Mit Favoritenlisten kann ich, selbst wenn ich’s wollte, derzeit nicht mithalten. Hineingezogen in den Live-Sog bleibt da einfach keine Zeit für fein eingerichteten und selbstinszenierten Lauschrausch.
Ich muss für Reinkommen sorgen (in der Regel Gästeliste), mich durch abendliche Gegenden bewegen, vorher das Wetter checken. Wenn der Platz in der Spielstätte gefunden ist, die Kamera rausholen und das Licht prüfen – alles je nach örtlichen Bedingungen und Spielflächenaufstellung. Zwischendurch Leute begrüBen, Freunde, Bekannte, Musiker und andere, miteinander austauschen, strahlende Gesichter, Lächeln, freudige social talks.
Man ist zusammen, trifft sich hinterher: der Hang, der sich je nach Lage und Anwesenden in verschiedenen Wellen entfaltet (und dann auch mal ganz schön lange dauern, ‘überhängen‘ kann). Eben Clubatmosphäre. Begegnungen, oh lala, oh oh, ha ha ha, he he he. Es kommen genug spannende Themen und Ereignisse an die Reihe. Guter Austausch eben. Und meistens sind es ja junge Folks, mit denen man gegenwärtig zu tun hat. Hat was. Von denen kommt die Dynamik, das Neue, Gewagte, Schräge, Erstaunliche, Geniale, Verrückte. Und es ist ständig am Wachsen, wie’s ja 40er, 30er und noch jüngere normal ist. Das Alte (ver)wandelt sich und diese Generationen trauen sich Sachen, die früher Jenseits waren (für ganz mutige und unbesonnene). Was eine frühere, ältere Generation in längeren Prozessen erobert hat, wird von nachfolgenden Genrationen dann häufig im Handumdrehen angeeignet und in den Ring geworfen – zusammen mit allem, wodurch neue Generationen geprägt sind und dem, was sie für sich umformen, erobern wollen.
Je nach Hang auch mal hangover am nächsten Tag. Dann ist aber Fotos bearbeiten und schreibend das Geschehen verarbeiten angesagt. Erstmal klare Charakterisierung der Musik finden, dann die Erlebnisqualitäten zum Ausdruck bringen usw.. Was es alles nach sich ziehen kann, kann man oft nicht übersehen.
Anders noch, wenn man selbst auftritt. Dann ist Instrumentarium, Werkzeug einpacken angesagt, reisen und Stunden vorher am Ort sein. Aufbauen, Soundcheck, Konzentrieren, performend agieren, Reaktionen entgegennehmen, den Bühnenkram abbauen und einpacken. Dann: Hang und Austausch. Abbauen und einpacken nach dem live Ereignis find ich den härtesten Teil des Ganzen. Da muss man Praktisches entwickeln (damit man später auch alles schnell wiederfindet). Pianisten haben’s wohl am besten in der Hinsicht. Schlagzeuger haben immer was zu schleppen und Bassisten sind vielleicht am härtesten dran. Sie schleppen oft nicht mit ihren eigenen Instrument rum, benutzen geborgte, zur Verfügung gestellte Kontrabässe. Ganz zu schweigen von Vibraphonisten. Und dann die Elektronik und die ElektronikerInnen. Manche sind erstaunlich mit ihren Koffern und dem Ein-/Auspacken und Installieren.
So werden derzeit die kleinen Bühnen schnell voll: wie ein Waldstück mit reichlich Unterholz und queren Ästen. Ach, und dann das Licht und die Klangregelung, die Bühnenmonitoren, der Raumklang. Ein ganz eigenes Kapitel.
Gut, das gehört alles – in verschiedenen Qualitäten – dazu. Das Live-Erlebnis ist für mich der Kern geworden. Da kann ich nur bei bewusster Absonderung aus der Felddynamik und dem Live-Sog zur heimischen Tonträger Session umschalten.
Live-Konzerte triggern Live-Konzerte. Das Netzwerk erweitert sich (von selbst) und bevor man’s merkt, ist man drin im Sog. Ab und zu sind dann ‘scharfe’ Entscheidungen (des Verzichts) angesagt. Ich dachte, ich mach jetzt mal eine Liste dazu und war selbst überrascht, was sich im Sog der letzten zwei Monate alles ER_EIGNET hat. Es waren dann doch im Schnitt 3 Live_Sachen pro Woche und 2 eigene Auftritte. Manches springt heraus und wirkt dann oft noch lange und tief nach.
Ich versuch hier ab und zu, das eine oder andere zu beleuchten. Manchmal gelingt’s. Schön, wenn’s dann auf (teilnehmende) Neugierde trifft. Dokumentieren hat aber immer seinen eigenen Wert.
Die Fotos gehören zu unterschiedlichen Konzerten und sind hauptsächlich nach zueinander passenden Blickrichtungen in der Dreierreihe ausgewählt.