Manafonistas

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2023 18 Apr

Mana Rätsel Nummer 30 („Who‘s In Love?“)

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 26 Comments

„IT TAKES MORE THAN A WATSON, BUT LESS THAN A SHERLOCK!“

(graffiti, Angel Station, London)


Wie in einem Film, der mal wieder voller Zitate ist, geht der Schriftsteller an dem Café vorbei, in dem der junge Sartre und die junge Beauvoir oft sassen. Er hat sie dort gesehen, als die Welt noch durchweg schwarzweiss war. Geschichte grüsst ihn an jeder Ecke, aber er hat mehr Gefallen an den kleinen Wirbeln der immer neuen, immer wechselnden Gesichter, deren Vita nirgendwo nachlesbar ist. Ihn interessiert das Flüchtige, und der Zauber, wenn ein bruchstückhaftes gegenseitiges Wahrnehmen vier Augen auf einen Schlag aus dem Dämmer holt, und die Geschichte eines unbekannten Traums zu wittern ist, die Lieblingsplatte am Abend, das Weglegen eines Buches, in dem gerade Sidney Bechet ein Solo spielte, und, natürlich, die Liebe. Heute trägt er eine Papiertüte in der Hand, und eine Schallplatte, an der er einen Narren gefressen hat, weil sie so leicht ist, schwebend und tief. Er setzt sich mit einem Espresso neben seinen Stammkiosk, und hört  auf einmal aus dem Transistorradio eines vorbeifahrenden Autos den berühmtesten Song des Albums erschallen. Wir schreiben das Jahr 1979.

Nun, das wäre vielleicht zuviel verlangt, nach der Identität des durch das Quartier Latin streifenden Mannes zu fragen, und nach dem Namen der Schallplatte, die er bei sich trägt. Das war aber auch nur das Vorspiel. Hier kommen die drei Fragen. Wer sie alle drei auf einen Schlag in einem einzigen „comment“ richtig beantwortet, und jeder hat nur einen Versuch, bekommt die Schallplatte, die der Tagträumer in seiner Tüte trägt, geschenkt, als Cd allerdings, und noch dazu ein Buch des Flaneurs. Ich werde keine Zwischenkommentare abgeben, bis ein Gewinner feststeht. Deadline 22. April 14 Uhr…

 

1) Who’s this singer?

 

 

 


2) Who‘s that writer?


„Was die meisten Menschen Liebe nennen, besteht darin, sich eine Frau auszusuchen und sie zu heiraten. Sie suchen sie aus, ich schwöre, ich habe sie gesehen. Als ob man sich die Liebe aussuchen könnte, als ob sie nicht ein Blitz wäre, der einem die Knochen spaltet und einen mitten auf dem Hof gepfählt zurücklässt. Wahrscheinlich sagen sie, dass sie sie ausgesucht haben, weil sie sie lieben, ich glaube, das ist nur der Siteoppo. Beatrice wurde nicht ausgesucht, Juliet wurde nicht ausgesucht. Man sucht sich auch nicht den Regen aus, der einen bis auf die Haut durchnässt, wenn man aus einem Konzert kommt.“

 

3) What‘s the title of the book in which these lines are written?

 

„Ich spüre, dass eine natürliche Sprache geflüstert wird, die uns allen gemeinsam ist. Im Traum verstehe ich manchmal die Symbole, aber wenn ich aufwache, sind sie verschwunden. Ein Hauch von Tinte wird nicht an dieser Realität haften. Was habe ich gehört? Was haben sie gesagt? War es Musik? Ich habe sicherlich etwas gehört. Nach all diesen Jahrzehnten bleibt das Leben hartnäckig rätselhaft. Musik formt uns und verändert uns grundlegend. Wenn wir einmal zugehört haben, hören wir nicht mehr auf. Wir erholen uns nie von der Musik. Wir kehren immer wieder zurück zum Radio, zum Plattenladen, zum Schlafzimmer, wo die Mädchen den ganzen Tag Platten hören.“

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26 Comments

  1. Olaf Westfeld:

    Zumindest ein sehr schönes Zitat – ich bin gespannt, aus welchem Buch es ist.

  2. Martina Weber:

    Selten, dass ich ein Buch kenne, das Michael gelesen hat. Nr. 2 habe ich sofort erkannt. Tatsächlich ist es eins meiner Lieblingszitate aus dem Buch. Falls jemand mit mir eine Koalition eingehen und Buch & CD aufteilen möchte, gebt in den Kommentaren Bescheid.

  3. Ursula Mayr:

    Ich lieg da jetzt falsch – wie ich an der Jahreszahl bemerke – aber ähnlich hat sich Brecht zur Liebe geäussert in seinem Hörspiel Bargan Lässt Es Sein.

  4. Michael Engelbrecht:

    Der schreiber des Zitats ist js nicht unbedingt idntisch mit dem der in Paris rumläuft… ihr verratet hier schon mehr als eure Koalitionsangebote klug erscheineb lassen😉 am Ende sahnt einer die ganze grosse Kunst ab. Es gibt Füchse hier, Füchse!

  5. Lajla:

    Lucinda Williams
    Roland Barthes: Fragmente einer Sprache der Liebe
    J.-E. Berendt: Das Leben – ein Klang.

    Alles nur angelehnt und inspirierend richtig, deswegen nicht koalitionsgeeignet. 😅🌴

  6. Martina Weber:

    Zitat: Ich werde keine Zwischenkommentare abgeben, bis ein Gewinner feststeht.🤣

    Ich brauche keine Koalition. Ich höre sowieso am liebsten Boards of Canada und Pan American und hab genug inspirierenden Lesestoff. Voilà die Lösung für Nr. 2: Es ist der männliche Mit-Autor dieses Buches, über das ich vor fast acht Jahren auf unserem Blog einen Beitrag schrieb:
    https://www.manafonistas.de/2015/07/29/im-rhythmus-von-kamelen/ 😇
    Das Zitat stammt aber aus einem anderen Buch. Michael hat das Buch schon dutzende Male erwähnt.

  7. Michael Engelbrecht:

    Sehr inspirierend und das Feld öffnend, aber die 3 auf einen Schlag werden weiter gesucht. Ich bin sicher, das Rätsel wird bis Samstag gelüftet. Eigentlich leicht jetzt.

  8. Martina Weber:

    Wenn ich das Zitat unter Nr. 3 nochmal lese, fällt mir ein, dass ich es ebenfalls kenne. Es ist auch aus dem Buch, von dessen Autor der Text aus Nr. 2 stammt. Der Sprachstil ist ja auch gleich. Es ist: Rayuela. 😇

    Ich greife jetzt mal Lajlas Idee mit Lucinda Williams auf für Nr. 1. Es fügt sich auch deshalb ein, weil ich davon ausgehe, dass Michael zurzeit Lucinda Williams Buch „Don‘t Tell Anybody The Secrets I Told You“ liest, denn in der Mai-Rubrik Storytelling ist das Buch bereits gelistet, aber der Text fehlt noch.

    Also, zusammenfassend:
    Nr. 1: Lucinda Williams
    Nr. 2: Julio Cortazar
    Nr. 3: Rayuela

  9. Michael Engelbrecht:

    Nope. Guter Versuch, leider der letzte😉 ich lege ja gerne mal ne falsche Fährte.

  10. ijb:

    „Ich werde keine Zwischenkommentare abgeben, bis ein Gewinner feststeht.“:-D Leider hab ich auch keine besseren Antworten parat.

  11. Michael Engelbrecht:

    Ja, die Sache mit den Zwischenkommentaren… machen ja doch Spass.

    Wenn DAS keiner rausfindet, staune ich aber: es ist SO leicht, der Text liefert ALLES, und ein bisschen Sherlock tut sein übriges…

    Ich warte auf die Füchse🥁

  12. ijb:

    OK, das ist in der Tat eine Herausforderung für mich.
    Ich hab ja nix zu verlieren, kann die Zitate auch nur raten, da ich – shame on me – noch nie was von dem „phantastischen“ Literaten und Intellektuellen gelesen habe. Nachdem allerdings Martina schon so ein paar Dinge vorgegeben hat, mag es vielleicht ein wenig unfair sein, auf diesen Zug aufzuspringen, zumal ich annehme, dass ihre Zitatkenntnisse sehr gut (und richtig) sind.

  13. ijb:

    Nachdem der Rätseltext ja nicht verbietet, die Antworten ebenfalls als „riddles“ zu formulieren:
    1
    Der Tipp Lucinda Williams war gar nicht schlecht, doch war mir klar, dass sie nicht die richtige Antwort sein kann. Allerdings: Die beiden Sängerinnen haben ihr Debütalbum tatsächlich im selben Jahr herausgebracht. 1979, so viel verrät der Text. „Who’s in love?“ ist –natürlich– nicht das einzig verbliebene Ur-Mitglied der wegweisenden Hip-Hop-Formation, die einst mit Slogans wie „Don’t Believe the Hype“ und „Welcome to the Terrordrome“ bekannt wurden, sondern ein Herr mit nahezu identischem Namen — sein nur aus einem Buchstaben bestehender Nachname ist tatsächlich nur eine Stelle im Alphabet weiter, als es beim genannten amerikanischen Hiphopper der Fall war, welchem auch das Zitat “Most of my heroes don’t appear on no stamps” zugeschrieben wird.
    Jener „berühmteste Song des Albums“, der die Antwort auf die Frage in der Überschrift gibt, eröffnet das 1979 veröffentlichte, selbst- oder un-betitelte Debütalbum der gesuchten Sängerin mit dem Tattoo.

    2
    Vom Schreiber des genannten Zitats unter der zweiten Frage habe ich wie gesagt leider noch nichts gelesen, aber vielleicht ist er ja der Flaneur im Jahre 1979, und das gibt mir dann die Gelegenheit, diese Bildungslücke zu schließen. Nachdem Martina den Namen dieses Autors so sicher genannt hat, kann ich nur hinzufügen: Er starb in der Stadt des Sartre-&-Beauvoir-Cafés fünf Jahre nach dem Zeitpunkt, in dem das Geschehen im Text spielt. Ich möchte Mártinas Ántwort állerdings ein Ákzentzeichen áufs erste a des Náchnamens hinzufügen.

    3
    Nach allem, was ich auf die Schnelle im Internet zu dem Buch, das Martina als Antwort auf die dritte Frage ausgemacht hat, gelesen habe, müsste mich das in der Tat sehr interessieren, Stichwort Bildungslücke, aber auch sowohl inhaltlich als auch die experimentelle Form betreffend. Das Internet verrät mir auch, dass dieser Titel des Buchs, in dem der Protagonist vermutlich jener durch die französische Hauptstadt Flanierende ist, der spanische Name jenes Kinderspiels ist, das wir hierzulande als „Himmel und Hölle“ kennen.

  14. Olaf Westfeld:

    Ich habe Rayuela vor ein paar Jahren mal gelesen, weil es sich sehr interessant anhörte – sowohl Inhalt aus auch die experimentelle Form betreffend ;-) eigentlich genau mein Fall. Ich habe das Buch zwar zu Ende gelesen, aber keinen Zugang dazu gefunden. Könnte am Moment gelegen haben – aber vielleicht war es einfach nichts für mich.

  15. Michael Engelbrecht:

    Also, icn enträtsel ja nicht die Angworten, also, bitte Klartext 1 2 3 …😉😅

  16. ijb:

    OK, dann isses wohl doch nicht alles richtig. Meine Antworten sind so geschrieben, dass der Verfasser des Rätsels beim Lesen meiner Antworten im Falle ihrer Richtigkeit nicht selbst rätseln müsste.

  17. Martina Weber:

    Rayuela = Himmel und Hölle. Es ist dasselbe, Ingo.

    Definitiv ist mein Tipp zu Nr. 2 richtig.

  18. Jochen:

    Nr. 1: Rickie Lee Jones
    Nr. 2: Julio Cortazar
    Nr. 3: Rayuela

  19. Michael Engelbrecht:

    Sorry, no…

    Das Rätseln in toto bleibt vorerst ungeknackt.

    Aber die Ratefüchse aus Saarbrücken, Leinfelden und Bielefeld werden noch drei Nächte durchmachen🥁

    Da jeder nur einen Schuss hat, wird es wohl ein Out-Sider, oder, Olaf…. Es ist sooo leicht im Grunde….

    HAT DENN KEINER VON EUCH DIESES WUNDERBARE BUCH GELESEN, AUF DAS FRAGE DREI ZIELT!?

  20. Olaf Westfeld:

    Ich komme wohl nicht drauf. Beruhigend, dass das sehr schöne Zitat nicht aus Rayuela stammt, dann kann ich die Quelle ja vielleicht noch lesen… und zur Feier des Abends mache ich gleich Rickie Lee Jones an – Satellites!

  21. Olaf Westfeld:

    Rickie Lee Jones
    Cortazar
    Chronicles Of An American Troubadour

  22. ijb:

    Chronicles Of An American Troubadour

    Ah! Witzig. Dieses Buch habe ich vorhin erst (als Foto) in meiner To-Buy-Liste gesehen.
    Ich habe so eine Sammlung von Fotos von Platten/CDs und Büchern auf meinem Telefon, damit ich, wenn ich mal in einem guten Second-Hand-Laden oder so stehe (z.B. Amoeba), weiß, wonach ich suchen muss.
    Das Foto von dem Buch hab ich letztes Jahr in Brian Whistlers Wohnzimmer gemacht:

     

     
     

  23. Olaf Westfeld:

    Aber ob es stimmt? Ist wahrscheinlich wirklich gut, das Buch – ich habe es aber noch nirgendwo stehen sehen. Witzigerweise läuft hier jetzt gerade auch wirklich „Satellites“.

  24. Michael Engelbrecht:

    Congratulation, Monsieur Westfeld!

    Die Geschichte von dem Flaneur: das war in meiner Fantasie Julio Cortazar, und ich war immer schon ein Freund seines magischen Realismus, der sich mit seinem dezidierten Antifaschismus  bestens vertrug. 1979 lebte er im Marais, und wäre ich da schon Journalist gewesen, ich hätte Julio zu gerne besucht.

    In meiner Fantasie hatte er Rockie Lee Jones‘ Debutalbum in der Tüte, und der  berühmteste Song daraus war nun mal „Chuck E.‘s In Love“. Soviel zum Obertitel: Chuck E.!

    Das Foto mit dem Tatoo ist eines Verkleinerung des Fotos, aus den neuen JUNI MOJO, in dem Sylvie Simmons dem Album voller Standards aus dem American Somgbook vier Sterne gibt, völlig zurecht übrigens, imo, nicht eben das, was bei manchen Kritikern gleich reflexhaft SCHNAPP macht… a la „auf Nummer Sicher gehen“…

    so what … 😉🌈

    she inabits these old songs in beautiful ways.

    Meine letzte lange Klanghorizonte Nacht begann mit Rickie Lee und ihrem grossartigen Cover eines Steely Dan Songs…

  25. Olaf Westfeld:

    Ja – wirklich eine großartige Coverversion, ich erinnere mich das Stück.
    Ich habe nach Rickie Lee Jones Lieblingsbüchern gesucht, da kam dann die Autobiographie (die ist lesenswert?) – dann war es ein Schuss ins dunkle.

  26. Michael Engelbrecht:

    Und wie lesenswert die ist!

    Und der letzte Satz des Zitats… alle Girls im Zimmer .. weist ja auf die Erinnerungen einer Frau…

    Alles weitere dann per mail…


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