Diese Schallplatte ist heute so essentiell wie damals, 1979. Die vier Musiker schlagen in einer tollkühnen, melodietrunkenen, überschäumenden (und sehr formbewussten) Klangreise einen Bogen von den frühen Jahren mit Ornette Coleman zu einer mutigen Erweiterung der geographischen Räume. Dieses Album aus der neuen ECM-Vinyl-Reissue-Serie „Luminessence“ überragt, vom Gatefold-Cover über die Pressqualität bis hin zu den neuen Liner Notes von Steve Lake. Letztere öffnen den Kontext dieser Manfred Eicher-Produktion, in jeder erdenklichen Weise: andere wichtige Werke kommen ins Spiel, unter anderem das live eingespielte und nicht minder fesselnde Nachfolgealbum „Playing“, sowie die vielen aufregenden Projekte, in welche diese vier Ausnahmekünstler verwickelt waren. Das ganze wird mit jeder Menge Hintergrundwissen und Anekdoten garniert, auf eine Weise, die akademische Trockenheit lässig aushebelt – der Begleitessay rundet dieses Gesamtkunstwerk auf perfekte Weise ab. Über alles Design und Wort hinaus, sind es die Klänge, die vom ersten bis zum letzten Ton fesseln, und manchem Neuankömming in dieser alten ECM-Welt jede Menge weiterer „Reiseangebote“ machen! Ich sage nur: „El Corazon“, „Codona I – III“, „The Survivors Suite“. „Saudades“. Das zuletzt genannte Opus von Nana Vasconcelos liegt ebenfalls in der „Luminessence-Reihe vor.
(Die manafonistischen Juli-Empfehlungen sind nun abgeschlossen und allesamt getextet. Wer den August kuratorisch gestalten oder mitgestalten möchte, melde sich via Email bei mir. Brian Whistlers „review“ of Richie Beirach‘s solo piano album would have surely made it to the columns, but the album is already out for some time. Der TIME TRAVEL-Beitrag enthält nicht nur einen nahezu surrealen Lesetrip in das Wendejahr 1989, sondern auch eine „Radiogeschichte“ aus den frühen Mana-Jahren – und noch viel älteren Zeiten.)