„Man kann jedoch seine Gedanken nicht aufmerksam und ohne jede Wertung dabei beobachten, wie sie auftauchen und wieder verschwinden, wenn man nicht bereit ist, sich dann auch auf radikal ehrliche Weise dem zuzuwenden, was man schrittweise zu sehen beginnen wird: die leidvolle Ruhelosigkeit des eigenen Geistes; die eigenen Gewaltfantasien; den Neid und das Bedürfnis nach Vergeltung; die Langeweile und die Gekränktheit; die subtilen Grundgefühle von existenzieller Einsamkeit, innerer Leere und Verzweiflung.“
Thomas Metzinger, Bewusstseinskultur
Der Philosoph und Kognitionsforscher Thomas Metzinger ist ein interessanter Autor, der viel Erfahrung hat mit meditativen Praktiken und dem sachgemäßen Ausprobieren einer Vielzahl von bewusstseinserweiternden Substanzen, die er einer kritischen und letztlich Abstand nehmenden Betrachtung unterzieht. Er verbindet innere Schau mit politischem Engagement, indem er beispielsweise „intellektuelle Redlichkeit“ einfordert hinsichtlich der durch unseren Lebenstil verursachten drohenden Klimakatastrophe: die Zeit des Optimismus sei vorbei. Ich musste schmunzeln, als er in einem Gespräch auf die provokante Frage (angesichts seiner offensichtlich agnostischen Grundhaltung), ob er Hoffnung habe, Krishnamurti zitierte mit den Worten, Hoffnung sei ihre eigene Hölle. Ich erinnere mich an eine tiefere Meditationserfahrung auf einem Sufi-Camp Mitte der Achtziger Jahre. Mir fiel damals auf, dass mein Geist sich störend an Dinge und Projekte heftete, die aus einer gefühlt unvollkommenen Gegenwart hinaus in einer projizierten Zukunft Identität, Verwirklichung und Erfüllung bringen sollten. Nach dem Motto: „Ja, wenn ich erst den neuen Fitness-Tracker habe, dann fange ich an zu laufen“.