Manafonistas

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2023 15 Mai

Wiederentdeckt

von: Jan Reetze Filed under: Blog | TB | Tags: , | 1 Comment

 

 

Der Komponist Johannes Brahms, wäre ihm nicht der Leberkrebs dazwischengekommen, hätte vor einigen Tagen seinen 190. Geburtstag feiern können. Was mich daran erinnerte, dass Michael Naura und Wolfgang Schlüter ein Stück eingespielt haben, das sich lose improvisierend an eines der „Abendlieder“ des Geburtstagskindes anlehnt.

Country Children heißt dieses Album, aufgenommen 1977 von Dietram Köster bei Radio Bremen, erschienen 1980 auf dem wohl eigens für das Trio Naura/Schlüter/Rühmkorf geschaffene Imprint-Label ECM-SP. Die LP erlebte nur eine einzige Auflage; auf eine CD oder in einen Streamingdienst hat es die Platte nie geschafft — vielleicht, weil Manfred Eicher an der Produktion nicht selbst beteiligt war.

Michael Naura ist nicht Chick Corea und Wolfgang Schlüter ist nicht Gary Burton. Genau das spielen die beiden hier aus. Schlüter spielt Vibraphon und gelegentlich Marimba, er dreht Pirouetten und riskiert gelegentlich gewagte Sprünge auf dem Fundament, das Naura mit ruhigen, meist fließenden Klavierakkorden bildet. Fast alle Stücke könnte man sich auch als Begleitung für Peter Rühmkorfs von ihm selbst gesprochene Gedichte vorstellen, aber auf diesem Album ist er nicht dabei. „Ballade für eine Silberhochzeit“ legt die Stimmung fest, die das Album in wesentlichen durchhält. Ein paar atonale Einwürfe überraschen in „Schlafen“, „Rosemary’s Baby“ (die einzige Fremdkomposition) bringt ein paar klangtechnische Spielereien, die in ihrer Verwischtheit an den gleichnamigen Film denken lassen. Der Titeltrack „Country Children“ ist dem „Abendlied“ wie aus dem Gesicht geschnitten, „Call“ erinnert an ein früheres Album des Michael Naura Quartetts von 1971.

Wer Crystal Silence mochte, wird Country Children lieben. Zeit für ein Remaster!

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1 Comment

  1. Michael Engelbrecht:

    Jaja, meine goldenen Neunziger bei Naura im NDR. Da habe ich noch etliche Schallplatten aus dem NDR Schallarchiv, etliche Konzerte, natürlich nicht in ECM Qualität, aber historisch und musikalisch wertvoll Stück für Stück. Was für eine Zeit, und sie begann natürlich schon viel früher.

    Dieses Schmuckstück ist aucj dabei, leider ziemlich verknistert, da hilft kaum eine Wäsche.


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