Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

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Archives: Juni 2023

2023 30 Jun

„Der Clou“

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Wer sich selber überrascht,

einen Schritt seitwärts

vom vertrauten Wurzelwerk

 – Robert Pirsig nennt es den „lateralen Drift“ –

der macht nicht so selten

eine erstklassige Erfahrung

mit der heiteren Unergründlichkeit des eigenen Selbst

und der verblüffenden Wandelbarkeit der Dinge –

und  darauf einen Jerry Roll Morton!*

 

*ein Jerry Roll Morton ist ein alkohol-aber nicht drogenfreier long drink, bestehend aus 5 gramm Red Borneo Kratom, 0,2 frisch grepresstem Orangensaft, und ein wenig frischer  Minze. Gut durchrühren, und auf ex trinken.  Die Anspielung an „Der Clou“, diesen herrlichen Gaunerfilm mit Robert Redford, wäre korrekter abgefedert, hötte ich den Longdrink Scott Joplin genannt, aber Jerry Roll Morton klingt besser. 

2023 30 Jun

Rotterdam High Tide #3

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La Kalfa

 
 

 
 

2023 30 Jun

Rotterdam High Tide #2

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As artist in Focus 10 days long every night a different group or duo to rehearse and play with at different locations and venues – it’s a massive challenge, a hyper revitalising affair and high flight too. There is so much to prepare, to organise and to move through the city, to wait, to chat, to laugh, to drink, to rest, to nap, to wait, to run … Stuck in the traffic, cancelled flights and rehearsals etc.. I gave up to immediately post pictures and videos, write comments, to freshly document things happening here. Things happening are digested, processed and commented in social talk around the concerts. It’s a part that influences the music making and the intensity an comfort of listening to the music making … So pictures and descriptions have to wait a little while.

 

LINE-UP of TELEVIZYON  

Sanem Kalfa, voc, electr – Marta Warelis – Keyboard, iPhone – Ingebrigt Håker Flaten, bass –

Sun-Mi Hong, drums 

 

LINE-UP of MIRACULOUS LAYERS 

Sanem Kalfa, cello, voc, electr – Marta Warelis, p – Tinke Postma, sax – Sun-Mi Hong, drums 

 

LINE-UP of INVISIBLE COLUMNS 

Sanem Kalfa, voc, electr – Alice de Maio, dance – Jan Bang, voc, samples, electr –

Ambrose Akinmusire, tr – Kit Downes, organ 

 

 

Rotterdam’s North Sea Round Town Festival, spread over the whole city, is on now for 8 days

and will last another week with its 300 concerts 

many at special sites 

 

a truly wild thing every day and night 

 

 

with its highest light SANEM KALFA’s INVISIBLE COLUMNS 

at industrial monument Van Nelle Factory 

w/

 

Sanem Kalfa – voice, electronics

Alice de Maio – dance 

Jan Bang, voice, sampling, electronics 

Ambrose Akinmusire, trumpet

Kit Downes, organ 

 

something was in the air that gave leeway to this wonder of confluence of kindred spirits 

a n d 

it turned out a launch for furthermore 

2023 30 Jun

mine in june

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album listenings

 

  • Julian Lage – The Layers 7/10
  • Anouar Brahem – Le Voyage de Sahar 7/10
  • Sylvie Courvoisier – Free Hoops 7/10
  • Anouar Brahem – Souvenance 6/10
  • Tim Hagans- Beautiful Lily 6/10
  • Anouar Brahem – Barzakh  9/10
  • Marc Copland – John 8/10
  • Anouar Brahem – Khomsa 8/10
  • Marc Copland Trio – Haunted Heart 7/10
  • Vijay Iyer Trio – Break Stuff 7/10

 

song divings

 

 
 

[was brachte der juni? zunächst wurde ein ansprechendes tutorial entdeckt zum feintuning einer stratocaster. man legte hand an und das wundervoll vitalisierte instrument wird nun nicht gespielt, sondern geradezu liebkost, in die tonabnehmer kriechend jede nuance aus den schwingungen der saiten kitzelnd. phänomenologie der klangphysik. zielobjekte wurden anvisiert: „badge“ in der coverversion von robben ford macht spass zu spielen. lange schon wollte ich mich dem werk von anouar brahem eingehender widmen. auch dieses fragezeichen wäre gelöst, die sommerhitze sorgte für das passende klima: da weht der wind von tunis her. und dass marc copland neuerdings mein lieblingspianist ist, hat sehr gute gründe]

 

2023 30 Jun

„Klanghorizonte“

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The Playlist: 

Jan Bang & Eivind Aarset  
P J Harvey
Old And New Dreams
Rickie Lee Jones  

Nils Økland & Sigbjørn Apeland

Josephine Foster 
Matthew Herbert
Belbury Poly
Craven Faults: Standers

 

 

Rickie Lee Jones  – „Ich spüre, dass eine natürliche Sprache geflüstert wird, die uns allen gemeinsam ist. Im Traum verstehe ich manchmal die Symbole, aber wenn ich aufwache, sind sie verschwunden. Ein Hauch von Tinte bleibt nicht an dieser Realität haften. Was habe ich gehört? Was haben sie gesagt? War es Musik? Ich habe sicherlich etwas gehört. Nach all diesen Jahrzehnten bleibt das Leben hartnäckig rätselhaft. Musik formt uns und verändert uns grundlegend. Wenn wir einmal zugehört haben, hören wir nicht mehr auf. Wir erholen uns nie von der Musik. Wir kehren immer wieder zurück zum Radio, zum Plattenladen, zum Schlafzimmer, wo die Mädchen den ganzen Tag Platten hören.“ 

 

 

 

Blake Mills versteht sich darauf, Szene, Sound, Landschaft, Requisiten, Akteure und  Methoden  von Fall zu Fall  zu ändern, mitunter drastisch, und sich dabei treu zu bleiben, mit diebischem Vergnügen und nonchalant. Ist er ein Trickser oder ein  Magier, ein „voyager“ oder ein „maverick“? 

„Jelly  Road“ ist ein herrlicher Trip. Es braucht nur eine kurze Eingewöhnung an die Andersartigkeit des Sounds. Anfangs wähnst du dich vielleicht an  einem Lagerfeuer, in einem Slow Motion-Kabarett, oder einem Spiegelsaal voll wunderlicher Reflektionen, im nächsten Moment gibt es einen John Prine-Effekt, und du blickst aus einem Motel am Rande einer staubigen Landstrasse, und würdest dich nicht wundern, wenn Kelly Reilly aus der Serie „Yellowstone“ auf einmal aufkreuzen,  und dir ein  verschwörerisches Lächeln und ein Banjo zuwerfen würde. Die Musik hat etwas Surreales, und das ist mehr als eine Floskel.

Ich  komme jetzt nicht daher mit der verzweigten Vita von Blake Mills als Multiinstrumentalist, Gitarrist, Komponist und Produzent, der so manches tolllkühne Experiment gegenfinanziert mit lukrativer Studioarbeit (wie etwa bei der Serie „Daisy Jones And The Six“, bei Bob Dylan oder Lana del Rey). Macht er so weiter, wird seine Allgegenwart (in vorzugsweise exquisiten Umgebungen) dereinst nah an Brian Enos modus operandi herankommen, mit dem ihn übrigen ein vorzugsweise subversiver Umgang mit dem Tonstudio, und Songformaten sowieso, verbindet, zudem die unvergängliche Wertschätzung von Randy Newmans „Good Old Boys“.

„Jelly Road“ ist auch insofern ein magisches Album, als dass wir hier beim Hören eigentlich fortlaufend sehr ungewöhnlichen Klangkunststücken begegnen, die aber so dargeboten werden, dass sie mit der Zeit seltsam organisch wirken. Man bleibt also nicht, wie bei so mancher special effects-Show, aussen vor, als applaudierender Gast in der Manege.

Es beginnt tatsächlich so, dass Mills den Titel „Suchlike Horses“ flüstert, als wäre es ein rohes „campfire demo“, bei dem die Akustikgitarren auf der Suche nach einer Melodie sonnig rumkreiseln. Doch dann beamt seine Stimme aus einer ganz anderen Dimension herein, umhüllt von einem warmen Space-Echo. Die akustischen Gitarren verschwinden und werden durch ein E-Piano und klirrende „kosmische“ Synthesizer ersetzt.  Das Album ist voll von solchen akustischen optischen Täuschungen.

Das alles ist ist clever, aber nicht zu clever. Und manchmal kommt mir ein Hauch von Stelly Dan in den Sinn. Übrigens, Blake Mills‘  kongenialer Weggefährte, Chris Weisman, ist auch ein Spezialist für „oblique strategies“ und Verfasser des Büchleins „Nonmusical Patterns And Their Musical Uses“ – das Duo achtet darauf, es nicht zu übertreiben und  den einzelenen Song niemals  am grossen Aufleuchten zu hindern.

Jedes Lied  hat seine besondere emotionale Ladung. Man denke nur an das irrwitzige Gitarrensolo in „Skeleton Is Walking“, das von Mills auf seiner „fretless sustainer guitar“ gespielt wird und als Schlüsselmoment bei der Entstehung des Albums genannt wird. Während der Text tastend ist, explodiert das Solo wie ein brechender Damm. Mills bemerkt: „Es sagt eine Menge Dinge, die der Sänger nicht sagen kann. Und aus diesem Grund fühlt es sich sehr kathartisch an„.

Blale Mills teilt mit Justin Vernon die Vorliebe für Synthesizer und Gitarrentöne aus den 80er Jahren, die in der Folk-Rock-Szene bisher tabu waren, und kombiniert sie geschickt mit traditionelleren akustischen Klängen, um eine alternative Zeitlinie zu schaffen, in der John Prine im Paisley Park abhängt.

Genau wie die Musik spielen auch die Texte von Mills mit den Tropen des amerikanischen Songwritings und nehmen sie gleichzeitig auseinander. Es geht um Pferde, Monde und Highways, aber auch um metaphysische Fragen und „futuristische Höllenlandschaften“. Er scheint in Sprichwörtern und „Koans“ zu schreiben  im Sinne kleimer rätselhafter Vognetten, aber der elegante, skurrile Stil des Duos macht die Songs nur umso ergreifender. „There are no narratives to navigate here.“ Fast nicht zu glauben.

 

geschrieben von Sam Richards und Michael Engelbrecht

 

2023 29 Jun

„mono ton, aber crombie“

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a u d i o

 
 

 

Ab dem 29. Juni finden die diesjährigen Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt (und auf 3sat) statt. Es lesen zwölf Autorinnen und Autoren. Hier ist der Link zur Lesereihenfolge, und hier der Link zu den Filmportraits. Die Texte werden nach den jeweiligen Lesungen online gestellt.

 

 

Sie stand neben mir in den heftigen Atlantikwellen, hielt sich an mir fest und sagte unvermittelt: “Ich habe überhaupt keinen Busen.“ Ich warf schnell einen diskreten Blick auf ihren nackten Oberkörper und rief in den Wind: „Jaja, das sagen wohl die Männer zu dir.“ Sie nickte und machte sich los, um tiefer ins Wasser zu waten. Ich wartete auf sie und sah, als sie herauskam, dass ihre Nippels steif und groß von ihrem Körper wegstanden. Wenn das mal keine Lolipopeinladung für wache Männerwünsche war. Wir standen noch eine Weile gemeinsam am Ufer und sahen zu, wie eine ältere Frau, sie war nackt, aus dem tobenden Wasser wankte. Offensichtlich hatte sie beide Brüste wegoperiert bekommen. „Was denkst du, wenn du das siehst“, fragte ich die Niederländerin. Sie hob stumm die schmalen Schultern. Die Amerikanerin gesellte sich zu uns und deutete auf die Narbe der Holländerin: „What the hell happened?“ Ich übersetzte auf Englisch: ich hatte eine Lebertransplantation. „Oh, OMG. Look at my body, I had  beautiful breasts, they cut them off,  I give a shit of boops, I am an old woman.“ Die junge Frau lehnte sich jetzt an mich und flüsterte: „Jetzt mag ich plötzlich meine Brüste.“ Ich begriff sofort und drückte sie leicht.

Als die beiden Frauen sich entfernt hatten, ging ich zu dem öffentlichen Buchfenster. Dort stand nur ein Buch – dieses:

 
 

 
 

In dem Buch ist eine lange Liste von den Tugenden. Ich schlug die Seiten über TOLERANZ auf. Ich lese, dass wir beim Streit beachten sollten, dass wir ein würdevolles Wesen gegenüber haben. Und dass wir dieses ehren sollen. Dass ein Faktenstreit im Schützengraben lande und nicht zu gewinnen sei. Vielleicht meint dieser Schriftsteller, von dem ich übrigens ein kluges Buch über die unnützen Dinge besitze, mit Ehre= Respekt. Mir gefällt Ehre in diesem Kontext besser.

 


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