Ziemlich in der Mitte zwischen Weihnachten und Sommer liegt die saure Gurkenzeit – zumindest, was Serien betrifft, so scheint’s. Da freut man sich, dass es noch kleine Köstlichkeiten gibt wie der grossartige Western 1883 und die humorvoll-erotischen Urlaubsepisoden an der sizilianischen Küste in The White Lotus. So können dann auch ARD-Programme glänzen und hätte ich jemals behauptet, im deutschsprachigen Milieu gäbe es nichts Gutes, so nähme ich alles zurück: die an Big Little Lies angelehnte heiter-dramatische Krimigeschichte wurde aus Kalifornien ins Östereichische transponiert und besitzt ein ganz eigenes Kolorit. Vier Freundinnen und der ungeklärte Todesfall eines sadistischen Gymnasialdirektors machten grossen Spass. Unvergesslich der dröge Wortwitz einer Kommissarin, die ununterbrochen Kuchen isst. Slow Horses nennt sich das gediegene, gut gereifte Handwerk des subtilen englischen Schwarzhumors, verpackt in der Geschichte einer von der Regierung aufs Abstellgleis gestellten „Versagertruppe“ britischer Geheimdienst-Agenten, die sich aber dann doch allesamt als ziemlich gewieft und professionell zeigen. Hallelujah ut di wat nix? Denkste wat – das vermeintlich dümmste Huhn findet oft die dicksten Körner und das auf Nebenwegen. Überraschend war The Last of Us: ein aggressiver Parasiten-Pilz befiel die Erde und machte Befallene zu tötenden Zombies. In einer dystopischen Nachwelt kämpfen nun ein Mycel-immunes, aufgewecktes Teenie-Girl und ein älterer erprobter Kämpfer ums Durchkommen: menschlich warm und sehenswert, in atemberaubenden Bildern. So schön kann Weltuntergang sein. Ich wollte ihr eine Chance geben, stieg deshalb quer ein bei Staffel Vier, aber letztlich enttäuscht und deshalb nicht am Ball geblieben bin ich bei Babylon Berlin. Klar, kann man gucken, aber muss nicht: filmhandwerklich und schauspielerisch solide (Meret Becker ist ’ne Show), leider etwas überfrachtet und angestrengt, auch deshalb knapp unterhalb des Binge-Faktors.