog | TB | 5 Comments

 

 
 

Die Chili Pflanzen vom letzten Monat sind ein bisschen gewachsen. Zur Sicherheit habe ich mir noch vier Setzlinge auf einem Wochenmarkt gekauft, so dass ich auch in diesem Jahr das ein oder andere Glas Sauce machen kann und für den Winter versorgt bin. Außer Old & New Dreams & Grazing Dreams habe ich im Juni wenig konzentriert zugehört. Echoes und Since Time Is Gravity liefen noch ein paar Mal – aber die waren im Mai ja auch schon dran. Dann noch ein paar bekannte Alben, die mehrmals im Hintergrund liefen – wieder Billy Valentine und Yaeji aus dem letzten Monat, dazu noch Manuel Göttsching (E2-E4), Remain In Light und Da Nich Für von Dendemann. Sehr gerne habe ich noch einige Folgen von dem In aller Ruhe Podcast von Carolin Emcke gehört. Podcasts sind nicht so mein Ding, ich habe kaum Zeit oder Lust etwas zu hören, das nicht Musik ist, aber diese Interviews sind wirklich horizonterweiternd; danach hat man mehr Fragen als vorher, aber auch ein paar andere und neue Sichtweisen kennen gelernt. Und ich war auf einem guten Konzert im Juni: das Simin Tander Quartett feat. Tord Gustavsson.

 

Und dann geht es zum Glück endlich in den Urlaub. In meinen Koffer kommen:

 

  • Volter Kipli: Im Saal Von Alastalo (mal sehen, ob ich das zu Ende lese)
  • Humberto Maturana / Bernhard Pörksen: Von Sein zum Tun
  • Eugen Ruge: In Zeiten des Abnehmenden Lichts
  • James Kestrel: Five Decembers
  • Collin Walcott: Grazing Dreams
  • Billy Valentine & The Undisputed Truth
  • Old And New Dreams
  • Ferdi Schuster: Playing Life
  • Gedichte von Thomas Tranströmer
  • Und vielleicht noch das eine oder andere Album (auf Spotify)
  • Eine Handpan 

 

Die vier Bücher werde ich sicher nicht alle in den nächsten drei Wochen lesen, aber danach habe ich auch noch ein bisschen freie Zeit, mal sehen. Bis es am Freitag los geht, will ich noch Secondhand-Zeit von Swetlana Alexijewitsch zu Ende lesen. Ein erschütterndes Buch, welches einem leider ein wenig Hoffnung nimmt, dass aus den Trümmern des sowjetischen Sozialismus etwas Friedfertiges entstehen kann.

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5 Comments

  1. Alex:

    Die Gedichte von Tranströmer habe ich mir auch besorgt, bin aber noch nicht zum Lesen gekommen. Ich hatte die lange Nacht im DLF gehört und das hat mich angefixt. Tranströmer schreibt meist sehr realistische, direkte Gedichte, die einfach scheinen, aber tief sind. Er erinnert mich etwas an William Carlos Williams. Da ist soviel Welt in den Gedichten wie nur bei wenigen anderen Dichtern.

  2. Olaf Westfeld:

    WCW lese ich auch gerne … ja – beide verdichten wirklich sehr, bei Tranströmer kommt für mich noch mehr unerwartete Elemente vor – Bilder, etc. Ich habe den Band schon häufiger mit in den Urlaub genommen.

  3. Martina Weber:

    In dem Film „Die zwei Leben der Veronika“ von Krzystof Kieslowski gibt es eine Szene, in der eine der beiden Veronikas mit dem Marionettenspieler im Hotel ist. Es ist die Phase, in der sich die beiden näher kennenlernen. Veronika holt ihre Handtasche, leert sie auf dem Bett aus, als wäre es ihr Innenleben, und da liegt all die kleinen Gegenstände, die etwas in ihrem Leben bedeuten.

    In dem Jahr, in dem Tranströmer den Nobelpreis erhielt (2011) hatte ich auf der Weihnachtsfeier im Literaturhaus Darmstadt einen Vortrag über sein Werk gehalten; ein Schauspieler trug zwischendurch von mir ausgewählte Gedichte vor. Ende der 50er Jahre hatte Tranströmer, der als Psychologe mit straffällig gewordenen Jugendlichen arbeitete, Haikus geschrieben. Die wurden erst 40 Jahre später publiziert. In den 60er Jahren, als die Stimmung sehr politisch wurde, warf man Tranströmer vor, er würde sich in seinen Gedichten nicht mit der Wirklichkeit, also mit tagesaktuell politischen Fragen, beschäftigen. Was ich an Tranströmers Gedichten interessant finde, ist, wie er die „normale“ Wirklichkeit überwindet und eine meditative Stimmung und gedankliche Tiefe herstellt.

    Eins meiner Lieblingsgedichte ist dies:

    Aus dem März ’79

    Überdrüssig aller, die mit Worten, Worten, aber keiner Sprache daherkommen,
    fuhr ich zu der schneebedeckten Insel.
    Das Wilde hat keine Worte.
    Die ungeschriebenen Seiten breiten sich nach allen Richtungen aus!
    Ich stoße auf die Spur von Rehhufen im Schnee.
    Sprache, aber keine Worte.

    Eine Handpan im Reisekoffer, Olaf? Spannend, musste ich recherchieren. Trommelst du darauf intuitiv?

  4. Olaf Westfeld:

    Ich daddel da so drauf rum. Teils intuitiv vor mich hin, teils mit rhythmischen Mustern – dann ein bisschen wie früher im Musikunterricht.
    Das war bestimmt ein toller Abend mit oder über Tranströmer. Ich wollte mich immer mal wieder mit seiner Biographie beschäftigen – es gibt glaube ich auch so eine autobiographische Schrift? Eines meiner Lieblingsgedichte von ihm ist „Die Erinnerungen sehen mich“.

  5. Martina Weber:

    Zu dem Zeitpunkt der Nobelpreisentscheidung gab es in Deutschland kein einziges lieferbares Buch mit Gedichten von Tranströmer und keinen Wikipediaeintrag. Mein Material hatte ich in der Deutschen Nationalbibliothek gefunden, auch etwas Sekundärliteratur. Zu seiner Poetologie, also seinem Herangehen an seine Gedichte, seinem Schreibansatz, hatte sich Tranströmer kaum bzw. vage oder nur fragmentarisch geäußert.

    Bei meinem Vortrag war Tranströmer nicht dabei. Er hatte ja auch im Jahr 1990 einen Schlaganfall erlitten und darauf starke gesundheitliche Einschränkungen.

    „Die Erinnerungen sehen mich“ ist auch der Titel eines 77-seitigen Buches von Tranströmer, eine erzählerische Biographie. Im Jahr 2018 erschien bei Hanser eine Autobiographie Tranströmers mit dem Titel „Randgebiete der Arbeit“.


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