Ich habe mich dann im Vorfeld allerdings schon gefragt, wieso Manfred Eicher ausgerechnet dieses Album von Gary Burton ausgewählt hat, und nicht eines der anderen Alben des Vibraphonisten aus den wilden Siebzigern. Etwa „Crystal Silence“. Oder „Hotel Hello“. Oder (viele kennen es nicht) „Matchbook“. Oder oder. Alben, die also von der Duo-Konstellation betrachtet, formell gewagter waren. Chick kam die Idee eines Duos mit Gary eher abwegig vor und musste von Manfred überzeugt, vielleicht gar überredet werden. (Der kommerzielle Erfolg verwunderte alle!) Und da waren noch die Arbeiten mit Eberhard Weber in der Gruppe. Oder die Sache mit dem Streichensemble.
1973, im Jahr meines Abiturs, kaufte ich mir „The New Quartet“, und es war die erste ECM-Band überhaupt, die ich damals live sah, in einer grossen Aula in Unna. Wir sassen recht weit hinten, links von der Mitte, rechts neben mir Christoph Sondern, links das schönste Mädel von Dortmund-Körne, Ulrike Ullmann, sie duftete zauberhaft, ohne jedes Parfum. Sei es drum. In der Erinnerung hat sich „The New Quartet“ als sehr lebendiges und nicht unbedingt bahnbrechendes Werk eingerichtet, zu dem ich, ohne diese Neuausgabe, kaum je zurückgekehrt wäre. It has had its time, dachte ich mir. Beim Wiederhören erlebte ich nun eine dezente Überraschung, nicht leicht in Worte zu fassen.
Die Erinnerung trog zwar nicht, die acht Kompositionen sind und bleiben sehr lebendig und keineswegs bahnbrechend, aber, grosse Frage, wieso versenke ich mich nun wieder und wieder und wieder in die Musik? Um nicht allzu grossen Blödsinn zu erzählen, hätte auch ein einziger Durchlauf gereicht. Legt der Titel eine Spur? Ich telefonierte vor zwei Stunden mit Jo, und wir suchten gerade nach dem „Flow des Tages“, spielten diverse Ideen durch. Meinen Flow (ich nenne ihn mal spielerisch, und weil es ein besonderer Flow ist, FlowFlow) habe ich gefunden. Übrigens, die drei Platten oberhalb des Drehers, alles Fünf-Sterne-Platten!