Manafonistas

on life, music etc beyond mainstream

2023 12 Feb.

„Das böse Erwachen des Traumdeuters“

von: Michael Engelbrecht Filed under: Blog | TB | 18 Comments

 

Der Traumdeuter bin ich. Traumdeutungen und luzide Träume sind eine Passion. Aber das gehört gar nicht hierher. Oder doch? Es war ein paar Tage vor der Fahrt ans Meer. Ich erwachte nachts mit leichter Benommenheit. Als ich aufstand, aufstehen wollte, konnte ich mich kaum auf den Beinen halten. Something was totally wrong. Is this a dream? Ein Schwindel fiel über mich her, ich wankte, und liess mich auf den Parkettboden nieder. Was war denn hier los? Normal ist das die Zeit jener Art des Erwachens, bei der ich auf die Zeiger der grossen Küchenuhr schaue: habe ich bereits vier, fünf Stunden geschlafen? Dann liegen die längsten R.E.M.-Phasen noch vor mir, und ich kann versuchen, eine luziden Traum einzuleiten. Nicht in dieser Nacht. Ziemlich schnell kalter Angstschweiss. Ich hatte nichts Ungewöhnliches gegessen, auch keine Scheisspilze, und sowieso nichts getrunken. Die geläufigen Tests kurz, um Horroroption 1 und Horroroption 2 auszuschliessen (bin ja kein fucking Arzt). Ich versuchte mich zu beruhigen, ging nicht wirklich, etwas war seltsam. Ich kannte solchen Schwindel nicht, und als ich einmal, nur einmal, in vielleicht vergleichbar seltsamen Zuständen war, der Boden sich leicht hob, kaum zwanzig Lenze auf der Erde, in einem kleinen Kino in Paris bei einem Film mit Lino Ventura, bekam ich hernach bei einem Doktor eine Calciumspritze, und alles war gut. Das hier war anders. Ich erwachte bald wieder, und mir war schon im Liegen schwindelig. Nichts wurde besser, das Gleichgewicht eine Illusion, ausgehebelt von jedem einzelnen Atemzug. Das schaffte ich gerade noch, bei meiner Hausärztin vorstellig zu werden, mich als Notfall zu deklarieren. Nebenzimmer, Liege, EKG, Blutdruck. Warten. Frau Welter sprach Klartext, gab mir eine Übung und ein homöopathsiches Mittel an die Hand. Vertigoheel. Lagerungsschwindel, benigner (gutartiger) Lagerungsschwindel! Man lernt nie aus. Die Übung half rasch, und ich setzte sie noch zwei Tage fort. Glück gehabt. Als ich einen Tag darauf in die Stadt fuhr, um Grünkohl zu holen, hielt ein Polizist hinter mir, und stieg, als ich aussteigen wollte, von seinem Motorrad. Er schaute sich das Hinterteil meines Toyotas genau an. Ich öffnete das Fenster mit einem unguten Gefühl, und er sagte: „Sie machen Geocaching!?“ 

 

This entry was posted on Sonntag, 12. Februar 2023 and is filed under "Blog". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. Both comments and pings are currently closed.

18 Comments

  1. Michael Engelbrecht:

    Wikipedia

    Ein Klartraum, auch luzider Traum (über englisch lucid dream[1] von lateinisch lux, lūcis „Licht“), ist ein Traum, in dem der Träumer sich dessen bewusst ist, dass er träumt. Paul Tholey, Psychologe und bedeutendster deutscher Klartraumforscher, formulierte dies folgendermaßen: „Klarträume sind solche Träume, in denen man völlige Klarheit darüber besitzt, daß man träumt und nach eigenem Entschluß handeln kann.“[2] Bei dieser Definition stützte sich Tholey auf die Philosophin Celia Green und den Psychologen Charles Tart.[3] Tholey und der US-amerikanische Psychologe Stephen LaBerge sind die beiden zentralen Pioniere auf dem Gebiet der modernen Klartraumforschung. Die Fähigkeit, Klarträume zu erleben, hat vermutlich jeder Mensch, und man kann lernen, diese Form des Träumens herbeizuführen. Dazu gibt es verschiedene Techniken. Ein Mensch, der gezielt Klarträume erleben kann, wird auch Oneironaut genannt (von gr. oneiros „Traum“ und nautēs „Seefahrer“).

  2. Norbert Ennen:

    Lagerungsschwindel wurde bei mir vor ca. 3 Jahren auch diagnostiziert. Voraus ging ein mehrwöchiger Netflix- und Amazon Prime Serienmarathon.

  3. Michael Engelbrecht:

    Kann gut eine einmalige Sache gewesen sein. Sagte meine Hausärztin. Glaubst du, das hing mit dem Serienmarathon zusammen?? Oder dem Inhalt der Serie? Hat das den Schwindel möglicherweise „getriggert“? Hast du LOST geguckt?😉

  4. Anonymous:

    Zuviel ist zuviel. „He fills his head with culture“ (Gang Of Four)

  5. Michael Engelbrecht:

    Ziel des Geocachings ist es, in unbekanntem Gelände ein Versteck aufzuspüren. Dort liegt ein „Cache“, meist ein kleiner Behälter mit einem Logbuch und häufig auch einem kleinen Geschenk darin. Wer mag, trägt sich in das Buch ein und nimmt das Präsent als Andenken mit.

  6. Ursula Mayr:

    Ich hab den saublöden Lagerungsschwindel auch, vor allem beim seitlich Drehen im Liegen. Kann auch ausgelöst werden durch leichte Infekte mit Ohrenbeteiligung (cave Nebenhöhlen und Tuben!), es ist ja ein Innenohrgeschehen. Auch psychische Auslöser möglich, Seriengucken wahrscheinlich eher weniger, ausser es wird etwas wirklich Traumatisches getriggert. Eine komplette Karussellnacht hab ich auch schon hinter mir.

  7. Jochen Siemer:

    Schnelle Diagnose einst beim Hausarzt ohne weitere Untersuchungen: „Typischer Fall von Lagerungsschwindel. Wie, Sie sind mit dem Fahrrad gekommen? Lebensgefährlich!“

    Die Übungen waren ein Segen. Kam dann aber wieder nach einiger Zeit. Diesmal musste ich gleich kotzen. Kristalle verirren sich im Gehörgang und lösen den Schwindel aus. Sie werden durch die Übungen „zurückgeführt“.

  8. Ursula Mayr:

    Einfach widerlich!!

  9. Michael Engelbrecht:

    Vielleixht macht es Sinn, Placebo oder Unfug oder wirksam, mal länger Vertigoheel zu nehmen, das homöopathische Mittelchen.

    Wir könnten auch eine Selbsthilfegruppe gründen😇

    Bei einer recht ordentlichen zweistelligen Prozentzahl im mittleren Bereich (sagtw mir jenand, genaue Zahl vergessen), bleibt es bei einem Vorfall, langfristig. Wenn es wiederkehrt, weiss man wenigstens, was man tuen kann.

    Vielleicht ist die Übung mit dem Hin und Herschmeissen, einmal pro Woche, auch ne Rückfallprophylaxe. Oder?

    Mich wundert, dass keiner das Geocaching aufgreift😉

    Ich habe am Tag zuvor Crescent von John Coltrane gehört, und keinrsfalls Vertigo von Hitchcock gesehen 😂.

  10. Ursula Mayr:

    Nee, Rückfallprophylaxe ist das nicht, das wirkt nur um die kleinen Kriställchen zurückzupfeifen die da in verbotenen Gängen herumgeistern. Wenn keine geistern braucht man nix machen. Vertigoheel hatn guten Placeboeffekt.

    Vermutlich ist nicht ganz klar wie man an einer Autorückseite erkennen kann dass jemand Geocoaching macht?? Also mir zumindest nicht …

  11. Michael Engelbrecht:

    !!!!VIELLEICHT WIRKT JA DER NAME VERTIGOHEEL als Affirmation, wenn man die Tablette und das Wort einfach zwischendurch mal auf der Zunge zwrgehen lässt!!! 😇

    Hast du mal Geocaching gemacht? Ich habe nach der Aktion des freundlichen Polizisten fast Lust darauf bekommen.

    Ich habe den Toyota ja vor einem Jahr gekauft, gebraucht. Der Vorbesitzer ist sehr pfleglich mit dem Auto umgegangen. Was mit auffiel, war ein Sticker hinten, der aussah wie ein Logo für ein Medikament. So ein Männchen mit Codenummer. Und das, sagt der Bulle, aei ein Zeichen dafür, dass ich grosser Freund des Geocaching sei, so dass andere mit mir Kontakt aufnehmen könnten.

  12. Martina Weber:

    Ich hatte die Bemerkung des Polizisten für den aus der Fantasie stammenden Teil deines Textes gehalten, eingefügt, um noch einen anderen Drive einzubringen, ein Ausflug in die Magie zum Abschluss. Habe mich auch darüber gewundert, woher der Polizist das Geocaching kennt. Jetzt habe ich den Wikipediaartikel überflogen. Geocaching ist also so eine Art Schnitzeljagd 2.0.

    Und in der Polizistenfortbildung oder der Polizistenallgemeinbildung kommt es wahrscheinlich deshalb vor, weil einige Geocacher beim Platzieren des Geocache-Behälters in gewagten Regionen und die Suchenden für TerroristInnen gehalten wurden. Spannend finde ich, was sich in diesen mysteriösen Geocache-Behältern findet. Auch dafür bringt Wikipedia Beispiele. Eine Haarspange, ein Notizbuch mit Kuli, ein Knopf, ein Aufkleber, Visitenkarten. Es könnte schon noch origineller sein. Aber es geht ums Dabeisein.

  13. Michael Engelbrecht:

    Die Wirklichkeit ist meistens aufregender als Wikipedia, Tina. So finden sich in diesen Caches zuweilen auch folgende Objekte: ein Parfüm von Guerlain, getrocknete Steinpilze (vakuumiert), ein Salzstreuer aus Bosten (diese eckigen, kultigen!), eine Schatzkarte für das Hohe Venn, kleine Tüten mit weissem Pulver, Globuli gegen Übelkeit oder Fersensporn, usb-Sticks mit Al Green-Songs, ein 100 Euro-Gutschein für die Meyer‘sche, Cds von XTC, und, ganz beliebt, Amethyst! Nix da mit „Ausflug in die Magie“.

  14. Martina Weber:

    Na, wenn das so ist. Um solche Zielobjekte ein paar Momente anzusehen und in meinen Händen zu halten, würde ich mich glatt auf ein Abenteuer einlassen.

  15. Ursula Mayr:

    Lieber Pokèmon – go! Was tu ich mit alten Haarnadeln?

  16. Michael Engelbrecht:

    Ein Freund erzählte mir, er fand beim Geocaching einen Goldring mit Zertifikat, der sich dann als Imitat entpuppte. Auch eine Art Lagerungsschwindel. Aber bösartig😅

  17. Ursula Mayr:

    Mich deucht das ist nur ein modernes Wort für Schrottwichteln.

  18. Michael Engelbrecht:

    Schrottwichteln, wunderbar!


Manafonistas | Impressum | Kontakt | Datenschutz