„Von den Experimenten des Sun Ra Arkestra und Alex von Schlippenbachs Globe Unity in den 60er Jahren über Charlie Hadens langjähriges Liberation Music Orchestra und Mike Westbrooks Marching Song Band bis hin zu Amir ElSaffars Two Rivers – ernsthafte Versuche, die erweiterten Techniken und Strategien des Free Jazz in das Format eines großen Ensembles zu integrieren, waren immer eine Beobachtung wert. Vor fünfzig Jahren war Keith Tippetts kurzlebiges 50-köpfiges Centipede ein spektakuläres Beispiel; jetzt gibt es ein neues Album des fast ebenso populären Fire! Orchestra, das vor 14 Jahren in Schweden aus dem Trio um den Saxofonisten Mats Gustafsson, den Bassisten Johan Berthling und den Schlagzeuger Andreas Werliin hervorging.“
Soweit der Anfang der Besprechung der neuen wunderbaren Arbeit des Fire! Orchestra. Von Richard Williams, nachzulesen in seinem Blog „The Blue Moment“. One of my favourite albums of 2023 (m.e.)
2023 18 Apr.
Ein weiterer „blauer Moment“ von Herrn Williams
von: Manafonistas Filed under: Blog | TB | 3 Comments
3 Comments
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Henning Bolte:
Ich verstehe gut, was RW sagen will. Ist das, was er beschreibt nun sowas wie Schwarmintelligenz? Ich glaub nicht ganz. Es ist vor allem eine Frage des guten und intensiven Rehearsens unrd intelligent gemachter Stepping Stones. Als das Fire Orchestra noch live tourte=, war es ein hype und Mittel für den Ticketverkauf. Was ich live hören/sehen konnte, fand ich nicht so berauschend. Etwa wenn man das mit der letzten Phase des Chicago Tentetts von Brötzmann vergleicht. Das war ein Live Höhepunkt. Und Brötzmann hat konsequent beim Höhepunkt aufgehört. Die Relevanz des Rehearsens zeigte sich auch bei dem Supersonic Orchestra von Gard Nilssen, das im letzten Jahr tourte. In Saalfelden wurde meine Skepsis bei groB angekündigten Mega-Ensembles eher bestätigt, während dasselbe Ensemble in Berlin beim Jazzfest einen schlicht grandioses Schlusskonzert hinlegte. Sie hatten intensiv rehearsed und gute neue Kompositionen und gute neue Kompositionen/Stepping Stones.
Es gibt groBe Ensembles ja auch in Deutschland, aber darüber redet glühend kaum ein Schwein. Wie kommt das?
Was ich gar nicht verstehe, ist das Rücken von Amir ElSaffars Ensemble in diesen Zusammenhang. Amir ist einer der interessanten Musiker aus dem Jazzbereich, aber er macht was ganz anderes als das Fire Orchestra! Es wäre gut, seine Arbeit hier mal zu belichten.
Ein Orchester, das dagegen definitiv in diesem Kontext groBartig operiert ist das Chicagoer Exploding Star Orchestra angeführt von Rob Mazurek, das eine lange Geschichte kennt. -
Michael Engelbrecht:
Na, da wäre ich etwas vorsichtig, mit dem Hype und dem Ticketverkauf. Aber selbst wenn das gut recherchiert wäre und nicht wild vermutet: aus manchem wilden Spass und verrücktem Happening ist schon grosse Kunst entstanden.
Das Exploding Star Orchestra hat nur selten bei mir gezündet. Kam höchstens einmal in meine Nacht, erwarten tue ich da jedesmal mehr. Und auch bei Brötzmann ist meine Begeisterung lang nicht so stetig wie deine – da gibt es nun mal auch mehr und weniger Berauschendes. Aber sollte mor jemand die neue cd LIGHTNING DREAMERS zusenden, garantiere ich eine kleine Manabesprechung:) – wer weiss schon, wann ein Stern explodiert …
Amir ElSaffar, why not, 17-köpfiges Ensemble. Passt in den Kreis.
Wenn ich spüre, dass sich etwas Besonderes ereignet hat, und das ist bei ECHOES der Fall, dann ist das erstmal ein Fest und ein tiefgreifendes Erlebnis. Grosses Trara hat mich noch nie einfangen können – ECHOES liefert auf allen Ebenen Exzellenz.
Und hier in Germany. Du kannst das doch ändern, Henning, und glühemd wie „sonst kein Schwein“ über tolle deutsche Grossensembles schreiben. Obwohl, da gibt es bestimmt schon glühende Texte hier und da. Und rosarote Ohren😂
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Henning Bolte:
Ich wollte nicht an den Qualitäten de Albums zweifeln. Ich habe etwas aus der Perspektive des live Erlebens hinzugefügt. Von manchen der genannten Ensembles kenne ich tatsächlich nur die live Auftritte, wie etwa beim Chicago Tentett von Brötzmann. Eins der letzten Konzerte, das in Moers hat sich tief eingebrannt bei mir. Bei Exploding Star Orchestra, das ja mit unterschiedlichen Besetzungen und Gästen arbeitet, ähnlich. Für mich ist das Konzert des Ensembles mit Bill Dixon in Lissabon schlicht unvergesslich. Gard Nilssens Supersonic Orchestra gehört sich in diese Reihe. Es ging ja auch nicht um die Zahl der Orchestermitglieder, sondern um die Verortung in der Freejaz Tradition. Und von da aus gesehen kommt man auch noch zu Paal-Nilssen Love’s Large Ensemble und zu seinem Circus Ensemble sowie zum Ensemble Guts and Skins (von Nilssen-Love und Håker Flaten) oder dem Ominae Ensemble des portugiesischen Schlagzeugers Pedro Melo Alves und dem französischen Coax Collectif von Julien Desprez oder das Regenorchester von Hautzinger. Letztgenannte Ensembles sind alle miteinander personell verzahnt. Adam Rudolph Go Organic aus Chicago ist eine weiteres interessantes Ensemble auf diesem Gebiet und das Art Ensemble of Chicago besteht ja auch noch immer. Und nebenbei: es gab ein toll besetztes wildes Tentett von Jakob Bro. Davon gibt es nur eine Veröffentlichung und die ist auf der Website von Bro gratis runter zu laden. Friede den Hütten!
Kurzum, wenn man durch die Tür tritt, gehen auf einmal ne Menge weitere auf.